1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Wie der neue Chef die Stadtwerke Quedlinburg beurteilt

„Ich wusste, worauf ich mich einlasse“ Wie der neue Chef die Stadtwerke Quedlinburg beurteilt

Eiko Fliege ist seit 1. März Chef der Stadtwerke Quedlinburg und der Bäder GmbH. Ein Rückblick nach 100 Tagen im Amt - und ein Ausblick.

Von Petra Korn 17.06.2021, 10:00
Die ersten 100 Tage sind vorbei: Eiko Fliege ist seit dem 1. März Geschäftsführer der Stadtwerke Quedlinburg und der Bäder GmbH.
Die ersten 100 Tage sind vorbei: Eiko Fliege ist seit dem 1. März Geschäftsführer der Stadtwerke Quedlinburg und der Bäder GmbH. (Foto: Petra Korn)

Quedlinburg - „Unheimlich spannend, aber nicht unerwartet.“ So fasst Eiko Fliege die ersten 100 Tage in seiner neuen Aufgabe zusammen. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse, und das hat mir einfach ein gutes Gefühl bei meiner Bewerbung gegeben“, sagt der 46-Jährige, der zum 1. März die Geschäftsführung der Stadtwerke Quedlinburg und der Bäder Quedlinburg GmbH übernommen hatte. Und der die Stadtwerke, die in diesem Jahr auf ein 30-jähriges Bestehen zurückblicken können, mit Blick auf die Zukunft moderner, agiler, regionaler sieht.

Eiko Fliege sieht bei Unternehmen und Privatpersonen Interesse an Zusammenarbeit

Stadtwerke – „das steht für Kontinuität, Sicherheit, Stabilität, aber nicht unbedingt für Innovationskraft“, sagt der Geschäftsführer. „Ich glaube aber nicht, dass das ein Widerspruch ist.“ Auch die Stadtwerke reagierten auf sich verändernde Ansprüche, entwickelten Ideen, veränderten sich – doch das Umfeld verändere sich schneller, sagt Eiko Fliege.

Hier könne durchaus von jungen Unternehmen, die erfolgreich am Markt seien, gelernt werden. Schon Ende vergangenen Jahres – da arbeitete Eiko Fliege noch im Bereich Marketing und Vertrieb der Stadtwerke – sei ein Strategiepapier entwickelt worden: Leitlinien, Ideen, Priorisierungen für neue Geschäftsmodelle.

Das Papier habe Rückhalt im Aufsichtsrat gefunden. Begonnen worden sei, Prozesse, Strukturen und Aufgaben im Unternehmen zu überdenken, ehe es dann im zweiten Schritt in die Strategie geht. „Alles nur ein bisschen anders zu machen, würde aus meiner Sicht nicht substanziell zielführend sein.“

Bislang, nennt Eiko Fliege ein Beispiel, seien die Stadtwerke geprägt durch einen starken lokalen Fokus auf Quedlinburg, Gernrode und Bad Suderode. Doch auch darüber hinaus gebe es - bei Unternehmen wie Privatpersonen - Interesse an Zusammenarbeit, Austausch, Dienstleistung. „Vielleicht hat Corona dazu beigetragen, dass man sich der regionalen Stärken wieder mehr bewusst wird.“

Stichwort erneuerbare Energien: Die Stadtwerke böten Ökostrom an – doch der habe keine lokale Komponente. Hier möchte Eiko Fliege Gespräche beispielsweise mit Investoren führen, die Solaranlagen vor Ort bauen, damit die Stadtwerke „Grünstrom aus der Region für die Region“ anbieten könnten.

„Ich suche die Partnerschaft“, sagt der Geschäftsführer. Und ebenso den „Schulterschluss“ mit den umliegenden Stadtwerken. Obwohl man wettbewerblich im selben Markt unterwegs sei, „Herausforderungen wie Elektromobilität, Netzstabilität oder CO2-Neutralität, das stemmt niemand von uns allein“, sagt Eiko Fliege.

Warum nicht mit Smartphone und App die Zählerstände übermitteln?

Als lokaler – regionaler – Anbieter böten die Stadtwerke einen wichtigen Mehrwert durch den Service vor Ort und die räumliche Nähe. Natürlich gebe es auch „ein wenig digitalen Service“ beispielsweise mit der Änderung von Abschlagszahlungen per Mail oder dem Kontaktformular auf der Internetseite. Das aber sei nicht mehr zeitgemäß, sagt der Geschäftsführer.

Er denkt an ein funktionales Kundenportal mit einem kompletten Service rund um die Uhr – ohne dass der persönliche Kontakt zu kurz komme. Aber warum nicht mit Smartphone und App Zählerstände übermitteln? „Wir wollen da schauen und ermitteln, was erwartet der Kunde von uns. Und genau diese Erwartungen wollen wir auch erfüllen“, steckt der Geschäftsführer das Ziel ab. Bis es ein komplett neues Kundenportal gebe, werde es sicher bis ins nächste Jahr dauern. Versucht werden solle aber, erste Serviceangebote noch in diesem Jahr umzusetzen.

„Wir möchten, dass sich die Vereine bei uns bewerben mit ihren Ideen für Projekte.“

Eiko Fliege, Geschäftsführung der Stadtwerke Quedlinburg und der Bäder Quedlinburg GmbH

Neue Wege soll es auch bei der Förderung geben: Seit vielen Jahren unterstützen die Stadtwerke Kultur und Sport, Jugend und Soziales in der Kernstadt. Künftig will sich das Unternehmen viel stärker in der Projektförderung in Quedlinburg, Gernrode und Bad Suderode engagieren.

„Wir möchten, dass sich die Vereine bei uns bewerben mit ihren Ideen, und gute Ideen werden unterstützt.“ Über diesen „Paradigmenwechsel“ seien viele, die bislang von der Unterstützung der Stadtwerke partizipiert hätten, bereits informiert worden.

Die ersten 100 Tage seien „eine intensive Zeit“ gewesen, erklärt Eiko Fliege, der vor dem Pressegespräch gerade in einer Gesprächsrunde mit Mitarbeitern war. Einer von vielen Runden, die – coronabedingt – kleiner ausfallen und dafür in größerer Zahl durchgeführt werden.

Ihm sei das Gespräch mit den Mitarbeitern – insgesamt 77 einschließlich vier Azubis – wichtig, betont Eiko Fliege und verbindet das „mit großem Respekt und großem Dankeschön“ an die Mitarbeiter: Dass er nach der schwierigen Phase im vergangenen Jahr – die Stadt hatte sich überraschend von dem langjährigen Geschäftsführer getrennt – offen und ohne Vorbehalt aufgenommen worden sei, das „ist nicht selbstverständlich“. (mz)