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Der Frust wächst Was sich ein Solariumbetreiber von Querfurt wünscht

Ein Solariumbetreiber aus Querfurt ist verärgert über die Schließung. Er vermisst in schwieriger Lage die Unterstützung der Stadt. Was der Bürgermeister dazu sagt.

Von Anke Losack 07.05.2021, 13:01
Swen Lehmann (r.), Betreiber eines Solariums und Fitnessstudios in Querfurt, und Torsten Grothe alias Ronny Hirsch
Swen Lehmann (r.), Betreiber eines Solariums und Fitnessstudios in Querfurt, und Torsten Grothe alias Ronny Hirsch (Foto: Anke Losack)

Querfurt - Swen Lehmann ist gefrustet: Seit Monaten ist sein Fitnessstudio in Querfurt dicht und nun musste wegen der Corona-Notbremse auch sein gut gehendes Solarium, das er erst kürzlich neu eröffnet hatte, wieder schließen. Letzteres verstehe er überhaupt nicht, sagt er. Die Leute seien allein in einer Box, die Bänke würden desinfiziert und es sei größtenteils mit Terminen gearbeitet worden.

Dass andere körpernahe Dienstleistungen wieder geöffnet haben dürfen und sein Solarium, wo kein direkter Kontakt bestehe, hingegen nicht, kann der Betreiber keineswegs verstehen. Ihm fehle hier die Gleichberechtigung, sagt Swen Lehmann.

„Das ärgert mich.“

Moralische Unterstützung bekommt der Betreiber von Torsten Grothe alias Ronny Hirsch, der sich in der Pandemiezeit für Querfurter Gewerbetreibende einsetzt. „Swen Lehmann hat momentan Berufsverbot“, meint er. Vor vier Wochen habe dieser das Solarium „voll des Glücks eröffnet“ und es sei gut angenommen worden, weiß Ronny Hirsch. Mit der verordneten Schließung stehe Lehmann nun wieder genauso schlecht da wie vor der Eröffnung. „Das ärgert mich.“

Die Notbremse sei „ein Stück weit“ zu verstehen, sagt Ronny Hirsch, aber die Gewerbetreibenden müssten eine so schwere Zeit durchmachen. Er ruft daher dazu auf, die kleinen Geschäfte, die geschlossen sein müssen, zu unterstützen. „Wer dort nicht kaufen will oder kann, könnte auch eine Spende dalassen“, schlägt er vor. Initiiert habe er bereits, erzählt der Querfurter, dass sich zwischen Gewerbetreibenden Partnerschaften gegründet haben, zum Beispiel zwischen einem Friseursalon und einem Wäscheladen. Der Laden, der zu hat, wird unterstützt von dem Laden, der offen hat unter anderem mit Flyern, die man auslegen kann, Mund-zu-Mundpropaganda oder über soziale Medien, erklärt er.

„Wir haben in Querfurt die Chance, dass wir es schaffen, alle Gewerbetreibenden hinterher wieder zu begrüßen“

„Wir haben in Querfurt die Chance, dass wir es schaffen, alle Gewerbetreibenden hinterher wieder zu begrüßen“, meint Ronny Hirsch. Das ginge nur zusammen, fügt er an. „Wir sind auch gern gesprächsbereit, zukünftig mit der Stadt tolle Lösungsvorschläge anzubieten.“ Nach Angaben von Swen Lehmann sei von der Verwaltung „noch gar nichts gekommen“. Ihm fehle auch seitens des Bürgermeisters die moralische Unterstützung, zum Beispiel mit Gesprächen, ergänzt der Fitnessstudio- und Solarium-Betreiber.

Das will Bürgermeister Andreas Nette (parteilos) nicht so stehenlassen. Er verweist unter anderem darauf, dass er sich Anfang dieses Jahres direkt an die Händler und Gewerbetreibenden gewandt hat, mit dem Vorschlag, einen Sonderstadtanzeiger herauszubringen. Darin haben sie die Möglichkeit, kostenfrei auf ihr Geschäft aufmerksam zu machen und dafür zu werben. Darüber hinaus sollen die Bürger damit sensibilisiert werden, vor Ort einzukaufen. Der Sonderstadtanzeiger soll erscheinen, sobald die Öffnung der Geschäfte wieder möglich ist.

„Uns als Stadt ist die problematische Situation bewusst“

Darüber hinaus habe er gegenüber den Händlern und Gewerbetreibenden auch, dass er für Vorschläge und Ideen, die gemeinsam umgesetzt werden könnten, offen ist, sagt Andreas Nette. „Uns als Stadt ist die problematische Situation bewusst - gerade die unserer Einzelhändler in der Innenstadt.“ Er erklärt weiter: „Auch die Verwaltung kauft bei den Innenstadthändlern ein, seien es beispielsweise Blumen oder auch Büromaterial. Ich glaube, der Einkauf als solches ist die beste moralische Unterstützung und darauf wurde in der Vergangenheit durch uns mehrfach sensibilisiert.“

Wie der Bürgermeister sagt, bestehe wie schon zu Beginn der Krise vor einem Jahr die Möglichkeit, die Gewerbesteuervorauszahlung auf Null zu setzen, um Liquidität vorhalten zu können. Auf staatliche Hilfen für Gewerbetreibende werde in einem Bericht auf der Homepage der Stadt zur Coronalage seit Beginn der Pandemie aufmerksam gemacht. „Gleichzeitig sind meine Mitarbeiter angewiesen, vor allem wenn es um Gewerbebetriebe geht, Anträge, beispielsweise auf Stundung von städtischen Forderungen, grundsätzlich unter wohlwollender Ausübung des pflichtgemäßen Ermessens zu bearbeiten“, so Andreas Nette.

„Auch für Querfurt gelten Gesetze und Verordnungen“

Was die Öffnung von Geschäften angeht, hat die Stadt keine Entscheidungsgewalt. „Auch für Querfurt gelten Gesetze und Verordnungen, von daher ist ein Alleingang nicht möglich“, erklärt der Bürgermeister. Die Inzidenz auf Querfurt heruntergebrochen, betrug Stand Mittwoch 178 - wobei diese Zahl nicht ausschlaggebend ist, sondern die des Landkreises.

Überlegungen zu einem „Modellprojekt Querfurter Innenstadt“ habe es schon gegeben, sagt Andreas Nette. Diese wurden nicht weiter verfolgt, nachdem sich die bundeseinheitliche Notbremse angedeutet hat. „Wir müssen die kommende Verordnungslage abwarten.“ (mz)