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Zweckverband kalkuliert Zweckverband Ostharz hat bis 2022 kalkuliert: Trinkwasserpreis kann stabil gehalten werden

Von Petra Korn 15.11.2019, 08:56
Immer mehr Grundstücke sind an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen. Dafür baut der Zweckverband - wie hier im Sommer dieses Jahres im Ermslebener Gemeindebereich Sinsleben - neue Kanäle.
Immer mehr Grundstücke sind an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen. Dafür baut der Zweckverband - wie hier im Sommer dieses Jahres im Ermslebener Gemeindebereich Sinsleben - neue Kanäle. Marco Junghans

Quedlinburg - Die gute Nachricht für Kunden des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Ostharz (ZVO): Die Trinkwasserpreise bleiben für 2020 bis 2022 stabil. Die schlechte Nachricht: Die Abwassergebühren werden steigen.

So zahlen zum Beispiel Haushalte, die an eine zentrale Schmutzwasserentsorgung angeschlossen sind, künftig 3,36 Euro je Kubikmeter statt bislang 3,05 Euro. Auf Haushalte, die nicht ans Abwassernetz angeschlossen sind und ihr Schmutzwasser in sogenannten abflusslosen Sammelgruben entsorgen, kommen Gebühren in Höhe von 14,53 Euro je Kubikmeter zu; bisher sind es 7,68 Euro.

Die entsprechenden Satzungsänderungen mit den neuen Entgelten hat die Verbandsversammlung des Zweckverbandes mehrheitlich beschlossen.

Die aktuellen Gebühren gelten bis Ende 2019

Der Zeitraum, für den die derzeitigen Gebühren kalkuliert wurden, endet 2019. Für die Jahre 2020 bis 2022 wurde eine neue Kalkulation erstellt. Berücksichtigt wurden hier unter anderem steigende Sachkosten in Höhe von jährlich vier und steigende Personalkosten im Höhe von jährlich drei Prozent, erläuterte Verbandsgeschäftsführer Lutz Günther.

In der Entwicklung beim Schmutzwasser gebe es „Positionen, die richtig wehtun“: So würden die Kosten für die Entsorgung des Klärschlamms laut den bis 2022 vorliegenden Verträgen jährlich um 11,7 Prozent steigen, die Stromkosten jährlich um 7 Prozent.

Und es gebe eine neue Auflage: Laut Eigenüberwachungsverordnung müsse der ZVO seine Kanale in regelmäßigen Abständen - erstmals nach 15, dann alle 10 Jahre - kontrollieren. Der ZVO habe 700 Kilometer Kanalnetz; die Überwachung koste jedes Jahr etwa 250.000 Euro, so der Verbandsgeschäftsführer.

Kosten für die Entsorgung des Klärschlamm steigen deutlich, ebenso wie die Strompreise

Und nicht zuletzt entstünden bei den dauerhaft dezentral entsorgten Grundstücken hohe Kosten: Immer mehr Grundstücke seien an die zentrale Entsorgung angeschlossen; übrig blieben die, die zu weit außerhalb lägen, gesondert angefahren werden müssten.

Den steigenden Kosten setzt der Zweckverband auch Maßnahmen entgegen: Lutz Günther nannte unter anderem die Stabilisierung der Wasserverluste und eine kritische Bewertung aller Investitionen und Sanierungen.

Hinzu kommt Geld, das in den Jahren 2017 bis 2019 angespart wurde, weil die Summe der eingenommenen Entgelte und Gebühren höher war als die Ausgaben, die der Verband tatsächlich für die Trinkwasserver- und die Abwasserentsorgung hatte.

Im Bereich Trinkwasser könnten so die Kostensteigerungen - einschließlich der Mehrkosten durch die Inbetriebnahme des neuen Wasserwerks in Quedlinburg - aufgefangen werden. „Im Abwasserbereich ist es nicht ausreichend, um die Kostensteigerungen zu kompensieren“, sagte Lutz Günther; deshalb müsse er der Verbandsversammlung vorschlagen, die Gebühren für Schmutz- und Niederschlagswasser zu erhöhen.

Verbandsgeschäftsführer präsentierte zwei Varianten für Schmutzwasser-Kalkulation

Im Bereich der Schmutzwasserentsorgung stellte der Verbandsgeschäftsführer zwei Varianten vor: Eine erste sah die Zusammenfassung der zentralen Schmutzwasserentsorgung mit der Entsorgung aus abflusslosen Sammelgruben vor. Die Gebühr würde dann für alle 3,40 Euro je Kubikmeter betragen.

Als Vorteile dieser Variante nannte Lutz Günther eine Umsetzung des Solidarprinzips und eine „deutlich spürbare Entlastung“ jener Kunden, die mit einer abflusslosen Sammelgrube entsorgen. Solche Gruben würden damit aber auch finanziell als Dauerlösung attraktiv, nannte Günther einen Nachteil.

Mit der zweiten Variante werden die bisherige Struktur beibehalten. Die Gebühren würden damit verursachergerecht bleiben, die Belastung für Kunden mit einer abflusslosen Sammelgrube aber deutlich steigen, so Günther. Wie er auf Nachfragen erklärte, hätten knapp 1,7 Prozent der Kunden den Tarif „Abflusslose Sammelgruben“.

Bio-Kleinkläranlagen sollen 1.400 alte Sammelgruben ohne Abfluss ablösen

Im Verbandsgebiet gebe es rund 1.400 Anlagen, „die nicht den Stand der Technik haben“. „Wir gehen davon aus, dass der überwiegende Teil sich für eine vollbiologischen Kleinkläranlage entscheiden kann“, so Günther.

Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) sprach sich für die zweite Variante aus: Abflusslose Sammelgruben seien ein Auslaufmodell und die Kosten für den Anschluss an eine zentrale Anlage ähnlich groß wie die für eine vollbiologische Kleinkläranlage.

Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) erklärte: „Ich denke auch, es ist ein falsches, wenn nicht gefährliches Zeichen, wenn wir den Beschluss fassen, wir tragen nicht zeitgemäße Anlagen auch in der Zukunft solidarisch mit.“ (mz)