Panne bei der Abfallwirtschaft „Wir haben Neinstedt nicht vergessen“
Mehr als drei Wochen nach der Lieferung für Thale stehen im zweitgrößten Ortsteil noch immer keine Gelben Tonnen.
Neinstedt - Dass Heiko Marks bei seinem Anruf in der MZ-Redaktion kein bisschen erschöpft klingt, mag verwundern angesichts dessen, was er zu berichten hat. „Habe am heutigen Vormittag diverse Anruf-Versuche, ungefähr 15, bei der Abfallwirtschaft Nordharz GmbH gestartet“, sagt der stellvertretende Ortsbürgermeister von Neinstedt.
„Leider ohne Kontakt zu bekommen.“ Dabei ist das Anliegen, weswegen Marks sich ein ums andere Mal in die Warteschleife „mit motivierender Musik“ wählte, eines, das von Tag zu Tag dringender wird: In Neinstedt gehen langsam, aber sicher die Gelben Säcke aus. Schon vor Wochen, als in der Kernstadt Thale die Gelben Tonnen angeliefert wurden, habe man auch im zweitgrößten Ortsteil mit einem baldigen Liefertermin gerechnet. Und gewartet. Und gewartet. Das Einzige, was sich seitdem verändert hat, sind jedoch der Bestand an Gelben Säcken im Ortsbüro und die Geduld der Neinstedter - beide sind ganz erheblich geschrumpft.
„Wir haben drei Wochen lang keine Behälter bekommen“, sagt Dirk Hirschfeld
Ist Neinstedt bei der Systemumstellung für Verpackungsabfälle womöglich vergessen oder - wie Heiko Marks vermutet - mit dem sehr ähnlich klingenden Huy-Neinstedt verwechselt worden? Dirk Hirschfeld, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Nordharz, verneint auf Anfrage ausdrücklich: „Wir haben Neinstedt nicht vergessen. Wir haben den Ort auf dem Schirm.“
Der Thalenser Ortsteil sei nicht der einzige, der im Harzkreis noch ohne Gelbe Tonnen dastehe, ordnet Hirschfeld ein. Auch in Ortsteilen von Harzgerode sei die Auslieferung noch nicht erfolgt. Ursächlich für die Verzögerung des Umstellungsendes, das ursprünglich für Ende März avisiert war, sei ein Problem in der Lieferkette gewesen. „Wir haben drei Wochen lang keine Behälterlieferungen bekommen“, so der Chef der Abfallwirtschaft.
Das habe zur Folge, dass die verbleibenden Tonnen-Fahrten mit im April anstehenden Verpflichtungen wie etwa der Grünschnittsammlung kollidierten. Es sei nach den Osterfeiertagen ohnehin alljährlich eine etwas stressigere Zeit, da es die verschobene Arbeit aufzuholen gelte. „Die Situation ist im Moment ein bisschen angespannt“, gibt Hirschfeld zu.
Umso wichtiger sei es nun, bei den Auslieferungen der buttergelben Leichtverpackungsbehälter eine feste Reihenfolge einzuhalten. „In der Kalenderwoche 15“ - sie beginnt am 12. April - „machen wir komplett Halberstadt“, kündigt der Geschäftsführer an. Mit der Kreisstadt sei man womöglich auch noch am Anfang der Folgewoche beschäftigt. Dann würden Kapazitäten für die übrigen Orte frei. Dass Neinstedt dann direkt in der Woche ab dem 19. April beliefert würde, könne er nicht versprechen, stellt Hirschfeld klar.
Rund 80.000 Behälter, beziffert er, werde die Nordharzer Abfallwirtschaft mit Sitz in Reddeber am Ende insgesamt an die Harzer Haushalte ausgeliefert haben. Mit der bloßen Lieferung, gibt der Chef zu bedenken, sei es jedoch häufig nicht getan: „Es gab eine ganze Reihe von Reklamationen. Da ist eine Tonne zu viel, dort wird eine mehr gewünscht.“
„Dann schauen wir mal und kümmern uns um Gelbe Säcke für die Einwohner“
Solche Situationen ergäben sich, wenn man wie die Abfallwirtschaft ohne Datenlage zum tatsächlichen Bedarf arbeite. Vielerorts teilten sich Mietparteien die Entsorgungsbehälter, bei anderen Familien falle „mit drei Kindern, Hund und Katze“ womöglich etwas mehr Abfall an.
Wo sechs Zweirad-Hausmülltonnen ständen, habe die Abfallwirtschaft jedoch stets sechs Gelbe Tonnen dazugestellt - unabhängig vom Bedarf. Den Aufwand, im Vorfeld alle Bewohner des Harzkreises um Auskunft über ihre Entsorgungsgewohnheiten zu bitten, hätte der Nutzen - ein Postfach ohne Reklamationen - nicht aufgewogen.
Mindestens eine reichliche Woche müssen sich die Neinstedter also noch gedulden, bis auch sie Joghurtbecher, Milchkartons und Co. in der Tonne statt im Sack entsorgen können. Die Geduld ist strapaziert, doch noch nicht am Ende - damit das auch für die Möglichkeit gilt, Plasteabfälle loszuwerden, will Heiko Marks aktiv werden: „Dann schauen wir mal und kümmern uns um Gelbe Säcke für die Einwohner“, kündigt das Neinstedter Ratsmitglied an. (mz/brt)