Elektrisch abgefischt Elektrisch abgefischt: Wo sind die ganzen Fische hin?

Sangerhausen - Wer durch Martinsrieth fährt und zur Helme schaut, staunt - oder erschrickt. Man hätte als Kind vielleicht Spaß daran, hindurchzulaufen. Doch den Anglern bereiten die niedrigen Pegelstände vieler Gewässer in Mansfeld-Südharz große Sorgen.
„Die Probleme nehmen landesweit zu“, sagt Gerhard Jarosz, Vorsitzender des Kreisanglervereins Sangerhausen. „Auch im Mansfelder Land leiden mehrere Gewässer unter mangelndem Wasserzulauf.“
Thyra trocken gelegt
In Rottleberode, wo mitten im Ort das Wasser aus dem Flussbett der Thyra verschwunden ist, hatten die Fische sozusagen Glück im Unglück. „Dort ist Karstgebiet, das Problem ist bekannt“, sagt Geschäftsführer Frank Gabriel vom Kreisanglerverein.
„Vor ungefähr einer Woche haben wir abgefischt. Noch rechtzeitig, bevor die Thyra trocken gefallen ist.“ Rund 300 Forellen und ein paar Mühlkoppen hätten sie zu fünft rausgeholt und an anderer Stelle in den Fluss gesetzt.
„Forellen in allen Größen, von drei bis 30 Zentimetern.“ Weil es schon im vorigen Jahr das Problem gab und sie damit rechnen mussten, hätten sie bei der Oberen Fischereibehörde beantragt, elektrisch abzufischen.
Die Tiere werden durch einen Stromschlag kurz betäubt, können mit dem Kescher gefangen und in einen Transportbehälter gesetzt werden, sie sind im Nu wieder fit.
Keine toten Fische gefischt
Bei der Rohne, die in Wolferstedt kein Wasser mehr führt, war das nicht nötig. „Wir haben keine toten Fische in der Rohne gehabt“, sagt Wolfgang Eckert, der Vorsitzende des Allstedter Anglervereins.
„Die Fische haben sich mit dem Wasser in den Neuvorwerksteich zurückgezogen.“ Nachdem 2017 bei einer Güllehavarie sämtliche Fische in der Rohne verendet waren, hatte der Verein im vorigen Jahr angefangen, junge Forellen einzusetzen, 15 bis 20 Zentimeter groß.
Weitere sollten dieses Jahr folgen. Doch schon im April habe sich abgezeichnet, dass die Rohne weniger Wasser führt als sonst; das liege wohl auch am niedrigeren Stand des Grundwassers, vermutet der 67-jährige Vereinschef.
Fehlender Sauerstoff macht Fischen zu schaffen
Zum Glück sei der Vorwerksteich noch gut mit Wasser gefüllt, sagt Eckert. „Es kommt aber nichts dazu, und es fließt nichts mehr ab.“ Was - neben der Wärme - dazu führt, dass Sauerstoff im Wasser und somit den Fischen fehlt.
Außerdem ist der Teich mit seinen Karpfen, Schleien, ein paar Hechten und neuerdings den Forellen im Schnitt nur anderthalb Meter tief. „Zur Belüftung haben wir schon eine Tauchpumpe reingehängt, die bringt aber nur 17.000 Liter in der Stunde.“
Das sei bei einem Hektar Fläche besser als nichts, aber zu wenig. „Wir haben schon mit dem Kreisanglerverein und dem Bürgermeister überlegt, was wir machen können.“ Eine größere Pumpe wäre gut. So etwas, sagt Eckert, hätten selbst Mitglieder, die 1956 den Verein mit gegründet haben, noch nicht erlebt. „Wir warten wie verrückt auf Regen.“
Auch Jarosz hofft darauf. Wind, kühle Witterung und Regen würden die brisante Situation entschärfen. Doch erst mal sei mit dem Beyernaumburger Verein ein Anfütterungsverbot für den Othaler Teich erlassen worden, damit keine Sauerstoff zehrenden Stoffe den Fischen quasi das letzte bisschen Luft nehmen.
Anders könne man nicht helfen, sagt er: „Abfischen können wir dort nicht. Ein Boot oder Netz würde so viel Schlamm aufwirbeln, dass er die Kiemen zusetzt und die Fisch erst recht sterben.“ (mz)