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Central Theater Central Theater: Die Sangerhäuser sind Filmfans

Von Grit Pommer 23.11.2016, 16:00
Das Kino in der Innenstadt wurde erfolgreich gerettet.
Das Kino in der Innenstadt wurde erfolgreich gerettet. Schumann

Sangerhausen - Das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich und die Leinwand beginnt zu leuchten. Diesen magischen Moment kann nur Kino bieten. Den gibt es nicht zu Hause, auch nicht auf 1,90 Meter Bildschirmdiagonale. Aber funktioniert Kino auch in einer kleinen Stadt? Wie Sangerhausen?

Das Kino Cinestar in Sangerhausen hatte es Ende 2011 dicht gemacht

„Und ob!“, sagt Sylvio Verfürth. Vor fast vier Jahren übernahm er das Central Theater in der Sangerhäuser Innenstadt. Da hatte das traditionsreiche Lichtspielhaus schon mehr als ein Jahr leer gestanden. Die Kino-Kette Cinestar hatte es Ende 2011 dicht gemacht. Die Ausstattung wurde herausgerissen und mitgenommen. Viele hatten es danach schon abgeschrieben.

Doch was damals niemand mehr zu hoffen wagte, geschah: Mit Verfürth fand sich ein neuer Betreiber, der den Mut aufbrachte, ein Kino in einer kleinen Stadt neu aufzubauen. „Da müssen wir dann aber auch hingehen“, sagten damals viele Sangerhäuser. Und? Sie haben sich dran gehalten. „Die Besucherzahlen liegen konstant bei rund 50.000 Leuten im Jahr“, sagt Verfürth auf MZ-Anfrage.

Er betreibt weitere Kinos in Güstrow, Wittenberge und Perleberg und findet seine Geschäftsidee bisher bestätigt: Gerade in einer kleinen Stadt, wo sonst nicht so viel los ist, hat ein Kino Zulauf. „Die Sangerhäuser sind fleißige Kinogänger“, sagt auch Diana Ehrhardt, Leiterin seit der Wiedereröffnung am 28. Februar 2013. Doch nicht nur die Einheimischen kommen. Bis aus Hettstedt, Aschersleben, Sondershausen und Querfurt reisen die Besucher an, aus Artern und Eisleben sowieso.

Seniorenkino und Kinderfilme sind sehr beliebt bei den Sangerhäusern

Das Interesse geht durch alle Altersgruppen - bis hin zu den älteren Semestern, für die im vergangenen Jahr das Seniorenkino eingeführt wurde. Immer am ersten Mittwochnachmittag im Monat läuft für Senioren, in der Regel zum Sonderpreis von fünf Euro, ein aktueller Streifen. „Da gibt es viele Stammgäste, die hier erst mal zusammen Kaffee trinken“, erzählt Diana Ehrhardt.

Kinderfilme gehen sowieso immer gut, da kommen die Eltern und Großeltern mit dem Nachwuchs, aber auch Kindergarten- und Hortgruppen sagen sich gern mal für einen Kinobesuch an. Und auch die Jugend kommt nach wie vor sehr gern ins Kino, zumal es die Action-Kracher jetzt sogar in 3D gibt.

Statt mit der Filmrolle werden Filme heutzutage per Satellit übertragen

Überhaupt, bei der Technik hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Die Filme werden längst nicht mehr als Rolle geliefert. „Leider ist damals bei der Schließung auch kein einziger von den alten Projektoren stehen geblieben“, bedauert Diana Ehrhardt. So einen hätte man gern als Ausstellungsstück behalten. Das Moviestar bekommt seine Filme heuzutage auf Festplatte und inzwischen zum Teil sogar über Satellit. Die Datenmenge für das glasklare Filmerlebnis auf der großen Leinwand ist gewaltig: 200 bis 300 Gigabyte groß ist so eine Datei.

Im Großformat wird auch der Mais für das Popcorn angeliefert – in 22-Kilo-Säcken lagert er im Vorratsraum. Zurzeit werden zwei bis drei davon über die Woche alle, erzählt Ehrhardt. Die meisten ordern die normale Portion. Die Jugend indes stehe mehr auf Nachos.

„Vaiana“ und  „Fifty Shades of Grey“ sind die Filmtipps des Kinos für die Weihnachtszeit

Und welches Genre mögen die Sangerhäuser am meisten? „Alles!“, sagt Ehrhardt. Was sie immer wieder erstaunt: Auch Filme mit etwas Tiefgang liefen in Sangerhausen gut. So was wie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Oder „Ich bin dann mal weg.“

Wenn ein Film besonders gut geht, wie zum Beispiel die Eiskönigin, dann muss man schon mal umdisponieren. Bei dem Trickfilm, der in der Vorweihnachtszeit 2013 startete, drängten sich mitunter noch 50 Interessenten im Foyer, obwohl der große Saal schon ausverkauft war. Da wurden dann die drei Leute im Nachbarsaal kurzerhand mit einer Freikarte überzeugt und der Streifen konnte doppelt laufen.

Die besucherstärksten Filme:

1. „Honig im Kopf“

2. „Fack Ju Göhte 2“

3. „Die Eiskönigin“

4. „Minions“

5. „Elsterglanz und der Schlüssel zur Weibersauna“ 

Sieben Mitarbeiter kümmern sich im Moviestar darum, dass es läuft. „Bei uns macht jeder alles“, sagt Diana Ehrhardt. Ganz wichtig ist ihr, dass im Kino immer alles sauber und gepflegt aussieht. „Die Leute bezahlen eine Menge Geld, dafür sollen sie auch was geboten bekommen“, sagt sie. Und weiß: „Das schafft man nur im Team.“

Und was hat dieser Kinowinter an Höhepunkten zu bieten? Kurz vor Weihnachten startet „Vaiana“, der neue Disney-Trickfilm um eine Südsee-Heldin. Für die Fortsetzung von „Fifty Shades of Grey“ startet eventuell schon im Dezember der Kartenvorverkauf. Diana Ehrhardt freut sich derweil besonders auf einen deutschen Film: „Drei gegen die Bank“ mit Schweiger, Schweighöfer, Herbig und Liefers startet am ersten Weihnachtsfeiertag. (mz)