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Allstedter Bäcker Stev Richter Allstedter Bäcker Stev Richter: Förderantrag für modernen Ofen kostet Zeit und Nerven

Von Grit Pommer 20.02.2018, 14:29
Bäckermeister Stev Richter an dem neuen, energiesparenden Ofen in seiner Backstube.
Bäckermeister Stev Richter an dem neuen, energiesparenden Ofen in seiner Backstube. Maik Schumann

Allstedt - Als letztes nimmt Stev Richter am Montag die großen Bleche mit dem Sulfkuchen aus dem Backofen: Mohn, Quark, Kirsch und Himbeer unter einer goldbraunen Decke. Jetzt kann der Bäckermeister das letzte der fünf Ofensegmente abschalten, bis zum nächsten Morgen.

Seit dem Sommer bäckt Richter mit seinem neuen Ofen. Der Vorgänger hatte 26 Jahre auf dem Buckel und war aus heutiger Sicht ein wahrer Gas-Fresser. Für die Neuanschaffung nutzte Richter ein Förderprogramm, das Betriebe bei Investitionen in energiesparende Technik unterstützt. „Sachsen-Anhalt ENERGIE“ verspricht kleinen Unternehmen wie Richters Bäckerei einen Fördersatz von bis zu 45 Prozent.

Investition kostet Bäcker 140.000 Euro

Im Frühsommer 2016 stellte er bei der Investitionsbank des Landes Sachsen-Anhalt den Antrag auf Förderung aus dem Energie-Programm, zehn Monate später bekam er die Bewilligung über rund 54.000 Euro Fördergeld. Eine schöne Summe, die er gut gebrauchen konnte, um die alles in allem rund 140.000 Euro teure Investition zu stemmen.

Der neue Ofen, der nun mit Strom statt Gas betrieben wird, kam im Sommer 2017 und verrichtet seitdem tadellos seine Arbeit - sieben Tage die Woche. Mit der Auszahlung der versprochenen Fördermittel allerdings lief es nicht ganz so reibungslos.

Nicht nur, dass Richter einen ziemlichen Schreck bekam, was ihn der geforderte Nachweis der Energieeinsparung kostete. „Der Antragsteller muss ein Energieaudit oder Energiemanagementsystem nachweisen“, heißt es in den Förderbedingungen der Investitionsbank. Und diese umfassende Analyse der Energiesparpotenziale im Betrieb darf nicht irgendwer vornehmen, sondern nur ein Experte, der offiziell in die Energieauditorenliste des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingetragen ist.

Energieaudit kostete den Bäcker rund 7.000 Euro

„Alles in allem hat das gut 7.000 Euro gekostet“, sagt Richter. Immerhin hatte die Untersuchung aber ein sehr erfreuliches Ergebnis. Der neue Backofen braucht fast ein Drittel weniger Energie.

Für Richter indes war der Fördermarathon noch nicht ausgestanden. Beim Einreichen der Verwendungsnachweise habe es immer neue Nachforderungen gegeben, berichtet er. Immer wieder habe er Schreiben bekommen, dass noch ein Beleg fehle. Nach dem dritten Schriftwechsel sei festgestellt worden, dass mit der Förderzusage veraltete Unterlagen versandt worden seien. „Und für die neuen Papiere wurden wieder neue Belege gebraucht“, sagt Richter.

Schließlich sei ihm mitgeteilt worden, dass der ursprünglich bewilligte Betrag um 7.700 Euro gekürzt wird. Der Grund: Im Vertrag für jenen Finanzierungsanteil, der als Leasing läuft, sei nicht ausdrücklich festgeschrieben worden, dass die Möglichkeit zur Sondertilgung besteht.

Über den Jahreswechsel sei dann die frohe Kunde gekommen, dass das Geld nun zeitnah ausgezahlt werde, berichtet der Bäckermeister. Die Vorfreude allerdings wurde über die Wochen kleiner und kleiner. Mitte Februar war das Geld immer noch nicht da, dafür aber eine Rechnung über 108 Euro für die Beratungsleistung der Investitionsbank.

Fördermarathon kostet Bäckermeister Zeit und Nerven

MZ fragte bei der Bank nach. Generell werde Fördergeld erst nach der Verwendungsnachweisprüfung ausgezahlt, teilt Pressesprecherin Ines Gerasch mit. Für das Energie-Programm habe man aber eine vorrangige Bearbeitung eingerichtet, im Verhältnis zu anderen Förderprogrammen sei die Bearbeitungszeit sogar sehr kurz.

Detailliertere Informationen zu dem konkreten Fall in Allstedt könne man leider nicht übermitteln, da man zur Wahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen des betreffenden Unternehmens verpflichtet sei, erklärt sie weiter.

Für Stev Richter indes hat es die schönste Entwicklung seines Falls am vergangenen Samstag gegeben: Drei Tage, nachdem MZ erstmals wegen seiner Backofen-Förderung bei der Investitionsbank nachgefragt hatte, war das Geld auf seinem Konto.

Vielleicht, so meint er, waren die Verwicklungen auf der Strecke ja auch dem Umstand geschuldet, dass er damals einer der Ersten gewesen ist, die das neu aufgelegte Programm nutzten. Angesichts der Fördersumme hat sich der Aufwand für ihn dennoch gelohnt. Aber Zeit und Nerven, die brauche man schon, sagt er. (mz)