Bartholomäuskirche Bartholomäuskirche: Die alte Kirche soll im Dorf bleiben
Erdeborn/MZ. - "Eigentlich brauchte ich viel mehr Freizeit, um alles zu machen, was hier getan werden müsste und was mir auch Freude macht", sagt Anne Hedler. Dabei hat die noch 49-Jährige (der 50. steht in wenigen Wochen an) seit kurzem ihre Umschulung hinter sich und ist derzeit arbeitslos. Dennoch hat sie mit dem im Januar gegründeten Förderverein Kirche Sankt Bartholomäus Erdeborn alle Hände voll zu tun.
Anne Hedler ist mit Erdeborn fest verwurzelt, sie ist hier geboren, und schon ihre Eltern waren in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Sie selbst hat vier Söhne, die alle im Ort wohnen, zwei Schwiegertöchter und zwei Enkel. Und da auch die Söhne allesamt ehrenamtlich eine Menge für den Ort tun, sei es bei der Feuerwehr, im Gesangverein oder im Karnevalsverein, ist sie auch als Oma gefragt.
"Die Familie hilft mit", sagt sie, wenn man sie fragt, wie sie es geschafft hat, während der Zeit der Umschulung in Halle zur Floristin trotzdem ihre Aktivitäten zur Erhaltung der Bartholomäuskirche weiter zu betreiben.
1996 waren die Dachbalken der Kirche eingestürzt und die barocke Stuckdecke beschädigt worden. Erste Sicherungsmaßnahmen wurden eingeleitet und durch Spendenaktionen der Bevölkerung unterstützt. 1997 hatte Anne Hedler den festen Willen, die Kirche zum Tag des offenen Denkmals zu präsentieren. Schließlich wusste sie aus Unterlagen ihrer Mutter, wie spannend die Geschichte des Gotteshauses ist, in dem zum Beispiel Martin Rinckart, der Verfasser des Liedes "Nun danket alle Gott", Pfarrer von 1613 bis 1617 war. Der Vater von Karl Dietrich Hüllmann, Gründungsrektor der Universität Bonn, war in Erdeborn Pfarrer, der Geschichtsschreiber Karl Hermann Heine wurde am 3. Mai 1827 im Pfarrhaus Erdeborn geboren, und die Bibel, die in der Kirche ausliegt, trägt die Widmung von Julius Axenfeld, des Begründers des evangelischen Vereins für Innere Mission - sein Sohn Karl war ebenfalls hier in Erdeborn Pfarrer.
Das alles, findet Anne Hedler, darf nicht in Vergessenheit geraten. "Im Gemeindekirchenrat sind wir aber nur drei Leute, und die Pfarrerin hat doch auch viel zu viel zu tun", meinte sie. Und so kam es ihr wie ein kleines Wunder vor, als ein Besucher aus Bad Godesberg, Dr. Christfried Röger, beim Tag des Offenen Denkmals 2001 ihr vorschlug, unbedingt einen Förderverein zu gründen. "Meine Hilfe haben Sie", sagte er. Zur Zeit bereitet Anne Hedler gerade die Goldene Konfirmation vor, die am Sonnabend um 14 Uhr in der Kirche stattfinden soll. Trotz Sicherungsgerüst ist das jedes Jahr Ehrensache. Der Männerchor wird singen - und die Kirche steht einmal wieder im Blickpunkt. Vor allem Konzerte sind der aktiven Frau, die selbst jahrelang in der Eisleber Kantorei gesungen hat, wichtig.
Zumindest am Tag des Offenen Denkmals hat bislang jedes Jahr ein Konzert stattgefunden. Obwohl Anne Hedler selbst kirchlich sehr aktiv ist (zum Beispiel Frauenkreis), sieht sie den Förderverein als etwas, das nicht nur Christen angeht. Sie findet, jeder trage ein Stück Verantwortung zur Erhaltung historischer Bauten und Kulturgüter seiner Heimat und solle dabei aktiv werden. "Das sind wir unserer Nachwelt schuldig." Dass nun Fördermittel auch von der Stiftung Denkmalschutz kommen, ermutigt sie, sich weiter zu engagieren. "Nebenbei" hat Anne Hedler auch noch Zeit für ein paar Hobbys, sie bastelt Puppen und arbeitet mit Pappmaché. Aber während wir ihr den "Blumenstrauß der Woche" überreichten, klingelte laufend das Telefon. Es ist unübersehbar, dass im Haus Querstraße 6 in Erdeborn viele Fäden zusammenlaufen, die für den Ort wichtig sind. Trotzdem sagt Anne Hedler: "Hier gibt es noch viele, die einen Blumenstrauß verdient hätten."