DDR-Museum DDR-Museum: Von A wie Ata bis Z wie Zetti

Bennungen - Wer als geborener DDR-Bürger das „Kleine DDR-Museum“ in der Breiten Straße in Bennungen betritt, muss Zeit mitbringen. Was sich hier in den vergangenen fünf Jahren angesammelt hat, lässt die Erwachsenen auf Zeitreise gehen. Kindheit, Urlaub und Alltag ziehen an einem vorbei. Man erinnert sich sofort an Dinge, die man selbst besessen oder benutzt hat. Hunderte Exponate helfen bei der Erinnerung. Hier stehen Schreibmaschinen, Radios und Fernsehapparate. Und wer meint, DDR-Zeit war nur grau, der irrt: Vieles war quietschbunt, gelb, hellblau und orange. Besonders, was man für Küche und Bad aus Plastik herstellen konnte.
„Das Eröffnungsdatum vor fünf Jahren war Zufall“, sagt Kerstin Weitz. „Es war nicht speziell ausgesucht.“ Irgendwann hatte sie angefangen im alten Ladenlokal Regale aufzustellen und das, was sich um das Mauerstück aus Berlin angesammelt hat, der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Das beliebteste Ausstellungsstück ist der Kinderwagen“, sagt sie. „Fast jede Frau greift zum Lenker und fährt oder schunkelt.“ Jedes Exponat hat seine Geschichte, die erzählt Kerstin Weitz, wenn man möchte. Aber es bleibt auch nicht aus, dass die Besucher ihre Erinnerungen erzählen: Wie sie selbst Rollschuh gelaufen sind, oder Federball gespielt haben. Davon lebt das Museum und bringt der Gründerin Freude und Bestätigung. Es ist keine Verherrlichung der DDR-Zeit, es ist ein sachliches Sammeln. „Bevor es weggeschmissen wird, nehme ich es gern“, sagt sie. „Es war doch auch unsere Zeit, die wir erlebt haben.“
In einem originalen Einkaufskorb hat sie Waren, wie Scheuermittel Ata, Waschmittel Spee (gekörnt), Speiseöl, bis hin zu den Trinkröhrchen und Favorit-Mehrfrucht-Tischwein zusammengestellt. Man staunt, was man für 27,31 Mark alles nach Hause getragen hat. Die Päckchen und Flaschen haben übrigens noch die Original-Abfüllung. Darauf weist Kerstin Weitz stolz hin. Von manch anderen Sachen, wie Puddingtüten und Kuchenplatten blieb immerhin die Verpackung. Bei manchen Sachen erinnert man sich sofort, wie es geschmeckt hat.
In fünf, sechs dicken Ordnern sind Zeitungen, Formulare und Urkunden in Folien einsortiert und abgeheftet. Da entdeckt man Einreiseformulare für Bürger der BRD in die DDR, Bestellscheine für Trabant, neben einem Schmuckblatt-Glückwunschtelegramm. „So etwas wird heute gar nicht mehr genutzt“, sagt Kerstin Weitz. „Heute gibt“s höchstens einen Anruf.“
Das „Kleine DDR-Museum“ wächst und wächst. Viele Leute bringen ihr nach einem Besuch DDR-Sachen, die sie noch auf dem Dachboden, im Keller oder im Küchenschrank gefunden haben. Da geht es vom Happen-Spieß, über die Kaffeemühle oder den Pfeffer- und Salzstreuer, bis hin zur Schwarzenberg-Waschmaschine. Mit diesem Ausstellungsstück konnte Kerstin Weitz erst kürzlich einer Bennungerin helfen, die noch immer mit der „Schwarzenberg“ wäscht. Nur ein Dichtungsring war kaputt gegangen. „Wenn du den passenden findest, kannst du ihn mitnehmen“, sagte Kerstin Weitz. Im Tausch bekam sie dafür einen Nähkasten mit Original DDR-Zwirn.
Am 21. August 2014 besteht das „Kleine DDR-Museum“ in Bennungen Breite Straße 12, fünf Jahre. Besucher sind an diesem Tag ab 8.30 Uhr willkommen. Ansonsten gilt, wenn das Tor geöffnet ist, kann die Ausstellung besichtigt werden. Der Eintritt ist kostenlos. Exponate werden weder gekauft noch verkauft. Ein Tausch gegen andere DDR-Sachen ist möglich. (mz)