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Demonstration Gegen Coronamaßnahmen: 250 Teilnehmer bei AfD-Demo in Querfurt

Teilnehmer ziehen mit „Widerstand“-Rufen durch die Stadt. Kritik richtet sich vor allem gegen mögliche Impfpflicht.

Von Robert Briest Aktualisiert: 07.12.2021, 06:35
Hans-Thomas Tillschneider kündigte für den folgenden Montag die nächste Demo an. Foto: Robert Briest
Hans-Thomas Tillschneider kündigte für den folgenden Montag die nächste Demo an. Foto: Robert Briest Briest

Querfurt/MZ - „Freiheit“, „Diktatur“, „Widerstand“. Diese Worte tauchten am Montag immer wieder in den Sprechchören auf, die Hans-Thomas Tillschneider via Megafon in den kalten Querfurter Nachthimmel schrie. Der AfD-Kreischef schien beflügelt, denn seinem forschen Schritt folgten statt angemeldeter 50 knapp 250 Teilnehmer durch die Quernestadt. Sie demonstrierten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie.

Angemeldet hatte den Protest die AfD, die an diesem Abend in mehreren Städten des Landes sogenannte „Spaziergänge“ veranstaltete. Bei dem in Querfurt ging es trotz der festlichen Beleuchtung am Start- und Zielpunkt, dem Markt, wenig besinnlich zu. Nach absolvierter Runde rief Tillschneider dort den Teilnehmer, die wahlweise 1,50 Meter Abstand halten oder Maske tragen mussten, was auch leidlich eingehalten wurde, zu: Mit der Impfpflicht sei für ihn eine rote Linie überschritten. Er warnte: „Dieses Land entwickelt sich vor unseren Augen in eine perverse Gesundheitsdiktatur.“ Eine Impfpflicht würde er verstehen, wenn es sich bei Corona um ein wirklich gefährliches Virus handeln würde. Doch aus Sicht des Islamwissenschaftlers ist die Pandemie lediglich eine „etwas schwere Grippewelle“.

AfD kehrt auf Straße zurück

Eine Einordnung, der zwar etwa viele Ärzte im Klinikum widersprechen würden, die aber auch die folgenden Rednerinnen am offenen Mikrofon teilten. Sie arbeiteten sich vor allem an der derzeit diskutierten Impfpflicht ab. Dabei nahmen sie es mit der Faktentreue nicht zu genau. Eine Rednerin behauptete, dass laut dem für Impfungen zuständigen Paul-Ehrlich-Institut bereits 1.800 Menschen im Zusammenhang mit Coronaimpfungen gestorben seien. Tatsächlich bezifferte das Institut die Zahl vor weniger Tagen gegenüber der Berliner Zeitung auf 73.

Einige Rednerinnen nutzten die Möglichkeit des offenen Mikros, um gegen Coronaimpfungen zu wettern.  Foto: Robert Briest
Einige Rednerinnen nutzten die Möglichkeit des offenen Mikros, um gegen Coronaimpfungen zu wettern. Foto: Robert Briest
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Für die AfD war die Rückkehr auf die Straße, die sie im Saalekreis seit der Landtagswahl im Juni nicht mehr mit Aktionen besetzt hatte, ein Erfolg. Waren die Teilnehmerzahlen bei Demos und in der Parteihochburg Querfurt zuletzt selbst bei prominenten Rednern wie Björn Höcke rückläufig gewesen, waren die 250 vom Montagabend wieder ein deutliches Plus.

„Nicht nur hirnlose Rechtsradikale“

Zudem ging die Reichweite erkennbar über das klassische AfD-Klientel hinaus. Gerade im hinteren Teil des Zugs liefen viele Teilnehmer, die sonst nicht auf den Parteidemos in Querfurt zugegen waren. „Es ist wichtig zu sagen, dass hier nicht nur hirnlose Rechtsradikale rumlaufen“, sagte ein Mann ganz am Ende. Wie seine Bekannten neben ihm störte auch er sich vor allem an der möglichen Impfpflicht. Er forderte, die Entscheidung solle frei bleiben: „Jeder, der sich impfen lassen will, soll das tun.“ Er selbst habe die Angst, die andere vor einer Coronaansteckung hätten, eben vor der Impfung. Sein Begleiter kritisierte die handelnden Politiker. Hätte die mehr getan, würde das Gesundheitssystem heute nicht so schlecht dastehen und nicht überall Pflegekräfte fehlen.

„Jede Impfung ist eine Körperverletzung“, rief eine echauffierte Frau dazwischen. Ein Unmut, die dem vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Organisator Tillschneider nutzen soll. Angesichts der großen Resonanz auf dem ersten Spaziergang des Herbstes in Querfurt kündigte er für kommenden Montag gleich den nächsten an.