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Die ganze Familie saß vorm Glashaus

Von BEATE LINDNER 03.07.2009, 16:23

SANGERHAUSEN/MZ. - Es geht Juliane Rausch wie all ihren Vorgängerinnen im Amt der Rosenkönigin: Am Tag des Amtsantrittes weiß sie, dass zwei Jahre später der Tag des Abschieds kommt. Und es fällt doch so schwer. Auch Juliane wieder.

Trotzdem: Die 19-Jährige wird - wie schon bei ihrem Amtsantritt am 30. Juni 2007 - samstagabend auf dem Rosenball mit ihrem Lächeln bezaubern. Ganz so als wollte sie ihrer allerersten Schlagzeile, die da lautete "Rosenkrone für strahlende Juliane", auch am Ende der Amtszeit unbedingt gerecht werden.

Rückblick. "Ich hatte meine Bewerbung ohnehin ziemlich auf den letzten Pfiff abgegeben. Und ich hatte meine Bewerbung mit dem Wörtchen 'Ich' begonnen. Damit habe ich mir gleich eine kleine Lehrstunde im Bewerbungsschreiben mit Marina Becker von der Stadtverwaltung eingehandelt." Dass man eine Bewerbung nicht mit "Ich" beginnt, das - so versichert Juliane - "habe ich mir aber sehr gut gemerkt". Und auch sonst habe Marina Becker, die die Termine der Rosenkönigin koordiniert, ihr stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Zur Seite gestanden, das hat die komplette Familie Rausch ihrer Juliane auf ganz besondere Weise. Es war zur ersten Vorstellungsrunde der Kandidatinnen für das Amt der Rosenkönigin im Juni vor zwei Jahren. Als Juliane im Glashaus des Rosariums vor die Jury trat, wagte sie einen klitzekleinen Blick nach links und da entdeckte sie doch tatsächlich die versammelte Familie auf dem Grundstück der Großeltern mit freiem Blick ins Glashaus.

"Sie konnten mich zwar nicht hören, aber sehen und das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich bin durcheinander geraten, habe mich verhaspelt und war mit meinem Auftritt dort gar nicht glücklich", erinnert sich die Sangerhäuserin heute entspannt an diese Situation. Wie das Ganze am Ende ausging, ist bekannt.

Juliane hatte ihren ersten offiziellen Auftritt am 104. Rosariumsgeburtstags und ist die erste Rosenkönigin, die drei dieser Jubiläen begleitet hat. Denn der 106. Rosengartengeburtstag am Freitag war einer der letzten Termine in der Robe.

Und dazwischen liegen gut und gerne 200 Auftritte ganz unterschiedlicher Art. Juliane war zwischen Hamburg und Bad Tölz unterwegs, war im Erzgebirge, in Hessen, schwärmt von ihren Auslandreisen, die sie nach London und in die Sangerhäuser Partnerstädte in der Slowakei und nach Polen führten. Ganz besonders schwärmt sie von den Majestätentreffen. "Da sind auch Freundschaften entstanden."

Dabei war nicht jeder Auftrittstag wie der andere. Es gab auch in Julianes Amtszeit durchaus die Momente, in denen es nicht ganz so einfach war, ins Kleid zu schlüpfen. Etwa, wenn sie zu einer Familienfeier anderweitig unterwegs war. Aber wie gesagt: Das sind Momente, nicht mal Episoden.

Samstag Abend zum Rosenball in der Mammuthalle werden Julianes Eltern dabei sein. Das war bei ihrer Krönung nicht der Fall, da sie lange vorher Urlaub gebucht hatten. Die Information über den Erfolg gab es damals noch am Ballabend per Handy.

Diesmal haben die Eltern ihre Urlaubsplanungen ganz nach Julianes Terminkalender gerichtet, sie kommen kurz vor dem Ballabend aus dem Urlaub zurück. "Meine Eltern haben mich in den zwei Jahren ganz toll unterstützt, wie meine ganze Familie. Und sie sind stolz auf mich."

Und Juliane macht auch kein Geheimnis daraus, dass die "Bande" sich jetzt wieder auf mehr Zeit mit der Tochter bzw. der Enkelin freut. Denn die Freizeit einer Rosenkönigin ist sehr knapp bemessen. Juliane hätte schon gern immer mal ein Stündchen mehr für sich gehabt. Wenigstens, um sich auf ihre Prüfungen vorbereiten zu können. Aber im Stile einer echten Rosenkönigin hat sie ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten auch noch mit Bravour gemeistert. Jetzt freut sie sich auf die Arbeit im Straßenverkehrsamt in der Kreisverwaltung. Am 1. August tritt sie die Stelle nach der Lehrzeit an, zunächst für ein Jahr. Freuen wird sich auch der Wallhäuser Karnevalsclub. "Dort möchte ich in der nächsten Saison wieder mittanzen, darauf freue ich mich schon sehr." Und darauf, dass jetzt wieder die Inliner und das Fahrrad entstaubt werden können, sportliches Vergnügen war Juliane selten vergönnt. Außerdem kommt jetzt bald der Urlaub. Da huscht das ohnehin strahlende Lächeln besonders strahlend über das Gesicht der 19-Jährigen. Mag an der Tatsache liegen, dass Urlaub zwei Jahre lang nicht drin war, möglicherweise aber auch an einem jungen Mann, der von "seiner Königin" noch nicht so sehr viel hatte. Denn diese Liebe ist noch ziemlich jung. Alles in allem tolle Aussichten für eine Königin, die samstagabend zwar ihre Krone weiterreicht, für sich persönlich aber ganz viel mitnimmt.