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Weddersleben Weddersleben: Schimmel-Alarm in der Kita Knirps & Co.

Von Detlef Horenburg 13.01.2015, 19:04
Bauhof-Mitarbeiter der Stadt Thale halfen beim Umzug nach Warnstedt.
Bauhof-Mitarbeiter der Stadt Thale halfen beim Umzug nach Warnstedt. Chris Wohlfeld Lizenz

Weddersleben/Warnstedt - Schimmel-Alarm in der Wedderslebener Kindertagesstätte Knirps & Co.: Das Gesundheitsamt des Landkreises Harz ließ zwei von Schimmelpilzen befallene Räume der Kita sperren. Am Dienstag erfolgte der Umzug der kleinen und mittelgroßen Kindergruppe - es sind rund 30 Mädchen und Jungen - in die alten Räume nach Warnstedt. Die große Gruppe mit 23 Kindern wird weiter in den nicht vom Pilz befallenen Räumen der benachbarten Ex-Grundschule betreut.

Festgestellt wurde der Schimmelpilz in den beiden Gruppenräumen Mitte Dezember im oberen Wand-/Decken-Bereich. Daraufhin hatte die Stadt Thale als Eigentümerin des Gebäudes vom Gesundheitsamt Proben nehmen lassen, sagte Thales Bürgeramtsleiter Frank Hirschelmann auf Anfrage der MZ. Die Probe wurde im Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz untersucht. Der Befund lag am Freitag vor: Es handelt sich bei den dunklen Flecken klar um einen Schimmelpilz.

Bisher sind keine Erkrankungen bekannt

„Schimmelpilze können potenziell krankmachend und auch allergen wirken“, bestätigte die Chefin des Kreis-Gesundheitsamtes, Heike Christiansen. Doch sie beruhigte zugleich: Glücklicherweise seien in der Einrichtung durch Schimmelpilz verursachte Erkrankungen bisher nicht bekannt geworden. Dennoch zog die Harzer Behörde die Notbremse.

Nach Rücksprachen des Gesundheitsamtes mit dem Betreiber der Kita, dem Elternverein „Knirps & Co.“, und dem als Fachaufsicht für Kitas zuständigen Jugendamt des Landkreises wurde vorsorglich veranlasst, dass die Betreuung der Kinder bis zur grundsätzlichen Klärung des Problems wieder in Warnstedt erfolgt.

Wie lange dies dauern wird, darüber konnte am Dienstag Amtsleiter Hirschelmann keine genaue Auskunft geben. „Dies hängt vom Gutachten ab, was dort als wirksamste Maßnahme empfohlen wird.“

"Umzug war ein Schildbürgerstreich."

Erst vor knapp sechs Monaten musste die Kita ihre Räume in Warnstedt aufgeben und nach Weddersleben umziehen. Marcel Fölsch, dessen Sohn die große Gruppe besucht, spricht aus, was viele Eltern denken: „Erst waren die alten Räume in Warnstedt schlecht, und nun sind sie wieder gut genug. Der Umzug war ein Schildbürgerstreich.“ Es seien viel Zeit und Kraft von den Eltern investiert worden. Jeder, der vom Bau etwas Ahnung habe, hätte sehen müssen, dass die Kellerräume „klitschnass“ seien und die Nässe in den Wänden hochsteigen könne, so der Vater. Man hätte die Räume der Kita in Weddersleben damals ordentlich sanieren müssen, bevor man dort Kleinkinder unterbringe.

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Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) weist den Vorwurf zurück. Es sei aus seiner Sicht ehrenrührig, indirekt zu behaupten, dass die Stadt bei der Zusammenlegung gewusst habe, dass einige Räume vom Schimmelpilz befallen sind. Noch im März 2014 habe das Gesundheitsamt der Stadt nach einer Hygienebegehung der Kita in der Bahnhofstraße keinerlei Mängel bescheinigt. Auch von der vorigen Kindergartenleitung wie auch von Ortschaftsvertretern sei auf mögliche Mängel nicht hingewiesen worden, sagte er.

Falsch gebaute Ablaufrinnen für das Regenwasser

Ende November wurde erstmals in einem Raum im Dachgeschoss Schimmelpilz festgestellt, weiß Amtsleiter Hirschelmann zu berichten. Daraufhin wurde dort in Rücksprache mit einer Gutachterin der Raum saniert. So wurde jetzt festgestellt, dass es dort eine Wärmebrücke gibt. Bürgermeister Balcerowski erinnerte daran, dass das Gebäude einst als Bahnhof erbaut und später als Kita genutzt wurde. Auch gebe es, wie erst jetzt festgestellt wurde, Probleme im Ablauf des Regenwassers aus den Dachrinnen und den falsch gebauten Ablaufrinnen.

Aus Sicht des Bürgermeisters gibt es - ohne das Problem zu verniedlichen - keinerlei Grund zur Hysterie. „Wir reden hier nicht von einer radioaktiven Verseuchung, sondern von Flecken im oberen Wandbereich in drei Meter hohen Räumen, wie sie wohl in vielen Bädern bei schlechter Lüftung auftreten“, sagte er.

Gestern Nachmittag lagen die Empfehlungen der Gutachterin vor. Danach werden ab morgen die schadhaften Wände saniert. Auch das Heizungs- und Lüftungsmanagement soll verbessert werden. So soll unter anderem eine Lüftungsanlage im Gebäude als Sofortmaßnahme eingebaut werden, sagte der Bürgermeister. Um weitere mittelfristige Entscheidungen treffen zu können, soll demnächst das Gutachten mit dem Verein beraten werden, kündigte Balcerowski an. (mz)

Schimmelflecken an den Wänden
Schimmelflecken an den Wänden
Chris Wohlfeld Lizenz