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Zukunftsprojekt in Thale Zukunftsprojekt in Thale: Rennrodeln am Klobenberg?

Von Detlef horenburg 30.04.2014, 16:58
An diesem Hang an der Klobenbergbaude könnte die Rodelbahnanlage entstehen.
An diesem Hang an der Klobenbergbaude könnte die Rodelbahnanlage entstehen. Chris Wohlfeld Lizenz

Friedrichsbrunn/MZ - Die Botschaft aus dem Thalenser Rathaus ist eindeutig: „Wir halten weiter am Vorhaben fest“, sagte Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU). Gemeint ist der Bau einer Bob- und Rodelbahn aus Kunststoff in Friedrichsbrunn, die sowohl für das Nachwuchstraining wie auch als touristisches Highlight für den Ganzjahresbetrieb zur Verfügung stehen könnte.

Vor fast genau einem Jahr wurde das etwa sieben Millionen Euro teure Projekt Sachsen-Anhalts Sportminister Holger Stahlknecht (CDU) in dem Thalenser Ortsteil vorgestellt. Dieser ließ damals keinen Zweifel aufkommen: Wenn das Land den Bau der geplanten Bob- und Rennschlittenbahn unterstützen soll, dann muss ein Investor gefunden und ein schlüssiges Betreiberkonzept auf den Tisch gelegt werden. Doch weder ein schlüssiges Konzept noch einen Investor gibt es bisher im Thalenser Ortsteil zum Bau einer wettkampftauglichen Kunststoffbahn.

„Wenn wir diese Chance verpassen, dann bedeutet dies das Aus für den Rennrodelsport im Harz“, ist sich der Quedlinburger Bernhard Eckert sicher, der das Projekt vor fast drei Jahren angeschoben hatte. Der 63-Jährige, der vor acht Jahren Deutscher Rodel-Meister seiner Altersklasse war, hatte den parteilosen Friedrichsbrunner Bürgermeister Jürgen Zehnpfund von der Idee überzeugt, und auch der Thalenser Stadtrat gab im März vergangenen Jahres in einem Grundsatzbeschluss seine Zustimmung für das Projekt. Doch seitdem scheint es in den Dornröschenschlaf verfallen zu sein. „Wir brauchen hier eine Lobby“, sagte Eckert.

„Zu wenig Unterstützung durch den Landesrodelverband“

Er zeigte sich verschnupft darüber, dass es bisher „zu wenig Unterstützung durch den Landesrodelverband“ geben würde. Der Verband war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. „Solch ein Projekt wäre schon für Friedrichsbrunn und die Region wichtig“, so Bürgermeister Balcerowski. Es benötige aber auch Geduld. Er erinnerte daran, dass es Thale schließlich auch gelungen sei, die Bodetal-Therme zu bauen - auch wenn viele damals meinten: „Das schafft ihr nie.“

Der geplante Bau der Bob- und Rennschlittenbahn sollte als „leichte Trainings- und Rennstrecke“ für den Sportnachwuchs und die touristische Nutzung ganzjährig betrieben werden. Erste Vorstellungen gehen von über fünf Millionen Euro für die 850 Meter lange Kunststoff-Rennstrecke am Klobenberg in Friedrichsbrunn aus - mit den Folgekosten könnten es sogar 7,5 Millionen Euro werden.

Der Bob- und Schlittenverband für Deutschland unter Regie des Internationalen Rodelverbandes hat für diese kombinierte Winter- und Sommerrodelbahn, die leistungssporttauglich sein soll, bereits vor einem Jahr seine Unterstützung signalisiert: „Da das geplante Vorhaben in Schierke und Benneckenstein nicht umgesetzt werden kann, wäre die Verwirklichung des Projektes im Harz für unsere Sportarten in Friedrichsbrunn von großer Bedeutung. In Anbetracht des breiten Spektrums, welche eine kombinierte Bahn bietet (Leistungs-, Breiten- und Behindertensport), können wir das Projekt hinsichtlich der vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten nur befürworten und unterstützen.“ In Benneckenstein, so war vom Chef des Landesrodelverbandes, Jens Eggert, damals zu erfahren, war der Investor abgesprungen und in Schierke hätten andere Wintersportvorhaben Priorität. Der Verband befürworte bisher das Vorhaben.

Kritik gab es damals vom Wintersportverein des Ortes. So habe das Projekt heftige Diskussionen über die Notwendigkeit und Art und Weise der Planung von Sport-Projekten in Friedrichsbrunn entfacht. Die Sportler wollen einen frühzeitigen, offenen Dialog. (ho)

Als erstes werde demnächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, kündigte Balcerowski an. Darin werde untersucht, was „auf uns zukommen“ könnte. Dazu gehöre eine Untersuchung der Wirtschaftlichkeit, der Bedeutung für die sportliche und touristische Entwicklung, die Finanzierung, Planungen und eine bautechnische Analyse. „Die Studie kann nicht jeder Wald- und Wiesenprojektant vornehmen.“ Es würden dazu Spezialisten benötigt. Möglich wäre es, die Internationale Rennrodelorganisation einzubeziehen, meinte Eckert. „Die haben solche Prüfmöglichkeiten.“

Kommt man dann etwa Mitte/Ende nächsten Jahres zum Schluss, das Projekt lässt sich wirtschaftlich umsetzen, dann können damit Fördermittel beantragt und potenzielle Investoren gewonnen werden. „Es kann aber auch das Aus bedeuten.“ Wer A sagt müsse auch B sagen: Kosten von rund 15.000 Euro für die Studie sieht Balcerowski deshalb auf den Haushalt der Stadt zukommen. Wie Eckert meinte, gibt es bereits Investoren, „die nicht abgeneigt“ wären, das Vorhaben am Klobenberg zu unterstützen. Es seien Gespräche mit einem großen amerikanischen Limonadenhersteller und einem bekannten Likörproduzenten aus Niedersachsen geführt worden, um über deren Namen Sponsorengelder einzuwerben.