Sonderzug nach Querfurt Hat die neue Geiseltal-Zugstrecke mit der historischen Dampflok eine Zukunft?
Nostalgische Zugfahrten sollen Menschen die Eisenbahn und die Region näher bringen. Unter dem Namen „Querfurt-Express“ ist der Sonderzug auf der neuen Geiseltal-Strecke von Gotha bis nach Querfurt.

Merseburg/Querfurt/MZ - Zahlreiche Schaulustige haben sich an Gleis 3 auf dem Merseburger Bahnhof versammelt. Interessiert bestaunen die Männer, Frauen und auch einige Kinder die Lok, die dort steht, und machen Schnappschüsse mit ihren Handys. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag eine historische Dampflok zu Gesicht, mit der der Sonderzug an diesem Tag von Gotha bis nach Querfurt fährt. Die Fahrgäste im Inneren des Zuges stehen an den halbgeöffneten Fenstern in den Waggons und blicken hinaus. Ein Hauch von Reiseabenteuer liegt in der Luft.
Unter dem Namen „Querfurt-Express“ ist der Sonderzug erstmals diese Strecke gefahren
Wenige Minuten vor der Abfahrt beginnt die Lok, stoßartig jede Menge grauen Dampf in die Luft abzulassen, ein rauchiger Geruch steigt in die Nase. Dann ein lautes Tuten. Der Schaffner bläst noch einmal in seine Trillerpfeife, bevor er einsteigt und sich der Zug langsam in Richtung Querfurt in Bewegung setzt. Die Leute, die auf dem Bahngleis zurück bleiben, winken dem Zug hinterher, der allmählich schneller wird. Bis zu 90 Stundenkilometer kann er an Fahrt aufnehmen.
Unter dem Namen „Querfurt-Express“ ist der Sonderzug am Samstag erstmals diese Strecke gefahren. Er gehört zum Nostalgie-Programm der DB Regio AG in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr. Auch das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich an dem Programm. „Wir möchten dadurch auch das Naherholungsgebiet rund um den Geiseltalsee bekannter machen und den Menschen ihr eigenes Land näher bringen“, sagte Lars Naumann.

Dampflok wurde im Jahre 1939 gebaut und einst als Heizlokomotive genutzt
Er ist seit 2016 Koordinator des Nostalgieverkehrs bei der DB Regio und war zuvor als Zugbegleiter in den historischen Zügen tätig. „Man muss nicht immer nach Griechenland fliegen“, findet er. Die Nostalgiefahrten sollen dazu anregen, die eigene Region zu entdecken. Neben dem Geiseltal lohne sich Querfurt als Ziel, sagte Naumann. „Die Stadt ist noch nicht so bekannt, aber gerade durch die Burg, die schon Kulisse für viele Filme war, spannend.“ Doch die Förderung des Tourismus sei eher ein Nebeneffekt. Hauptsächlich gehe es darum, die Menschen für die Eisenbahn zu begeistern.

Auch Dietmar Eißner aus Merseburg hatte am Samstag die Gelegenheit genutzt, mit dem Sonderzug nach Querfurt zu fahren. „Solche Züge fahren ja nicht oft.“ Allein der Klang der fahrenden Dampflok sei etwas ganz Besonderes. Der Merseburger hatte extra seine Videokamera mitgebracht, um die Fahrt durch das Geiseltal zu dokumentieren.
Gebaut wurde die Dampflok im Jahre 1939 und wurde einst als Heizlokomotive genutzt. Nach aufwendiger Instandsetzung im Dampflokwerk Meinigen kam sie 2003 zurück in den aktiven Betriebsdienst und verrichtet seither ihren Dienst vor Ausflugs- und Sonderzügen im Nostalgieprogramm. „Wir haben Glück, dass wir heute überhaupt mit ihr fahren können“, betonte Naumann, der sich etwas mehr Fahrgäste erhofft hatte.

Kosten sparen: Aufgrund der Coronakrise könne es durchaus sein, dass das Programm eingestampft wird
Denn bei erhöhter Waldbrandgefahr darf die Dampflok nicht verkehren und wird von einer Diesellok ersetzt. „Seit heute haben wir Waldbrandstufe 3. Das ist die letzte Stufe, an der sie noch fahren darf. Gut, dass wir in den vergangenen Tagen Regen hatten.“ Ob es erneut Fahrten mit dem Querfurt-Express geben wird, steht noch in den Sternen. „Unser Verkehrsvertrag mit dem Land Thüringen läuft Ende des Jahres aus“, berichtete Naumann.
Aufgrund der Coronakrise könne es durchaus sein, dass das Programm eingestampft wird, um Kosten zu sparen. Naumann hofft jedoch nicht, dass es soweit kommt. „Es ist schon wichtig, dass wir mit solchen Programmen auf den Eisenbahnverkehr aufmerksam machen und Menschen dieses Verkehrsmittel für sich entdecken.“ Denn so könne man erreichen, dass sie es auch stärker in ihren Alltag integrieren.