Betrieb von Schloss und Burg Betrieb von Schloss und Burg: Rettet neue Stiftung Allstedts Denkmäler?

Allstedt - Rund zwei Millionen Euro - fast 95 Prozent aus Fördermitteln - will Allstedt in Sanierungsarbeiten an Burg und Schloss investieren. Der Auftrag für die Projektsteuerung ist vergeben, die europaweite Ausschreibung der Planungsleistungen wird vorbereitet.
An einem grundlegenden Problem ändert die hohe Förderung für das Sanierungsvorhaben aber nichts: Burg und Schloss samt Museum sind für eine kleine Stadt wie Allstedt eine große finanzielle Belastung. Im vergangenen Jahr musste die Stadt aus ihrem Haushalt 117.000 Euro zuschießen, um den Betrieb zu gewährleisten.
400 Millionen Euro für acht Jahre
Deshalb hofft Allstedt weiter darauf, die Anlage an die neu zu gründende Stiftung Mitteldeutsche Schlösser und Gärten übergeben zu können. Für diese Stiftung wollen sich die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammentun und jeweils 100 Millionen Euro einbringen.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die Idee bereits begrüßt und einen entsprechenden Maßgabebeschluss gefasst. Demnach sollen weitere 200 Millionen Euro aus Bundesmitteln zusammen mit den Landesmitteln in ein Sonderinvestitionsprogramm fließen.
Mit den insgesamt 400 Millionen sollen dann über acht Jahre hinweg dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen an Burgen und Schlössern bezahlt werden.
Erste Versuch der Aufnahme scheiterte
Für die Objekte, die beide Länder in die Stiftung einbringen, würde sich der Bund zudem zur Hälfte an den Betriebskosten beteiligen. So jedenfalls steht es in der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage, die mehrere FDP-Abgeordnete im Bundestag gestellt hatten.
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) gab im Juni als Ziel aus, dass die Stiftung noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen soll. Sachsen-Anhalt will jene 18 Objekte einbringen, die bereits in seiner Kulturstiftung versammelt sind. Der Versuch Allstedts, mit Burg und Schloss dort aufgenommen zu werden, blieb ohne Erfolg (MZ berichtete).
Immerhin soll aber auch die Aufnahme weiterer Objekte in die neue Mitteldeutsche Schlösserstiftung „in gegenseitigem Einvernehmen möglich“ sein, sagte Robra.
Burg und Schloss als Paradebeispiel
Doch wie gut stehen dabei die Chancen für Allstedt? „Gut“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde, in deren Wahlkreis die Allstedter Burg steht. Sachsen-Anhalt wolle neben seiner Kulturstiftung weitere Denkmäler von nationaler Bedeutung einbringen, mit denen die Trägerkommunen finanziell überfordert sind.
Dafür ist Allstedt geradezu ein Paradebeispiel. Die Anlage gehörte im 10. bis 12. Jahrhundert zu den fünf bedeutendsten Pfalzen im deutschen Reich, fast alle deutschen Könige und Kaiser haben hier Hof gehalten und Recht gesprochen. Zudem ist die Anlage ein wichtiger Schauplatz der Reformation.
Die Hofstube, in der Thomas Müntzer die Fürstenpredigt hielt und damit einen wichtigen Impuls für die Zuspitzung zum Bauernkrieg setzte, ist originalgetreu erhalten.
Ohne Stiftung droht Denkmälern das Aus
Unlängst war Budde mit Carsten Schneider in Allstedt und hat sich Burg & Schloss angesehen. Der gebürtige Erfurter ist parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion und „der Geburtshelfer der Stiftung auf Thüringer Seite“, wie Budde sagt. Bei ihm sei sie mit dem Ziel, Allstedt in die Stiftung einzubringen, auf offene Ohren gestoßen.
Im Allstedter Stadtrat jedenfalls gibt es erste Stimmen, die den Betrieb von Schloss und Museum komplett in Frage stellen, sollte die Übergabe an die Stiftung nicht gelingen. „Die Betriebskosten können wir uns als Einheitsgemeinde mit 7.500 Einwohnern einfach nicht mehr leisten“, sagte Hagen Böttger (WG FFW) im Rat.
Er kündigte an, einen Bürgerentscheid herbeizuführen, wenn es mit der Stiftung nicht klappen sollte. „Die 750 Stimmen dafür kriege ich zusammen“, so Böttger. Dann sollten die Bürger selbst entscheiden, ob die Stadt die Burganlage weiter unterhalten und das Schlossmuseum betreiben soll. (mz)