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Ehemaliger Leichtathlet Ehemaliger Leichtathlet: Sprint des Handballers zum Stadion

Von Detlef Liedmann 01.03.2002, 16:45

Eisleben/MZ. - Den Kreisrekord im Sprint über 100 Meter will Klaus-Peter Kramer seinem einstigen Kollegen Kurt Wenzel nicht streitig machen. "Das kann ich auch gar nicht, denn meine beste Zeit bin ich für den Sportclub Einheit Dresden gelaufen", erzählt Kramer. Mit seinen 10,4 Sekunden war der 48-jährige Kramer mithin sechs Zehntel schneller als Wenzel, der vor kurzem seinen 70. Geburtstag feierte.

Kramer hat seine Wurzeln in Eibau, einem großen Dorf in der Oberlausitz. Eigentlich hatte er dort keine Chance, ein guter Leichtathlet zu werden. Denn Eibau galt als handballverrückt. Kramers Sportlehrer Herbert Kreutziger allerdings frönte der Leichtathletik und erkannte das Talent des Jungen. Und obwohl Kramer später bei der DDR-Spartakiade viele Siege einheimste, auf Kreisebene stand er nie auf dem obersten Treppchen. Und das hatte einen ganz einfachen Grund: "Ich musste auch noch bei den Handballern mitspielen. Dann wurde ich mit dem Auto von der Halle ins Stadion gefahren, um mit den anderen um die Wette zu rennen. Und bei der Doppelbelastung hat es einfach nicht ganz für den Sieg gereicht."

Erst als sich Kramer an der Sportschule in Dresden auf Leichtathletik spezialisierte, häuften sich seine Siege. Zwar lagen seine Stärken im Sprint, doch Kramer war auch ein hervorragender Mehrkämpfer. "Die Ausbildung war damals auf Vielseitigkeit ausgerichtet. Und das hat sich bewährt", so Kramer. Und weil er als Jugendlicher so erfolgreich war, durfte Klaus-Peter Kramer bei der DDR-Spartakiade 1970 die Flamme entzünden. Er bedankte sich mit drei Mal Gold und ein Mal Silber. Zwei Jahre später wurde er im Sprint Zweiter hinter Klaus-Dieter Kurrat, gewann dafür den Zehnkampf vor dem Schweriner Siegfried Stark. Doch 1973 war es mit der Ehre des einstigen Flammenanzünders vorbei. Weil Klaus-Peter Kramer Verwandte in der Nähe von Duisburg hatte, durfte er nicht zur Junioreneuropameisterschaft in die Ruhrmetropole reisen.

Die Medaillen gewannen andere. Darunter Kugelstoßer Udo Beyer, 1976 Olympiasieger in Montreal. Für Montreal war auch Kramer perspektivisch vorgesehen. Aber seine Karriere als Leistungssportler endete 1975 abrupt. "Man teilte mir schriftlich mit, dass ich einer sozialistischen Sportlerpersönlichkeit nicht mehr würdig sei", blickt Kramer mit Wehmut zurück. Bewährung während der Armeezeit wurde ihm nahegelegt, dann könne er an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport studieren. Kramer arbeitete nach dem Studium als Trainer und Sportlehrer. Die Liebe hat ihn nach Eisleben geführt. Hier unterrichtete er unter anderem an der Ingenieursschule, war Kollege von Kurt Wenzel. "Bei ihm habe ich viel in Organisationsfragen gelernt", so Kramer. Heute gibt er sein sportliches Wissen an Berufsschüler in Eisleben weiter. Geblieben sind Kramer viele Urkunden, schmucke Medaillen und Zeitungsausschnitte. Und seine ersten Spikes der Marke "adidas".