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Lesen Schreiben Rechnen Lesen Schreiben Rechnen: Wunsch nach Weiterbildung

Von Anke Losack 15.03.2019, 07:46
Dozentin Karola Lehmann unterrichtet in drei Kursen insgesamt 20 Menschen mit Behinderung bei der Heilpädagogischen Hilfe Querfurt.
Dozentin Karola Lehmann unterrichtet in drei Kursen insgesamt 20 Menschen mit Behinderung bei der Heilpädagogischen Hilfe Querfurt. Peter Wölk

Querfurt - „Wer richtig lesen kann, der kann froh sein“, sagt Heike. In einer Förderschule habe sie das Lesen und Schreiben gelernt, doch sie hat nach wie vor Probleme. „Ich kann Silben nicht zusammenziehen“, erklärt die 35-Jährige, die in der Werkstatt für behinderte Menschen bei der Heilpädagogischen Hilfe in Querfurt arbeitet. An diesem Mittwochmorgen ist sie allerdings nicht im Arbeitsbereich tätig, sondern sitzt mit fünf anderen Mitarbeitern in einem separaten Raum an einem Tisch. Vor ihnen liegen Bücher, Federmappen und Hefte. Karola Lehmann, nebenberufliche Dozentin der Kreisvolkshochschule (KVHS) Saalekreis, übt mit ihnen das Lesen, Schreiben und Rechnen.

Seit fast einem Jahr läuft das Projekt Alphabetisierung und Grundbildung an der KVHS. Nach Angaben von Astrid Gläser-Müller, Leiterin der Außenstelle Querfurt, wird es finanziell zu 80 Prozent gefördert. 20 Prozent trägt die Bildungseinrichtung. Ein Kurs findet derzeit in der KVHS statt, ein zweiter bei der Heilpädagogischen Hilfe. „Wir sind froh“, sagt deren Geschäftsführerin Nicole Rotzsch, „dass die KVHS und Frau Gläser-Müller sich engagiert haben, dass das Projekt auch in unserem Haus durchgeführt werden kann.“ Denn der Bedarf sei hier sehr hoch, so Rotzsch. In drei Kursen werden insgesamt 20 Teilnehmer unterrichtet. 45 Minuten dauert jeweils eine Unterrichtsstunde. „Allein in dem einen Jahr sind bei einigen deutliche Fortschritte zu verzeichnen“, sagt die Geschäftsführerin der Heilpädagogischen Hilfe zu den Lernerfolgen.

Das Projekt steht allerdings auf der Kippe. Am 30. Juni dieses Jahres läuft es aus. Gläser-Müller und Rotzsch erklären, das Projekt unbedingt weiterführen zu wollen. Darum sind sie gemeinsam auf der Suche nach einem Weg, wie ab 1. Juli für Menschen mit Behinderung diese Bildungsmöglichkeit weiter angeboten werden kann. Beispielsweise soll versucht werden Sponsoren zu finden. In erster Linie steht man nämlich vor der Frage, wie die Dozentin bezahlt werden kann.

Die Teilnehmer von der Heilpädagogischen Hilfe haben ihre Lehrerin, die 63 Jahre alte Querfurterin Karola Lehmann, ins Herz geschlossen. Und sie geht in ihrer Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern sichtlich auf. „Es ist eine dankbare Aufgabe“, sagt Lehmann, die seit 2010 nicht mehr im aktiven Schuldienst ist und nun auf Honorarbasis bei der KVHS arbeitet. „Ich wollte mein Wissen immer jemanden weitergeben.“ Außerdem sei das Thema Alphabetisierung doch auf der Agenda, fügt die Querfurterin an.

Die Voraussetzungen bei den Menschen mit Behinderung, die sie unterrichtet, sind unterschiedlich. „Manche können noch sehr viel“, sagt Lehmann, „die anderen lernen den Anschluss aber im Handumdrehen.“ Sehr schön anzusehen sei, dass sie sich untereinander helfen. In ihrem Unterricht bei der Heilpädagogischen Hilfe wird sich mit Themen beschäftigt, die für das tägliche Leben der Menschen mit Behinderung förderlich sind. So stand zuletzt Essen und Trinken, insbesondere Gemüse und Obst auf dem Programm. So wurden die Namen unterschiedlicher Obstsorten gelesen, anschließend in Schriftform festgehalten. Zum Abschluss wurde ein Rezept für einen Obstsalat aufgeschrieben und gestaltet, das mit nach Hause genommen werden konnte. „Ich habe hier schon viel gelernt“, sagt die 35-jährige Heike, die sich wünscht, „noch ein bisschen besser lesen und schreiben zu können“. (mz)