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Bastler und Feinschmecker  Bastler und Feinschmecker : Tolle Atmosphäre beim Regionalmarkt in Sangerhausen

Von Lucas Wölbing 14.10.2019, 04:00
Mit ihren Natur-Gestecken wagt sich Sylvia Vogel erstmals auf den Regionalmarkt. Der kleinen Miriam (5) gefällt es.
Mit ihren Natur-Gestecken wagt sich Sylvia Vogel erstmals auf den Regionalmarkt. Der kleinen Miriam (5) gefällt es. Maik Schumann

Sangerhausen - Nüsse in Massen. Große braune Walnüsse, so viele, dass Christine Emmert sie nicht mehr sehen kann. Ein einziger Baum hinter der alten Tierarztpraxis, die sie in Beyernaumburg bewohnt, wirft einfach zu viel ab.

„Und was ich selbst nicht verbrauche, bringe ich hier an den Mann“, sagt die fröhliche Frau, die zum ersten Mal auf dem Regionalmarkt in Sangerhausens Zentrum dabei ist.

Mit ihrem kleinen Tischchen, auf dem sich kleine Säcke voller Nüsse stapeln, fällt sie ein bisschen auf zwischen all den ausladenden Ständen mit Wurst, Weinen oder Blumenschmuck. „Aber ich liebe es hier“, sagt sie voller Euphorie. „Eine Wahnsinnsatmosphäre. Mit einem Stuhl hat mir sogar der Nachbarstand ausgeholfen.“

Kulinarische Vielfalt der Region

Die 13. Auflage des Marktes, den Rosenstadt GmbH, Biosphärenreservat, Bauernverband und der Verein zur Förderung der Direktvermarktung organisieren, ist der größte Treffpunkt für regionale Erzeuger.

Hier wird alljährlich die Vielfalt von Südharz und Mansfelder Land gefeiert. Die Atmosphäre ist volkstümlich: Hier tritt die Einzinger Dreschflegelgruppe auf, Honig vom Imker wird direkt neben Äpfeln vom regionalen Obsthof und Wurst aus eigener Hausschlachtung angeboten. Die Kunden suchen das kulinarische Erlebnis.

Mehr als 30 Handwerker und Produzenten tummeln sich auf dem Regionalmarkt, doch in diesem Jahr fällt auf: Auch immer mehr Leute, die ihr kreatives Hobby vorstellen, sind mit einem eigenen Stand vertreten. So auch Sylvia Vogel.

„Bevor ich zu Hause rumsitze, mache ich lieber etwas Produktives“, sagt die pensionierte Kunstlehrerin aus Hasselfelde im Harz. Da sie sowieso ständig in der Natur unterwegs sei, habe sie angefangen, Materialien für herbstliche und winterliche Dekorationen zu sammeln. Und wie Nuss-Frau Christine Emmert sagt sie: „Ich selbst bin versorgt. Freunde und Verwandte mit Geschenken eingedeckt. Also stelle ich mich auf den Markt.“

In Sangerhausen ist sie zum ersten Mal dabei: „Ich merke schon, was die Leute hier mögen“, zieht sie Bilanz. „Hier will man immer gern ein süßes Detail im Gesteck. Zum Beispiel ein kleine Igel-Figur. Gold und andere Glitzerfarben kommen eher weniger gut an.“

Hobby-Künstler bieten Waren feil

Naturmaterialien sind auch das Steckenpferd von Hilmar Wittig aus Oldisleben bei Artern. „Hobby-Florist“ - so nennt sich der Rentner, dessen Frau tatsächlich mal in diesem Beruf gearbeitet hat. Gemeinsam flechten sie etwa Zwiebelzöpfe und große Deko-Kränze. „Kinder und Enkel machen alle mit. Bei uns hat jeder seine Aufgabe“, erzählt der Mann, der alles, was er braucht in seinem weitläufigen Garten findet.

45 Jahre pflege er dieses Hobby schon. Märkte hat er in Mitteldeutschland viele erlebt. Sangerhausen ist für ihn fest im Kalender eingeplant. „Ich hätte heute auch auf den viel größeren Zwiebelmarkt nach Weimar gekonnt, aber Sangerhausen ist da um einiges gemütlicher“, freut er sich. „Da ist es weniger überlaufen und wir sind näher am Kunden dran.“

Ohnehin sind es die kleinen Schwätzchen am Stand, die den Markt für ihn so besonders machen. Der Südharzer Regionalmarkt ist einfach eine gute, alte Tradition geworden. Die Kunden wissen oft schon genau, welche Händler da sein werden und suchen gezielt nach ihren bewährten Produkten.

Mario Knappe aus dem Allstedter Ortsteil Pölsfeld würde sich und seine Familie sogar als echte „Regionalmarkt-Wiederholungstäter“ beschreiben. „Auf Anhieb könnte ich gar nicht sagen, was mir hier so gefällt“, sagt er. Der Korb, den seine Frau trägt, ist schon gefüllt, dabei hat der Einkaufsbummel gerade erst begonnen.

Ein paar Gläser Marmelade liegen da schon neben Kräutertees. „Ach ja, und der Korb selbst ist auch von hier“, bemerkt Knappe. „So einen haben wir hier im letzten Jahr gekauft.“ Das sei schließlich eine gute Flechtarbeit und etwas ähnliches finde man selten. „Also kommen wir auch darum hierher“, so der Familienvater. „Wir wissen, was wir brauchen und wo es das einmal im Jahr gibt.“

(mz)