Jäger schlagen Alarm Wolf in Sachsen-Anhalt: Jäger fordern Abschusserlaubnis zum Schutz von Schafen

Quedlinburg - Ist eine idyllische Koexistenz von Wolf und Mensch im Harz denkbar? Die Antwort der Mitglieder Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Sachsen-Anhalt, der die Jägerschaften Hettstedt, Goslar, Quedlinburg, Sangerhausen, Wernigerode und Halberstadt angegliedert sind, ist eindeutig: Auf keinen Fall!
„Die Wolfspopulation muss reguliert werden“, bringt der Vorsitzende Karl-Friedrich Kaufmann die Forderung der Jäger auf den Punkt. Die Jäger stellen sich dabei geschlossen hinter die Weidetierhalter der Region, die Angriffe durch die Raubtiere fürchten. Denn ohne menschlichen Eingriff würden sich Wölfe den einfachsten Weg suchen, um an Nahrung zu kommen. „Der Wolf ist schlau. Ehe er ein Reh oder ein Wildschwein zu Tode hetzt“, so Kaufmann, „ist es für ihn viel bequemer, ein eingesperrtes Schaf zu reißen.“
Dennoch werde der Wolf geschützt - der völlig falsche Weg, spricht Kaufmann für Jäger aus der gesamten Region. „Vor 250 Jahren hat man den Wolf aus dem Dorf gejagt, weil er zu viel Schaden angerichtet hat“, erinnert er. Jedes Nutztier sei wertvoll und wichtige Lebensgrundlage gewesen. Der Wolf musste weichen.
Aufwand zum Schutz vor Wölfen zu hoch
Das sollte auch heute so sein: „Wir brauchen jedes Schaf, jede Ziege und jedes Rind zur Offenhaltung der Kulturlandschaft“, appelliert Kaufmann. Im Harz gebe es schon jetzt zu wenige Weidetierhalter, die mit der Ansiedlung des Wolfs vor noch größeren Herausforderungen stünden.
„Der finanzielle Aufwand, den die Weidetierhalter betreiben müssen, um sich vor Wölfen zu schützen, ist völlig unverhältnismäßig“, führt Kaufmann aus. Zumal die Bemühungen Wolf und Luchs kaum fernhalten könnten. Man müsse gefährliche, auffällige Rudeltiere töten, fordert Kaufmann.
Dabei gehe es nicht darum, wahllos auf Tiere zu schießen. „Jagd ist Kulturgut, angewendeter Naturschutz und Wirtschaftsfaktor“, erklärt er die Aufgabe der Jägerschaft. Ihr Ziel sei es, gezielt Problemwölfe zu entnehmen. Eine Aussage, in der sich die Jäger mit ihren Kollegen in Brandenburg und Sachsen - sie berieten sich erst kürzlich bei einer gemeinsamen Tagung - einig sind.
Furcht vor Angriff durch Wolf auf Menschen
„Der Wolf muss erkennen, dass der Mensch auch ein Feind ist“, so Kaufmann und weiter: „Eine Ansiedlungsoffensive passt nicht in unsere Zeit.“ Seine größte Sorge sei, dass es irgendwann zu einem Angriff auf einen Menschen kommt.
Wölfe seien keineswegs vom Aussterben bedroht, verweist Kaufmann auf Populationen außerhalb Deutschlands. Deshalb stelle sich die Frage, wie viele Wölfe das Land vertrage. Aus Sicht der Jägerschaft sei es unverantwortlich, dass das Bundesumweltamt erst ab 450 Rudeln deutschlandweit über eine Regulierung sprechen wolle.
Norwegen zähle insgesamt fünf Wolfsrudel, nennt Kaufmann einen Vergleich. „In Brandenburg gibt es schon jetzt mehr Wölfe als in ganz Finnland“, führt er ein weiteres Beispiel an.
„Oft fehlen fachliche Hintergründe“, kritisiert Kaufmann, dass die Debatte nicht auf Augenhöhe geführt werde. „Wir müssen die Diskussion versachlichen“, appelliert er. Es müsse ein Gleichgewicht erreicht werden, mit dem alle Seiten leben können - ohne Jagdrecht auf den Wolf aus seiner Sicht unmöglich. Die nötigen Weichen, um die Raubtiere schießen zu dürfen, müssen jedoch die Regierungsverantwortlichen stellen.
Abschusserlaubnis für Luchs gefordert
„Das Gleiche gilt für den Luchs“, fügt er an. Dieser greife mittlerweile massiv in die Wildbestände ein. So sei das Muffelwild im Oberharz quasi verschwunden. In Ilsenburg, Wernigerode oder Stiege würden Jäger nur noch selten auf Mufflons stoßen, haben teilweise Schonzeiten verhängt. „Sie sind fast 100-prozentig dem Luchs zum Opfer gefallen“, betont Kaufmann.
Im Harz gilt es zu handeln, bevor die ersten Wölfe sich zu einem Rudel zusammenfinden. „Das ist nur eine Frage der Zeit“, so Kaufmann. Dann wären sie noch schwerer zu bejagen und in dünner besiedelte Gebiete zu vertreiben. „Der Wolf geht dahin, wo es bequem ist, Nahrung zu bekommen.“ (mz)