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100-jähriges Jubiläum Wie der Sportverein „Blau-Weiß“ Farnstädt Tradition und Leidenschaft verbindet

Der Sportverein „Blau-Weiß“ wurde vor 100 Jahren in Oberfarnstädt gegründet. Wie sich der Fußball dort über die Jahre entwickelt hat. Im Jahr 2021 wollte der Verein eigentlich das 100-jährige Jubiläum mit einem Fest vom 14. bis 18. Juli feiern.

Von Anke Losack 27.06.2021, 09:00
Dieses Foto wurde zur Erinnerung an die Gründungsfeier des VfB Oberfarnstädt im Jahr 1930 aufgenommen.
Dieses Foto wurde zur Erinnerung an die Gründungsfeier des VfB Oberfarnstädt im Jahr 1930 aufgenommen. Repro: A. Losack

Farnstädt/MZ - In diesem Juni ist es 100 Jahre her, dass in Oberfarnstädt der Sportverein „Blau-Weiß“ ins Leben gerufen wurde. Paul Kulik und Paul Reinhardt haben ihn gegründet und mit ihnen fanden viele Jugendliche Spaß an dem von England gekommenen Ballspiel. Es war der Anfang einer erfolgreichen Vereinsgeschichte. Bis heute ist „Blau-Weiß“ ein lebendiger Verein mit zahlreichen ehrenamtlich engagierten Mitgliedern und mit sportlichen Ambitionen. Er steht für Leidenschaft und Tradition.

Schokolade aus dem Zeppelin

Die Gründung des Vereins, der zunächst unter dem Namen VfB Oberfarnstädt lief, fand in einer Zeit statt, in der der Krieg seine Spuren in allen Bereichen des Lebens hinterlassen hatte. Den Fußballern stand zunächst kein Sportplatz zur Verfügung. Wie in der Chronik vermerkt ist, wurde auf Wiesen und Koppeln ganzjährig Fußball gespielt. „Jedoch musste je nach Jahreszeit die landwirtschaftliche Nutzfläche beachtet werden.“ Als Fußballtore dienten zunächst Stecktore, die nach jedem Spiel wieder mit nach Hause genommen wurden.

In den 1930er Jahren wurde damit überall gespielt, wo es möglich war. Über einige Sportfeste dieser Zeit wird in der Chronik berichtet. So etwa über jenes, welches auf Nennewitzens Acker stattfand und an dem die Ligamannschaft von Mignon Halle teilnahm. Über die „Sportstätte“ sei am Nachmittag ein Reklamezeppelin geflogen, der ein Band mit der Aufschrift Mignon Schokolade hinter sich herzog und aus dem Schokoladentafeln abgeworfen wurden.

Dies ist ein Auszug aus dem Querfurter Kreisblatt von 1921: Am 5. und 6. Juni lädt der Fußballklub VfB Oberfarnstädt zu seinem 1. Stiftungsfest ein.
Dies ist ein Auszug aus dem Querfurter Kreisblatt von 1921: Am 5. und 6. Juni lädt der Fußballklub VfB Oberfarnstädt zu seinem 1. Stiftungsfest ein.
Repro: A. Losack

Im Jahr 1946 erfolgte die Wiedergründung als Sportgemeinschaft

Im Jahr 1932 stellt der Verein einen Antrag bei der Gemeinde auf Bereitstellung eines Sportplatzes. Dieser wird befürwortet und für den Bau „Unland“ in Richtung Querfurt bereitgestellt - dort, wo sich heute der Farnstädter Sportplatz befindet. „Der obere Berg wurde abgetragen“, schreibt die Chronik über den Bau. 1935 wird der Sportplatz, der trotz fleißiger Arbeit noch einen Höhenunterschied von mehr als 2,50 Meter aufwies, eingeweiht. Im Sommer 1939 fanden aber vorerst die letzten Fußballspiele des VfB Oberfarnstädt statt, denn die Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen.

Im Jahr 1946 öffnete sich ein neues Kapitel. Es erfolgte die Wiedergründung als Sportgemeinschaft, da Vereine nicht zugelassen waren. 15 Sportler schlossen sich ihr an. Es wurden Kartoffeln und Getreide gesammelt und gegen Dresse, Hosen, Stutzen, Schuhe, Bälle und Netze getauscht, heißt es in der Chronik. Am 6. Oktober 1946 beginnen die Serienspiele des Kreises Querfurt und Farnstädt ist das erste Mal mit einer Mannschaft vertreten.

Verein SV „Blau-Weiß“ Farnstädt kann auf mehrere erreichte Aufstiege, gewonnene Meisterschaften und Pokale zurückblicken

Im Jahr 1949 wird der Verein zur Betriebssportgemeinschaft Traktor Farnstädt mit mehreren Sektionen. Wie es vom Verein heißt, sorgten vor allem Otto Wolf - nach dem später der Hauptplatz benannt wurde - und Otto Seidler für einen geregelten Spielbetrieb. „Damals hieß es noch: Wer nicht mit aufräumt, darf nicht spielen.“ In den Jahren 1965 bis 1975 wurde aus einem kleinen Häuschen am Sportplatz ein richtiges Sportlerheim und sportlich konnten erste Titel errungen sowie Nachwuchsmannschaften gegründet werden. Damals gab es die Schülermannschaft (8 bis 14 Jahre) und die Jugendmannschaft (14 bis 18 Jahre).

Heute kann der Verein, der seit 1990 den Namen SV „Blau-Weiß“ Farnstädt trägt, auf mehrere erreichte Aufstiege, gewonnene Meisterschaften und Pokale zurückblicken und stolz von mehr als zehn Nachwuchsmannschaften pro Saison sprechen. Von Bambinis bis A-Jugend ist alles dabei, sagt Vereinspräsident Jochen Conrad, der seit 1994 das Amt inne hat.

Mit dieser Mannschaft wurde Traktor  Farnstädt in der Saison 1966/67 Kreismeister. Stehend von links nach rechts: H. Kohler, Förtsch, Seidler, E. Kohler, Kunkel, Betreuer Reule. Knieend von links nach rechts: Erbes, Vocke, Wego, Vogler, Kuch, Weilepp.
Mit dieser Mannschaft wurde Traktor Farnstädt in der Saison 1966/67 Kreismeister. Stehend von links nach rechts: H. Kohler, Förtsch, Seidler, E. Kohler, Kunkel, Betreuer Reule. Knieend von links nach rechts: Erbes, Vocke, Wego, Vogler, Kuch, Weilepp.
Foto: Chronik, Repro: A. Losack

250 Mitglieder und rund 60 Ehrenamtliche

„Wir sind ein kleiner Fußballstützpunkt. Viele Kinder aus der Umgebung kommen zu uns.“ Auch für die nächsten Jahre sei der Verein gut aufgestellt. Der Zusammenhalt und das familiäre Miteinander machen laut dem Präsidenten den Verein „Blau-Weiß“ Farnstädt aus. Leider seien viele ehemalige Helfer, Betreuer und Spieler schon verstorben, so Conrad.

Ihm ist es wichtig, sich bei allen zu bedanken, die den Verein unterstützt haben - ob nur einmal kurz oder über Jahre oder Jahrzehnte. Das Ergebnis zeige sich in dem, wie „Blau-Weiß“ Farnstädt heute dasteht mit über 250 Mitgliedern und rund 60 Ehrenamtlichen.

Im Jahr 2021 wollte der Verein eigentlich das 100-jährige Jubiläum mit einem Fest vom 14. bis 18. Juli feiern

Die Bedingungen, die Sportler und Zuschauer in Farnstädt vorfinden, haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert. Unter anderem wurde ein Kunstrasenplatz errichtet und eine Tribüne am Hauptplatz gebaut. Dessen Höhenunterschied von knapp drei Metern wurde übrigens in den 1990er Jahren beseitigt. Jochen Conrad kann sich erinnern, wie ihn ein Kind während der Sanierung damals fragte, ob hier ein Schwimmbad gebaut wird. Er kann aus den mittlerweile fast 27 Jahren als Vorsitzender noch einige solcher Anekdoten erzählen.

Im Jahr 2021 wollte der Verein eigentlich das 100-jährige Jubiläum mit einem Fest vom 14. bis 18. Juli feiern. Wegen der Corona-Pandemie war die Planung aber zu unsicher. Doch es hat sich ergeben, dass es Ende Juli in Farnstädt ein Highlight im Jubiläumsjahr geben wird. Als Aufsteiger in Sachsen-Anhalts höchste Spielklasse, die Verbandsliga, wird „Blau-Weiß“ am 30. Juli das Eröffnungsspiel der Saison auf der Otto-Wolf-Kampfbahn austragen. (mz)