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Weihnachtsvorfreude im Welterbe Quedlinburg Weihnachtsvorfreude in der Welterbestadt Quedlinburg: Bratenbengel trifft Autorin

Von Uwe Kraus 02.12.2019, 07:32
Zwei Herren im Hof „Pfeiffer mit drei f“ wissen, wie man Besuchern stilvollen Genuss bietet.
Zwei Herren im Hof „Pfeiffer mit drei f“ wissen, wie man Besuchern stilvollen Genuss bietet.  Fotos (3): Jürgen Meusel

Quedlinburg - 17 Sorten Glühwein, kulinarische Erlebnisse fernab der Weihnachtsmarktroutine von Bratwurst, die Thüringen nie gesehen hat, bis Grünkohl und Steak aus der Großmarkttüte, selbst eisschleckende Kinder trifft man in der Blasiistraße, die Adventsstadt Quedlinburg lädt ein, und die Gäste kommen.

In der Brühlstraße speien vier Busse ihren bereits leicht vorgeglühten Inhalt aus. Auf den Köpfen leuchten blinkende Weihnachtsbäume und das Zubehör aus dem Reich der Eiskönigin.

Eine Reihe Quedlinburger sind auf Gegenkurs nach Halberstadt. Im Steinhof und im Kreuzgang der Liebfrauenkirche preisen sie bei einem geruhsam fließenden Glühwein die alten Zeiten, als in der Welterbestadt einfach nur engagierte Anwohner ihre Höfe öffneten und es ein tolles Adventswochenende gab, wie eben in der Nachbarstadt heute noch.

Weihnachtsvorfreude im Welterbe Quedlinburg: Hotels richten Bus-Shuttle ein

Unterdessen gilt „Advent in der Höfen“ als eines der bedeutsamsten Vorweihnachtsevents in Deutschland, an dem selbst TV-Sender und Zeitungen nicht vorbeikommen. Die Hotellerie im Harz hat sich auf die Super-Wochenenden eingestellt. Die Gäste wohnen selbst in Halberstadt oder werden wie von René Maksimčev vom Harzhotel Güntersberge per Shuttle-Service nach Quedlinburg gebracht.

25 Adventshöfe laden ein und Tausende Besucher kommen gern. Dicht gedrängt strömen sie von Nr. 1 im Garnisonshof über 10 und 11, im Word- und Spanischen Hof hin zur Ruinenromantik am Kornmarkt. Immer wieder mischen sich in den Menschenstrom Mitarbeiter des Rettungsdienstes, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Quedlinburg und Beamte der Landespolizei, denn wo sich so viele Leute treffen, sollen sie sich sicher fühlen.

Was „Advent in der Höfen“ ausmacht, sind nicht nur Besucherrekorde und mediale Präsenz, sondern durchaus der Wandel. „Öko? Logisch!“, prangt auf einem Schild an einem Stand der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg. Sandy Timm und Manuela Schön verkaufen Kinderpunsch und Glühwein. Sie freuen sich, dass der „Engelshof“ so gut besucht ist. Der Samocca-Garten ist größer geworden, in der Oldtimer-Garage wird der selbstgeröstete Kaffee verkauft. Stolz hebt Manuela Schön die von der Lebenshilfe kreierte Tasse hoch und freut sich über die gelungene Hof-Premiere am „Weißen Engel“.

Viele Helfer sind auf den Beinen, damit zwischen „FAIRklemmten Heftern“ und Gewölbekeller alles läuft. „Besonders stolz sind wir auf unsere Mitarbeiter mit Handicap, die diese Ausnahmesituation meistern.“

Weihnachtsvorfreude im Welterbe Quedlinburg: Viele Sorten Burger

Im Engelshof kann man vegetarisch gebackenen Blumenkohl, Milchreis - und Burger essen: Weihnachts-, Mexican- und Feta-Burger. Die kommen aus einem ganz speziellen Catering-Unternehmen. Hinter „Bratenbengel Quedlinburg“ verbergen sich Richard Löbel und Leander Rust.

Bisher belieferten die beiden Schüler am Wochenende Firmen- und Geburtstagsfeiern, zuweilen auch Hochzeiten. Doch so geballtes Lob wie im „Engelshof“ kassierten sie noch nicht.

Jung, weiblich, umweltbewusst und kreativ präsentieren auf dem „Hof von Frau Advent“ Charlotte Kasper und Franziska Bartels ihre Brotdose aus Stoff. In Zusammenarbeit mit Harz-Imker Tilmann Dreysse entwickelten sie ihr Bienenwachstuch und nannten ihr Projekt „Hinaus_Wachsen“. Schließlich sind es Bienenwachs und Baumwolle, die dafür sorgen, dass nachhaltig auf Alu- und Frischhaltefolie und weiteren Plastikmüll verzichtet werden kann. „Und klappt es irgendwann mit unserem Bienenwachstuch nicht mehr, kann es ökologisch kompostiert werden.“

Weihnachtsvorfreude im Welterbe Quedlinburg: Krimis aus der Apotheke

Wiebke und Christiane nennen sich Wiederholungstäterinnen. Sie reisen jedes Jahr aus Braunschweig an, um „Advent in der Höfen“ zu genießen. Auf diesem Hof gibt es nicht nur den bekannten „Weißen“, natürlich rezeptfrei, wie Apothekerin Katrin Riemay versichert. Die ganze Familie packt hier bei der Versorgung der Besucher mit an.

Nur Ellys Meller, die Krimiautorin aus Berlin, die gerade ihren dritten Quedlinburger Apotheken-Fall zwischen die Buchdeckel gebracht hat, schwenkt zwischendurch mal nicht die Suppenkelle, sondern einen nostalgischen Füller.

Am ersten Adventswochenende saß die Schwester der Chefin jeweils von 12 bis 15 Uhr an ihrem Signierstand. „Die beiden kommenden trifft man mich hier auch“, wirbt die Autorin für ein besonderes Weihnachtsgeschenk, das hier in der 1578 erstmals erwähnten Apotheke spielt. An ihrem Stand verrät sie auch, dass der vierte Apotheken-Krimi schon in Arbeit ist. „Der erste und letzte Satz steht bereits“, versichert sie lachend, bindet eine Schürze um und hilft wieder bei Ausschank des Bellabomba. „Die Zutaten haben wir direkt aus Österreich.“ (mz)

www.mz.de/weihnachten

Adventsbummel im Angelus-Hof.
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Meusel
Es ist viel los vor dem Apothekenhof.
Es ist viel los vor dem Apothekenhof.
Meusel