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Adventskalender Adventskalender: Auf Entdeckungstour im Klosterschloss

Von Beate Thomashausen 13.12.2018, 16:00
In den Kellerräumen des Schlosses scheint die Zeit stillzustehen.
In den Kellerräumen des Schlosses scheint die Zeit stillzustehen. Schumann

Klosterrode - Das Klosterschloss in Klosterrode hat mehr Türen als ein Weihnachtskalender. Und hinter jeder Tür verbirgt sich auch eine Geschichte. Eine ganze Menge davon kennt Helma Helmbold, die schon viele Jahre ehrenamtlich als guter Geist im Klosterschloss wirkt.

Sie sorgt dort für Ordnung, bietet Führungen durch das Heimatmuseum an und kennt sich aus in den verwinkelten Räumen und Kellern des Klosterschlosses.

Jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen

Besucher, die ihr folgen, verlieren sicherlich schnell den Überblick. Da geht es Treppen hinauf, Treppen hinunter. Die Türen spiegeln die wechselvolle Geschichte des Gebäudes eindrucksvoll wieder.#

Jede Generation und jeder neue Besitzer hat dem Klosterschloss seinen Stempel aufgedrückt, hat umgebaut und umgestaltet. Da sind Türen, die wahrscheinlich schon einige hundert Jahre auf den Angeln haben, denn die Geschichte des Klosterschlosses beginnt mit dem Prämonstratenserorden im Mittelalter.

Das Refektorium, das man heute auch den Rittersaal nennt, ist einer der ältesten Teile des Klosterschlosses.

Und dann sind da wiederum Türen neuerer Bauarten, die vielleicht erst fünf, sechs Jahrzehnte alt sind, aus der Zeit, als Familien im Klosterschloss lebten und als eine Außenstelle des volkseigenen Betriebes Kindermoden in Klosterrode anfertigen ließ. Im Heimatmuseum im Untergeschoss kann man noch eine Nähmaschine aus dieser Zeit anschauen. Auch dort kennt sich Helma Helmbold aus.

Eine Zeitreise im Klosterkeller

Die abenteuerlichste Tür im Klosterschloss? Helma Helmbold lacht und legt ihren großen Schlüsselbund zur Seite. „Das ist die hier“, sagt sie und schiebt einen Tisch beiseite. Im Veranstaltungsraum im Erdgeschoss, der eigentlich mal ein Stallgebäude war, gibt es eine in den Boden eingelassene Klappe.

Sie braucht schon ein bisschen Kraft, um die Klappe zu bewegen, hinter der es hinunter in den Keller geht. Schmal ist der Gang. „Hier sind wahrscheinlich schon die Mönche entlanggezogen“, mutmaßt die Schlossherrin.

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Vom 12. Jahrhundert an bis zur Zeit des Bauernkrieges lebten die Mönche in Klosterrode und betrieben hier ein florierendes Wirtschaftsunternehmen. Im Bauernkrieg flohen die Mönche aber aus Klosterrode, was ihnen die Dorfbevölkerung schwer übelnahm.

So sei es überliefert, sagt Helma Helmbold. Ob sie da wohl noch durch den Geheimgang entwischten, den es hier auch gegeben haben soll, fragt man sich. Bis zum Kloster in Sittichenbach soll der geheime Gang geführt haben.

Was daran wohl Wahres ist? Helma Helmbold hat jedenfalls bei ihren vielen Streifzügen durch die verwinkelten Keller keinen Hinweis auf einen unterirdischen Gang gefunden. Ja, noch nicht einmal eine Tür, die irgendwie darauf hindeuten könnte.

Wechselnde Schlossbesitzer

Was sich in Klosterrode in den vergangenen Jahrhunderten alles zugetragen hat, hat der Sangerhäuser Chronist Friedrich Schmidt aufgezeichnet.

Dank seiner akribischen Forschungen weiß man heute noch, dass die vier Wappen auf dem Schlussstein zum Eingang in den Turm die Wappen der vier Adelsgeschlechter sind, die auf vielfältige Weise mit Klosterrode verwoben sind - das sind die Familien von Hardenberg, von Bodenhausen, von Klenke und von Hanstein.

Das Gut war verpachtet, wurde im Dreißigjährigen Krieg geplündert, lag wüst und wechselte wieder und wieder den Besitzer. Ja, es wurde sogar von 1778 bis 1783 ein neues Schloss errichtet.

Graf Albrecht Ludwig von Schulenburg betätigte sich als Bauherr. Lange stand das neue Schloss nicht in Klosterrode. 150 Jahre später ließ es Max Müller wieder abreißen. Dem Industriellen aus Bornstedt-Neuglück gehörte das Anwesen zu diesem Zeitpunkt. Und es war einfach viel zu teuer, alles zu unterhalten.

Viel günstiger in seiner Unterhaltung ist das ist das historische Gemäuer nicht geworden. Fördermittel und Spenden sind heute die wichtigsten Einnahmequellen, die dazu dienen, dringend notwendige Sanierungen zu bezahlen.

Jetzt will Helma Helmbold, gemeinsam mit anderen Klosterschlossfans, die Gründung eines Vereins initiieren, damit die Verantwortung für das Wahrzeichen auf mehr Schultern ruht als bisher.

Am Freitag gibt es das nächste Türchen: Wir schauen nach Hettstedt ins Apollo-Kino.

(mz)

Hier findet man auch eine Küche wie aus Großmutters Zeiten.
Hier findet man auch eine Küche wie aus Großmutters Zeiten.
schumann