Kleiner Ort, große Sorgen Breitenbach: Probleme werden OB Sven Strauß (SPD) und Udo Michael vorgetragen

Breitenbach - Breitenbach, knapp 30 Kilometer von der Sangerhäuser Kernstadt entfernt, liegt idyllisch im Harz. Eitel Sonnenschein herrscht in dem kleinen Ortsteil jedoch nicht. Das wurde am Donnerstag beim coronabedingt einzigen Sangerhäuser Stadtgespräch in diesem Jahr deutlich. Die 20 Teilnehmer, die aufgrund der Pandemie nur daran teilnehmen durften, packten OB Sven Strauß (SPD) und den Fachbereichsleitern Udo Michael und Maria Diebes eine ganze Reihe Probleme auf den Tisch. Es gab aber auch positive Nachrichten. Die MZ fasst die wichtigsten Punkte der einstündigen Veranstaltung zusammen.
Sorgenkind Abwasser
Viele Breitenbacher befürchten, dass hohe Kosten im Zusammenhang mit der künftigen Schmutzwasserentsorgung auf sie zukommen. Grund: Der Wasserverband „Südharz“ will offenbar statt der bisher geplanten Pflanzenkläranlage im Ort, Breitenbach an ein neuzubauendes Klärwerk in Wolfsberg anschließen. Das habe Geschäftsführerin Jutta Parnieske-Pasterkamp im Frühjahr angekündigt, sagte Ortschaftsratsmitglied Daniel Liebau. Dafür müsse eine Druckleitung in den Nachbarort gebaut werden, der etwa vier Kilometer entfernt ist.
Außerdem sollen die bisher im Ort verlegten Mischwasserkanäle durch ein System ersetzt werden, in dem Schmutz- und Regenwasser getrennt sind. Bereits fertiggestellte Straßen müssten deshalb erneut aufgerissen werden. Die ganze Lösung sei unökologisch, unsinnig und teuer, sagte Liebau. Und: Von den Anwohnern seien nicht nur Anschlusskosten zu tragen. Er und andere haben ausgerechnet, dass sie je nach Grundstücksgröße zwischen 5.000 und 20.000 Euro zahlen müssten. „Dabei haben wir erst von ein paar Jahren 12.000 Euro für die Straßen bezahlt.“
Strauß sagte: Der Wasserverband müsse die Vorgaben der Umweltbehörden einhalten, die die Grenzwerte für die Einleitung des geklärten Abwassers in Bäche und Flüsse stetig verschärften. Das neue Abwasserbeseitigungskonzept müsse auch noch durch den Ortschaftsrat und den Stadtrat. Außerdem werde es noch eine Einwohnerversammlung des Wasserverbands zum Thema geben. Strauß versprach auch, dass Maria Diebes, die die Stadt in der Verbandsversammlung vertritt, die Sorgen der Breitenbacher dorthin mitnehmen werde.
Schlechte Zufahrtsstraße
Viele Breitenbacher sind sauer über den Zustand der Landesstraßen in Richtung Sangerhausen. Für das Thema ist die Stadtverwaltung wie beim Abwasser nicht zuständig. Er habe das Gefühl, „Breitenbach liegt am Arsch der Welt“, sagte Arnold Husemann, der früher auch Ortsbürgermeister war. Die Straßen seien eine Zumutung. Strauß erinnerte an die Petition der Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen (BOS) an die Landesregierung zum Thema, die er wie über 2.100 andere Bürger auch unterschrieben hatte. Die Antwort des Landes sei nicht zufriedenstellend. Es hatte mitgeteilt, dass die L 232 Richtung Kunstteich wie bisher weiter instandgesetzt werde, es aber nicht möglich sei, eine grundhafte Sanierung der Straße und der weiter südlich verlaufenden L 231 (Bennungen - Großleinungen - Wettelrode) ins Bauprogramm des Landes aufzunehmen.
Begründet wurde das unter anderem mit den Kosten und der nach Ansicht des Landes recht geringen Zahl an Fahrzeugen, die auf beiden Strecken unterwegs sind. „Wir versuchen das Problem im Rahmen unserer Möglichkeiten weiter aufs Tableau zu heben“, sagte Strauß. Er könne aber nicht versprechen, dass sich in nächster Zukunft am Straßenzustand etwas ändern werde. Er fügte hinzu: „Ich finde das genauso schlecht wie Sie.“
Fehlende Radwege
Teilnehmer der Veranstaltung bemängelten, dass es rund um Breitenbach keine Radwege gebe. Wege, die vor Jahren angelegt wurden, seien verschlammt und nicht mehr befahrbar. Husemann sagte, im benachbarten Landkreis Harz werde dagegen gebaut. So sei erst jüngst ein neuer Weg zwischen Dankerode und Neudorf entstanden. Solche Investitionen würden auch junge Leute in die Dörfer locken. Mansfeld-Südharz habe das Thema aber verschlafen. Strauß sagte, die Stadtverwaltung sei dabei, einen Weg zu planen, der alle 14 Ortsteile und die Kernstadt miteinander verbindet. Die Stadt könne aber im Moment aus finanziellen Gründen nur kleine Schritte bei dem Thema gehen. Er hoffe aber auf Geld aus dem Programm, das den Ausstieg aus der Braunkohle abfedern soll und habe die Hoffnung, „dass wir damit den einen oder anderen Weg neu bauen können“.
Kein Bürgermeisterbüro
Kritik gab es auch daran, dass es in Breitenbach im Gegensatz zu den anderen 13 Ortsteilen kein Büro für den Ortsbürgermeister gebe. Ortsbürgermeisterin Kathleen Kronberg und die Ortschaftsräte müssten alle Unterlagen zu Hause aufbewahren. Auch das Ortssiegel und andere wichtige Insignien lagerten in Sangerhausen. Strauß versprach, sich zu kümmern. Die Teilnehmer der Sitzung schauten sich am Ende der Veranstaltung das Büro im Erdgeschoss des Gemeinschaftshauses an. Es wird derzeit vom Bauhof genutzt. Ob der Raum künftig für die Ortsbürgermeisterin zur Verfügung steht, ist noch offen.
Aus für Huckelpiste
Die Rotdornstraße, die bisher immer wieder geflickt wurde, soll in den nächsten Jahren in Kooperation mit dem Wasserverband grundhaft für etwa 500.000 Euro saniert werden . Der wolle nach jetzigem Stand 2023 mit den Arbeiten beginnen, kündigte Fachbereichsleiterin Maria Diebes an. Das Projekt könne sich aber durchaus um ein Jahr verschieben. Bis dahin seien nur Reparaturen möglich.
Neue Feierhalle
Die sogenannte Kalthalle, die für Feste genutzt wird, soll mit Hilfe von Fördermitteln erneuert werden. Die Arbeiten seien für nächstes Jahr im Haushalt eingeplant, verspricht die Stadt.
WLAN-Hotspot
Das Dorfgemeinschaftshaus wird in Kooperation mit dem Verein Freifunk Harz einen WLAN-Hotspot erhalten. Die Telekom stelle den analogen Anschluss im Gebäude auf digital um, so dass es dort auch Internet geben werde, so Strauß. Außerdem soll es eine neue Wasserstelle auf dem Friedhof geben. Und: Die Stadt will sich um die maroden Stufen zum Kriegerdenkmal kümmern, das nächstes Jahr 100 Jahre besteht. (mz)
