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Fahrradwerke in Sangerhausen Fahrradwerke in Sangerhausen: Mifa hat Grundstück verkauft und Sanierer berufen

Von Karl-Heinz Klarner 16.04.2014, 06:54
Das Logo der Fahrradmarke Mifa ist auf einem Rad im Werksverkauf des Fahrradherstellers in Sangerhausen zu sehen.
Das Logo der Fahrradmarke Mifa ist auf einem Rad im Werksverkauf des Fahrradherstellers in Sangerhausen zu sehen. dpa Lizenz

Sangerhausen/MZ/dpa - Der angeschlagene Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen verschafft sich mit einem Immobilienverkauf frisches Geld und holt einen Sanierer an Bord. Das Unternehmen werde ein Betriebsgrundstück für 5,7 Millionen Euro an den Landkreis Mansfeld-Südharz verkaufen und das Gelände anschließend mieten, teilte Mifa am Mittwoch mit. Als monatliche Miete sollen im Gegenzug zwischen 54.000 und 67.000 Euro an den Landkreis fließen.

Vorstandschef ist zurückgetreten

Vorstandschef Peter Wicht habe sein Amt mit sofortiger Wirkung aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Er war zuvor bereits wegen Krankheit nicht mehr im Amt. Als neues Vorstandsmitglied berief der Aufsichtsrat den Sanierer Stefan Weniger, der die Bereiche Reorganisation und Sanierung verantworten soll.

Das millionenschwere Hilfspaket des Landkreises Mansfeld-Südharz für die finanziell angeschlagenen Mitteldeutschen Fahrradwerke AG in Sangerhausen kann damit greifen. Bereits am Montag hatte der Landkreis nach eigenen Angaben einen Notarvertrag für die Grundstücke des börsennotierten Unternehmens unterzeichnet. Eine Vertragsklausel stelle sicher, dass der Kaufpreis nur fließt, wenn alle Bausteine der Rettungsaktion zusammenpassen, sagte Landrat Dirk Schatz (CDU).

Die Mifa hatte am 20. März bekanntgegeben, dass sie aufgrund von Buchungsfehlern im Jahr 2013 voraussichtlich Verluste in Höhe von 15 Millionen Euro eingefahren hat. Gründe für diese Entwicklung seien zudem unter den Erwartungen gebliebene Umsätze und gestiegene Kosten. Der Fahrradbauer hatte 2013 einen Umsatz zwischen 120 und 130 Millionen Euro angestrebt, die Prognose dann aber auf 115 Millionen Euro gesenkt. Die Aktie hatte daraufhin mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren.

Mifa gilt mit 770 Beschäftigten als absatzstärkster Fahrrad-Hersteller in Deutschland und größter Arbeitgeber im Südharz. Größte Anteilseigner an Mifa sind Unternehmenschef Peter Wicht und AWD-Gründer Carsten Maschmeyer mit ihren Familien.

Die Industriegewerkschaft Metall Halle-Dessau zeigte sich am Dienstag „mehr als erschüttert“ von der Finanzsituation des Unternehmens. „Es wird Zeit, dass das Management seine Hausaufgaben macht, es die Anliegen der Beschäftigten ernst nimmt und den Betriebsrat einbezieht“, sagte Almut Kapper-Leibe, Bevollmächtigte der IG Metall Halle-Dessau. „Ich persönlich erwarte von den Anteilseignern in dieser schwierigen Phase, zur Mifa AG zu stehen und auch soziale Verantwortung für die Beschäftigten und die Region zu übernehmen.“

Gute Auftragslage

Die Mifa hatte Ende März betont, dass die Auftragslage für das erste Quartal 2014 sehr gut sei und das Unternehmen über eine ausreichende Liquidität für das laufende Geschäft verfüge. Zudem könnte der weltgrößte Fahrradhersteller Hero Cycles das Unternehmen aus den roten Zahlen holen. 15 Millionen will die indische Firma über eine Eigenkapitalbeteiligung investieren, hieß es. Eine entsprechende Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet worden. Damit wäre der Fahrrad-Riese Hero der größte Anteilseigner, würde mehr als 27 Prozent der Mifa halten und eine Sperrminorität besitzen.

Die Mifa ist der absatzstärkste Fahrradhersteller in Deutschland.
Die Mifa ist der absatzstärkste Fahrradhersteller in Deutschland.
dpa Lizenz
Ein Mifa-Mitarbeiter montiert in Sangerhausen ein E-Bike.
Ein Mifa-Mitarbeiter montiert in Sangerhausen ein E-Bike.
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