Bau der Fernwassertrasse bei Nienstedt Bau der Fernwassertrasse bei Nienstedt: Archäologen finden Skelette und Grabbeigaben

Nienstedt - Susanne Friederich genügt ein Blick auf das Kinderskelett, das mit angezogenen Beinen und angewinkelten Armen auf der Seite im lehmigen Boden liegt: „Der Blick geht nach Süden, es liegt auf der rechten Seite. Ein Junge.“ Friederich, Expertin für die Jungsteinzeit, leitet beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie die Abteilung Bodendenkmalpflege.
Vor Ort erläutert sie mehrere Funde, die Grabungsleiterin Maria Kluge und ihr Team in diesen Tagen entlang der künftigen Fernwassertrasse von Nienstedt nach Sangerhausen freigelegt haben.
Kinderskelett aus Jungsteinzeit liegt in 25 Zentimetern Tiefe
Der Streifen ist vier Meter breit, der Bagger hat nur die oberste Erdschicht abgehoben. In einer Tiefe von maximal 25 Zentimetern ist das Skelett des Jungen entdeckt worden. „Die Knochen“, zeigt Friederich, „sind durch einen Pflug verwirbelt.“
Was Laien ehrfurchtsvoll staunen lässt, liegt wie ein offenes Buch vor den Archäologen. Denn die Gefäße, die sie bei diesem und weiteren Skeletten gefunden haben, lassen sich dank der Verzierungen einer bestimmten kulturgeschichtlichen Epoche zuordnen. Womit für Friederich feststeht: „Das Skelett ist 4.000 Jahre alt.“
Es gehört zu den Puzzleteilchen, die die Archäologen zu einem Bild zusammenfügen. „Wir wissen sehr wenig von unserer Geschichte. Jede neue Fundstelle bedeutet, dass wir die Geschichte umschreiben müssen.“
Bau der Fernwasserleitung - Archäologen hoffen auf weitere Funde
Der Bau der Fernwasserleitung erfolge in einem „hochsensiblen Gebiet“, begründet Friederich. Für die Menschen, die hier gelebt hätten, sei es ein optimal er Ort gewesen, um zu siedeln: leichtes Gefälle, Sonne… Zum Glück würden die Ackerböden meist nur noch gegrubbert statt tiefgepflügt. Weil die Region aber von jeher sehr trocken sei, hätten sich die Knochen und somit auch die DNA „gut erhalten“.
Anhand genetischer Untersuchungen lasse sich längst feststellen, wer mit wem verwandt war - und außerdem, dass es „ein Kulturgemisch in Sachsen-Anhalt wie sonst in ganz Europa nicht“ gab.
Bis Juli hoffen die Archäologen auf weitere, spannende Entdeckungen in der Trasse. „Das ist alles eingeplant“, sagt Marco Steckel vom Wasserverband Südharz. „Es bleibt beim Fertigstellungstermin Ende September.“ (mz)

