Entdeckung vor 150 Jahren Entdeckung vor 150 Jahren: Geheimnisse um das Röblinger Gräberfeld
Halle/MZ. - Im Jahr 1854 erregte zwischen Ober- und Unterröblingen ein Gräberfund Aufsehen. "Man fand eine große Anzahl Skelette, eines neben das andere
gelegt, 30 bis 60 Stück nebeneinander geordnet, und so in mehreren Lagen", schrieb Erich Neuß 1939 im Mansfelder Heimatkalender und fügte hinzu: "Diese Massengräber - denn anders konnte die Leichenstätte nach Zahl und Anordnung der Begrabenen nicht genannt werden, waren oft kaum mit einem Spatenstich Erde bedeckt."
Der Fundplatz ist am Ortseingang von Röblingen noch zu erahnen. Der Tagebau "Ottilie", aus dem 1858 die erste Kohle gefördert wurde, erstreckte sich neben der Seestraße auf dem Acker zwischen Freilichtbühne und Ortslage, erläutert Rudolf Ebest vom Heimat- und Bergbauverein der Seegemeinden.
Die Geschichte, die das Gräberfeld hätte erzählen können, blieb leider weitgehend im Dunkeln. Weil mit den Funden vor 150 Jahren auf eine Art und Weise umgegangen wurde, die aus heutiger Sicht nicht nachvollbar ist. Die Skelette wurden nach dem Bericht eines Zeitgenossen "entweder zu Düngepulver zerstampft" oder fanden bei der Rübenzuckerfabrikation Verwendung. Waren die Gräber ein Hinweis auf jene Schlacht, die die verfeindeten Brüder Albrecht und Dietrich von Meißen und deren Kriegsleute bei 1194 "Reveninge" zusammenführte?
Erich Neuß beantwortete die Frage mit Ja und argumentierte: "Für ein Schlachtengrab sprach die Menge und die Beschaffenheit der Funde. So hob zum Beispiel der Ortsschulze Müller in Oberröblingen ein Schulterblatt auf, in welchem noch die ganze, bis in die Lungen eingedrungene Lanzenspitze festsaß. Dieses Beweisstück kam übrigens in die Sammlungen des Thüringisch-Sächsischen Geschichtsvereins und ist heute wohl verschollen, wenn es nicht irgendwo in den Magazinen der Landesanstalt für Volkheitskunde zu Halle aufbewahrt wird." Neuß räumte allerdings ein, dass seinerzeit auch mancher der Ansicht war, "es handele sich um eine vorgeschichtliche Begräbnisstätte."
Da keine Dokumention der Funde vorliegt, ist das Alter der Gräber nicht mehr exakt zu bestimmen. Olaf Kürbis, Gebietsreferent Mansfelder Land / Sangerhausen im Landesamt für Archäologie, hält es aber für wenig wahrscheinlich, dass die Gräber mit der Schlacht von 1194 in Zusammenhang stehen. Sie müssen viel älter sein. Ein Bericht des Bergmeisters Hecker aus dem Jahr 1877, in dem es heißt, dass die Begrabenen mit "dem Kopf nach Süden" ausgerichtet waren, bestätigt seine Ansicht. "Bestattungen mit dem Kopf nach Süden, das spricht eher für die Zeit der Völkerwanderung, also etwa das 4. Jahrhundert", sagte der Archäologe.
In Überliefungen werden Grabbeigaben wie ein Schildbuckel und ein eisernes Schwert erwähnt, was ebenfalls auf Bestattungen aus vorchristlicher Zeit hinweist.