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Tourismus Zukunft der Ex-Fachschule Gartenbau Wipertistraße Quedlinburg: Stadt wünscht sich touristische Nutzung

Von Ingo Kugenbuch 26.07.2019, 07:56
Die so genannte Villa Baentsch in Quedlinburg wurde bis 2013 als Fachschule für Gartenbau genutzt.
Die so genannte Villa Baentsch in Quedlinburg wurde bis 2013 als Fachschule für Gartenbau genutzt. Ingo Kugenbuch

Quedlinburg - Sie sieht hochherrschaftlich aus - wie ein kleines Schloss: Die historische Villa der Familie Baentsch an der Quedlinburger Wipertistraße hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In der jüngeren Vergangenheit wurde sie als Fachschule für Gartenbau genutzt, später sind auf dem Gelände Migranten und die Kleersgrundschule untergebracht worden.

Und nun? Wie geht es mit dem Areal neben der Wipertikirche weiter? Kurz nach der Schließung der Berufsschule mangels Schülern im Jahr 2012 wünschte sich der damalige Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) an dieser Stelle ein neues, großes Hotel der gehobenen Preisklasse.

Eberhard Brecht wünschte sich ein Hotel, sein Nachfolger Frank Ruch wollte die Immobilie dem Jugendherbergswerk vermitteln

Sein Nachfolger Frank Ruch (CDU) war etwas bescheidener: Er bat vergangenes Jahr das Land als Besitzer der Immobilie darum, sie dem Landesverband des Jugendherbergswerks zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile heißt es von der Stadtverwaltung nur noch, dass man sich „eine Entwicklung im touristischen Bereich“ wünsche. Konkreter möchte Sprecherin Sabine Bahß nicht werden. Doch auch das Minimalziel ist in der nächsten Zukunft nicht in Sicht.

Klar ist jedenfalls, dass der zuständige Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt einen Teil des Ensembles verkaufen soll. „Die Liegenschaft ist bis auf die Kirche St. Wiperti und das daneben stehende historische Klausurgebäude für die Landesnutzung entbehrlich. Die historischen Gebäude bleiben in Landesbesitz“, teilt eine Sprecherin des Finanzministeriums auf MZ-Nachfrage mit.

Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt soll viele Gebäude verkaufen

Damit stehen also etwa die Baentsch-Villa und das flache Gebäude daneben zum Verkauf. Fest steht aber auch, dass die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichten will. Ob es andere Interessenten für das Areal gibt - darüber will das Ministerium kein Wort verlieren: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir über laufende Verhandlungen keine Auskunft geben können.“

Die würde aber vor allem Brita Appelt, die Chefin des Quedlinburger Ökogartens, interessieren. Denn sie hat drei Räume in der Villa gemietet. „Wir würden gern das Gebäude übernehmen, in dem die Flüchtlinge untergebracht waren“, sagt sie. Allein könne der Ökogarten das zwar nicht stemmen, aber vielleicht könne man es gemeinsam mit anderen Quedlinburger Vereinen kaufen und betreiben, so Appelt.

Chefin des Quedlinburger Ökogartens hat Interesse an einem Gebäude

Weil sich Brita Appelt Sorgen um den Fortbestand des Ökogartens bei einem Verkauf der ehemaligen Gartenbaufachschule macht, hat der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Steppuhn eine Kleine Anfrage zur aktuellen Situation der Liegenschaft an die Landesregierung gestellt.

Sehr viel schlauer wird man durch die Antworten des Finanzministeriums allerdings auch nicht. Die Wipertikirche und die ehemalige Klausur des Prämonstratenserklosters, das sogenannte Kornhaus, sollen in Landesbesitz bleiben und eventuell in das Vermögen einer landeseigenen Stiftung überführt werden, hieß es auch dort bereits.

Der Rest könne im Rahmen eines öffentlichen Bieterverfahrens verkauft werden. Dann werde der Mietvertrag mit dem Ökogarten an den neuen Eigentümer übergehen. Was das Ganze aber Wert ist? Unbekannt. Ein Konzept für die künftige Nutzung? Gibt es nicht. Immerhin befänden sich die Verhandlungen mit der evangelischen Kirche über den Erwerb der Zufahrt „auf einem guten Weg“, heißt es.

Finanzministerium dementiert den anfangs geplanten Abriss eines Gebäudes

Entwarnung gibt es immerhin, was die Zukunft des Gebäudes betrifft, das links hinter der Einfahrt quer zur Straße steht. In der Beantwortung von Steppuhns Anfrage steht noch, dass das Haus abgerissen werden solle. Weil es in einem guten baulichen Zustand sei, wäre das aber „ein Frevel“, sagt Brita Appelt.

Doch diese Idee ist mittlerweile offensichtlich vom Tisch. „Es besteht aktuell nicht die Absicht, ein Gebäude abzureißen“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme des Finanzministeriums. Das gesamte Areal gehört laut Ministerium zum Denkmalbereich der Quedlinburger Altstadt, große Teile seien sogar „konstituierender Bestandteil“ des Unesco-Welterbes.

Das wird einen Umbau zu einem Hotel nicht leichter machen, auch wenn die Stadt ihre Unterstützung zugesagt hat. Brita Appelt hofft indessen auf einen Besuch von Claudia Dalbert am 22. August. Ob die Umweltministerin bei diesem Thema helfen kann? (mz)