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Zweite Heimat Betzenberg Der Sangerhäuser Jörg Wassmann managt den Spielbetrieb beim Drittligisten 1. FC Kaiserslautern

Jörg Wassmann aus Sangerhausen ist Prokurist sowie Bereichsleiter Stadionbetrieb, Spielbetrieb und Sicherheit beim Drittligisten FC Kaiserslautern.

Von Ralf Kandel Aktualisiert: 01.06.2021, 13:11
Jörg Wassmann im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern.
Jörg Wassmann im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. (Foto: Verein/Wassmann)

Sangerhausen - Die Technik machts möglich. Wenige Handgriffe genügen und Jörg Wassmann kann mit seinem Handy die Flutlichtanlage vom Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern anstellen. Egal, ob der 38-Jährige dabei vor der Arena auf dem Betzenberg steht oder in seiner Wohnung in Sangerhausen sitzt.

Zwischen den beiden Lebensmittelpunkten pendelt Wassmann ständig hin und her. Geboren in Sangerhausen und aufgewachsen in Allstedt, fühlt er sich längst auch in der Pfalz heimisch. Hier lebt er seinen Traum, hat seinen Traumjob gefunden. „Ich habe in Göttingen internationales Sportmanagement studiert. Dann war ich fünf Jahre Manager bei den Basketballern in Göttingen. Wir sind Europapokalsieger 2010 geworden. In eigener Halle, ich habe das Final-Four hauptverantwortlich organisiert. Es war gigantisch, unvergesslich“, blickt er auf seine Zeit in Niedersachsen zurück.

Familienfeste orientieren sich am Spielplan

Dann aber bewarb sich Wassmann, Fußballer aus Leidenschaft und selbst beim SV Allstedt am Ball, für eine Stelle beim FC Kaiserslautern. „Ich hatte mit dem Verein vorher nicht viel am Hut, aber habe mich einfach mal beworben. Nach vier Vorstellungsgesprächen hat es dann funktioniert, sie haben mich genommen.“ Das ist nun neun Jahre her. Bereut hat Jörg Wassmann den Schritt noch nie. Auch wenn es gut 450 Kilometer sind, die Kaiserslautern von Sangerhausen, hier lebt der Allstedter mittlerweile, trennen. „Mit dem Zug sind das fünf Stunden. Für mich ist es nach Paris näher, als nach Sangerhausen“, lacht er. Und sagt dann:„Es ist schon ein ganz schöner Kraftakt, alles in die Reihe zu bekommen. Homeoffice und der Spielplan des FCK spielen da schon eine Rolle. Alle Familienfeste orientieren sich am Spielplan der Mannschaft.“

Auf eben jenen Spielplan der dritten Fußball-Liga ist Jörg Wassmann wie kaum ein Zweiter fixiert. Schließlich hängt fast alles, was in seinen Aufgabenbereich als Prokurist, Bereichsleiter Stadionbetrieb, Spielbetrieb und Sicherheit fällt, mit den Begegnungen der „Roten Teufel“ zusammen. „Wenn Mannheim oder Saarbrücken als Erzrivalen des FCK kommen, ist hier die Hölle los. Das sind Südwest-Derbys, absolute Highlight-Spiele. Das ist dann großes Kino. 2019 waren 40.000 Zuschauer gegen Mannheim im Stadion, da ist hier was los“, sagt er.

Und hofft für die neue Saison der 3. Liga, die im Juli beginnt, auf Zuschauer und ähnlich stimmungsvolle Partien. Das wiederum nicht zuletzt durch den Aufstieg der Ostvereine Dresden und Rostock. „Wenn Dynamo hier spielt, steht die Stadt still.“

„Ein Heimspiel ohne Vorkommnisse gibt es nicht“

Die Organisation der Spiele, von der Anreise der Mannschaften, des Schiedsrichtergespanns und der Fans bis zum Abschalten der Flutlichtanlage und dem Zuschließen der Räumlichkeiten des VIP-Bereiches gut zwei Stunden nach dem Abpfiff der Partien, zählt zu den Hauptaufgaben des 38-Jährigen. Wahrlich keine leichte Aufgabe, wie Wassmann mit Zahlen und Fakten untermauert. „Für die fast 50.000 Zuschauer, die auf den Betzenberg kommen können, gibt es nur zwei Zufahrtsstraßen und 1.500 Parkplätze. Da ist es schon nicht leicht, dafür zu sorgen, dass alles nach Plan abläuft.“

Dafür, dass eben alles nach Plan läuft, sorgen auch die Ordner. „Wenn wir gegen Mannheim spielen, sind das gut 500“, so der Bereichsleiter Stadionbetrieb. Dann fügt er, fast schon gelassen, hinzu: „Ein Heimspiel ohne Vorkommnisse gibt es nicht. Es passiert immer etwas. Ich habe noch nichts erlebt, was es nicht gibt. Schlägereien, Körperverletzungen, Besoffene am Eingang und weit nach dem Spiel noch in den Toiletten und, und, und.“ Ungezählte Absprachen mit den Verantwortlichen von Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Catering-Firmen und Schiedsrichter-Betreuern gab es schon und gilt es noch zu führen.

Elf Trainer in neun Jahren

Apropos erleben. Auch im sportlichen Bereich hat Wassmann schon einiges mitgemacht. In den neun Jahren, in denen er jetzt auf dem „Betze“ arbeitet, gingen elf Trainer ein und aus. „Mit Interimstrainern waren es sogar 14“, sagt er. Und spricht davon, dass einige darunter waren, mit denen Freundschaften entstanden sind, aber auch einige, mit denen er kaum ein Wort gewechselt hat. Ähnlich war das auch mit den Schiedsrichtern. Auch hier gab es sympathische und weniger sympathische Unparteiische, die vom DFB zu den Partien der „Roten Teufel“ auf den Betzenberg entsandt wurden. Das alles natürlich auch unter dem Aspekt, dass Kaiserslautern ein Traditionsverein ist und zu den renommiertesten Vereinen in Deutschland zählt. „Fußball ist hier Religion. In Zwickau sind alle zufrieden und glücklich, wenn die Mannschaft nicht absteigt. Wenn bei uns der sportliche Erfolg ausbleibt, gibt es sofort Druck auf den Kessel. Wir waren 1998 Deutscher Meister, wir haben ein WM-Stadion, klar geht es da nur um die 1. Bundesliga.“

Umso schwieriger ist die Lage, wenn der FC Kaiserslautern selbst in der 3. Liga im Tabellenkeller herumkrebst. „Es ist nicht einfach. In der 3. Liga wird mehr Fußball gearbeitet als gespielt. Das kommt manchem Verein entgegen“, so Wassmann und nennt wieder Zwickau. „Da macht man aus wenig viel.“

Hoffnung auf die Bundesliga

Viel machen will man auch in Kaiserslautern. Allerdings ist das gerade in finanzieller Hinsicht in Corona-Zeiten alles andere als einfach. „Wir sind beim WM-Stadion als Verein Pächter und Betreiber. Wenn die Einnahmen wie zuletzt komplett ausfallen, ist das schon hart. Was wir für das Stadion ausgeben, investieren andere Vereine in Spieler. Wir investieren in ein Stadion, das uns nicht gehört. Da brauchen wir schon einen größeren Tresor als andere“, sagt er. Und rechnet vor: „In der ersten Bundesliga hatten wir einen Schnitt von 46.000 Zuschauern, in der zweiten waren es 36.000 und dann in der dritten immer noch 20.000. Dann kam Corona.“

Dabei: Anfangs konnte Wassmann dem Ganzen noch interessante Aspekte entlocken. „Es war schon interessant, aus nächster Nähe zu hören, wie die Spieler mit den Trainern auf englisch, französisch und deutsch kommunizieren.“ Jetzt allerdings hat Jörg Wassmann längst Corona über. „Ich hoffe nur, dass wir alle die Kurve bekommen und sich alles normalisiert“, sagt er. Und hofft, bald wieder das Licht im Fritz-Walter-Stadion für Tausende heißblütige Fans aus Kaiserslautern, der gesamten Pfalz, aber auch aus Rostock, Dresden, Halle oder Magdeburg anknipsen zu können. Und vor allem, dass Kaiserslautern die „tolle 3. Liga mit so vielen Traditionsvereinen bald in Richtung zweite Liga verlassen kann und dann irgendwann wieder in der Bundesliga mitmischt. (mz)