DRK-Pflegeheim in Sangerhausen DRK-Pflegeheim in Sangerhausen: Eigenanteil der Pflegekosten steigen

Sangerhausen - Sonja Kirchner ist sauer. Erst im Frühjahr erhöhte das Sangerhäuser DRK-Pflegeheim den Eigenanteil der Heimbewohner kräftig um rund 300 Euro und jetzt zum Jahresende flatterte wieder die Ankündigung einer Erhöhung des Eigenanteils in die Briefkästen. 67 Euro pro Monat sollen es ab dem 1. Januar noch einmal mehr sein.
Andreas Claus, der Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Sangerhausen, erläuterte den Heimbewohnern und ihren Angehörigen schriftlich und in einer Versammlung auch persönlich, warum es zu der Verteuerung kommen wird.
Löhne und Gehälter steigen
Demnach steigen die Löhne und Gehälter um insgesamt etwa zehn Prozent. „Wir bedauern ausdrücklich, dass der Bundesgesetzgeber auch für das anstehende Jahr 2019 keine weitgehende Neuregelung der Finanzierung der pflegerischen Versorgung realisiert hat, so dass die Kostensteigerung zu einer Erhöhung des Eigenanteils führt“, teilte Claus den Bewohnern und Angehörigen schriftlich mit.
„1.500 Euro beträgt die Zuzahlung bereits, die meine Mutter selbst zu tragen hat. Da geht ihre komplette Rente und ihre Witwenrente drauf“, sagte Sonja Kirchner. Selbst ein paar Cent für sich behalten könne ihre 96-jährige Mutter gar nicht mehr.
Resolution für bezahlbare Pflege
Spontan verfassten Sonja Kirchner und Axel Sell nach der Versammlung der Heimbewohner und Angehörigen am 17. Dezember im DRK-Seniorenzentrum „Kyffhäuserblick“ eine Resolution, in der sie die Politik aufforderten, die gestiegenen und zweifellos notwendigen finanziellen Aufwendungen nicht auf die Heimbewohner abzuwälzen, sondern sie von staatlicher Seite abzusichern.
Die Unterschriftenlisten übergaben sie Claus, der sie anderntags während einer ähnlich gelagerten Informationsveranstaltung im DRK-Pflegeheim in Hohlstedt dem Bundestagsabgeordneten Torsten Schweiger (CDU) übergeben sollte.
„Die meisten der in Sangerhausen Anwesenden haben das Papier an Ort und Stelle unterzeichnet“, freute sich Axel Sell, der es wichtig findet, nicht alles einfach nur hinzunehmen.
Natürlich sei es wichtig, dem Personal gute Gehälter zu zahlen, schon um es zu halten. „Aber die Politik soll auch sagen, wo das Geld dafür herkommen soll.“ Das könne nicht nur aus den Taschen der Heimbewohner finanziert werden.
Mehr Lohn für die Pflegekräfte sei gut und schön, findet auch Karina Kaiser, die Vorsitzende des Kreisseniorenrates, aber man dürfe die Mehrkosten nicht allein auf die Heimbewohner und deren Angehörige abwälzen.
Hier gehe es vielen ans Eingemachte. Die Heimkosten aufzubringen sei jetzt schon kompliziert. Die Chefin des Kreisseniorenrats rät dazu, sich beim Amt für Integration und Soziales des Landkreises beraten zu lassen, ob man einen Zuschuss zu den Heimkosten erhalten kann.
„Das ist leider nur persönlich und nicht Online möglich“, bedauerte Kaiser. Allerdings sei auch jeder Fall ein bisschen anders gelagert, so dass eine Beratung auch nützlich sei. Wenn die Unterbringung im Heim immer teurer werde, befürchtet Kaiser, dass immer mehr Senioren und deren Familien eine Heimunterbringung hinauszögern.
„Natürlich gibt es immer mehr Wohnformen, die es Senioren ermöglichen, so lange wie möglich in einer eigenen Wohnung zu leben und die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch zu nehmen. Aber auch hier werden die Kosten anziehen.“
Auch bei der Awo steigen die Preise
Nicht nur in den Pflegeheimen des Deutschen Roten Kreuzes ziehen mit Beginn des neuen Jahres die Unterbringungskosten an.
Auch im Sangerhäuser Awo-Pflegeheim „Am Rosengarten“ beispielsweise ist mit einem Anstieg des Eigenanteils der Heimbewohner zu rechnen. Kati Völkel, die Leiterin des Awo-Pflegeheims, gab zwar noch keine Auskunft um wie viel Euro der Eigenanteil steigen wird, sagte aber, dass es so kommen werde.
Wie beim DRK sind auch bei der Awo höhere Gehälter der Angestellten sowie erhöhte Preise bei Strom, Wasser und Versicherungen Gründe für die Verteuerung. (mz)