Freakstock-Festival in Allstedt Freakstock-Festival in Allstedt: Wie es sich mit Kindern beim Jesus-Festival lebt

Allstedt - Der Wind bricht los und die ersten Regentropfen klatschen auf Planen. Männer mit Bärten und dem Gesicht von Jesus Christus auf den T-Shirts springen auf. Frauen mit wehenden Röcken schnappen ihre Kinder und rennen ins Trockene: „Bindet die Zelte an“, ruft Louise Schellenberg. Sollten nämlich die Pavillons wegfliegen, stünde auch ihre Mission beim Freakstock-Festival in Allstedt auf der Kippe.
Die Jesusfreaks kommen in die Stadt. Schilder in Rosarot und Schwarz gesprüht kündigen das seit Wochen an und wecken bei den Allstedtern möglicherweise die wildesten Fantasien. Männer mit langen Bärten und Jesuslatschen, Frauen mit Blumen im Haar - alles etwas alternativ und hippiemäßig.
Bunte Gäste-Mischung beim „Freakstock“
Louise Schellenberg weiß, wie sich die Außenwelt den Besucher des christlich-freikirchlichen Festivals vorstellt. Dabei passt sie selbst so gar nicht in dieses Bild. Die junge Frau mit den blonden Haaren, der Brille und dem leuchtend roten Lippenstift erlebt das „Freakstock“ schon seit Jahren als eine bunte Mischung verschiedener Strömungen.
„Den Jesusfreak schlechthin gibt es nicht“, sagt sie. „Gut bürgerliche, christliche Familien campen hier im Wohnwagen, während Andere ziemlich alternative, naturnahe Lebensstile pflegen. Altersgrenzen verschwimmen.“ Die 31-Jährige ist selbst Mutter von zwei kleinen Kindern. Das Festival hat sie nur einmal, kurz nach der Geburt des Ersten, sausen lassen.
Heute gehört sie zu denen, die auf dem Flugplatz für eine familienfreundliche Atmosphäre sorgen. Während draußen das kurze Unwetter tobt, zeigt sie ihr Reich: Das Familienzelt, das sie Jahr für Jahr betreut. Auf einer selbstgezimmerten Bar stehen Tee und Kaffee, über einen Teppich krabbeln gerade drei Kleinkinder, während ihre Eltern auf Sofas und Klappstühlen schwatzen.
Lösungen für Eltern und ihre Kinder
„Fließend Wasser und Strom gibt es auf dem Zeltplatz nicht“, erklärt Schellenberg. Für viele Eltern sei das ein Problem. Wo sollen sie Babybrei zubereiten? Wo das Wasser für ihre Kinder abkochen? Lösungen dafür soll das Familienzelt bieten. Mehrere ähnliche Stationen gibt es auf dem Allstedter Flugplatz. In einem Pavillon können Eltern etwa ihren Nachwuchs professionellen Betreuern anvertrauen, während sie selbst an religiösen Workshops teilnehmen.
Das Jesus-Festival, das erst 2015 von Borgendtreich nach Allstedt zog, gilt als eine der familienfreundlichsten Veranstaltungen dieser Art. Das findet auch Louise Schellenberg: „Auf andere Musik-Festivals könnte kaum jemand die Kinder mitnehmen.“ Die Jesusfreaks sind eine sehr lose organisierte Strömung, Schellenberg selbst gehört zu einer kleinen Gruppe in Halle. „Wir sind Laien“, erklärt sie. „Wir haben gemeinsame Gottesdienste, hören Andachten, schauen aber auch mal den Tatort zusammen.“
Sie selbst habe als Jugendliche zu den Jesusfreaks gefunden, die Kinder von heute wüchsen in die Bewegung rein. „Ich habe noch nie so viel Nachwuchs beim Festival gesehen wie in diesem Jahr“, schätzt sie. „Die Eltern haben im letzten Jahr oft erst getestet, ob Familienfreundlichkeit in Allstedt funktioniert. Wie es scheint, waren sie zufrieden.“ (mz)