Dorfkonsum ist wieder da
Hayn/MZ. - Vor einigen Wochen schloss die Bäckerei, die bislang den Ort zumindest mit Backwaren versorgte, ihre Türen. Nun hätten die Hayner das Schicksal anderer ländlichen Gemeinden teilen müssen, die keine Einkaufsstätte mehr im Ort haben und deren Bewohner nun auf Einkaufswagen angewiesen sind. Bürgermeister Rainer Rößler gab sich damit nicht zufrieden. Er nahm mit Geschäftsleuten aus der Umgebung Kontakt auf. Der Dankeröder Fleischermeister Rex Leopold ging auf die Bitten aus Hayn ein und erweiterte sein Geschäft um eine Filiale. Er betreibt neben seinem Stammsitz in Dankerode Filialen in Harzgerode, Rieder, Aschersleben, Straßberg und Güntersberge.
"Wir schlachten drei Mal in der Woche selbst, wenn die Kunden es wünschen auch Schaf und Kalb", sagt Hannelore Leopold, die Mutter des Juniorchefs, die selbst noch in Dankerode hinter der Verkaufstheke steht. So viel wie möglich werde in der Leopoldschen Fleischerei noch selbst hergestellt. "Wir hoffen, dass das unsere neuen Kunden in Hayn auch annehmen", sagt Frau Leopold und preist ihre "Dankeröder Renner" an, die Bratwurst nämlich. "Gut angenommen werden auch unsere eingekochten Gläser. Da gibt es Leberwurst und sogar Lyoner, aber auch Suppe im Glas."
"Ich beneide die Leute aus Hayn", sagt Helga Ibsch. Die 68-Jährige lebt in Silberhütte und war zum Arztbesuch in Hayn. "Wir haben keine Einkaufsmöglichkeit mehr im Ort. Ich darf nichts vergessen, wenn ich in der Stadt bin." "Gott sei Dank müssen die Leute nun nicht mehr den Verkaufswagen hinterher rennen", sagt Meinhard Liebau. Er ist 58 Jahre alt und lebt in Hayn. "Wer etwas einkaufen möchte, kann das zu den Zeiten tun, die ihm recht sind. Und ich kann das Angebot hier nur empfehlen. Die Fleischerei kenne ich seit 20 Jahren. Früher bin ich extra dorthin nach Dankerode gefahren. Jetzt habe ich das Angebot vor Ort. Prima, kann ich nur sagen."
Der Meinung ist auch Uta Otto. Sie ist Geschäftsführerin des Verbandes der Kaufleute Sachsen-Anhalt mit Sitz in Magdeburg. "Es ist schön, dass die Gemeinde vor Ort die Initiative ergreift und die Verkaufseinrichtung zu erhalten versucht. Bundesweit ist zu beobachten, dass man in den Orten dem Ladensterben nicht mehr zusieht, sondern sich selbst einsetzt." Meist helfen die Gemeinden mit günstig vermieteten Verkaufsräumen.
Die Verkaufsstelle (neben der "Harzhexe") ist wochentags von 7 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.