Ehrung von Menschen Warum auf dem Carl-Ritter-Platz in Quedlinburg eine besondere Tafel liegt
Ein Ort des Gedenkens an die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung soll geschaffen werden.

QUEDLINBURG/MZ - Künftig soll hier mit einem Brunnen an die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung erinnert werden: am Carl-Ritter-Platz in Quedlinburg.
Darauf weist jetzt auch eine in den Boden eingelassene Tafel hin, die Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) am Dienstag - auf den Tag genau 32 Jahre nach dem Mauerfall - gemeinsam mit Jürgen Weitkamp, Ehrenbürger der Stadt und einem Hauptspender, enthüllt hat. An einem historischen Ort, wie Frank Ruch sagte: Der Carl-Ritter-Platz sei der Ort der Abschlusskundgebung der friedlichen Revolution, der Montagsdemonstrationen in Quedlinburg gewesen.
Model für Brunnen ist schon entworfen
Ein Modell für einen solchen „Wendebrunnen“ hat der Quedlinburger Bildhauer Wolfgang Dreysse, selbst aktiver Teilnehmer an den Montagsdemonstrationen, entworfen. Modell wie Standort waren unter anderem in einer Bürgerversammlung 2018 vorgestellt und bestätigt worden, erinnerte Frank Ruch. Seit dieser Zeit habe Jürgen Weitkamp der Idee „Drive“ zukommen lassen durch Fürsprache, aber auch die Ankündigung, aktiv in Spende und Sponsoring einzusteigen. So habe Jürgen Weitkamp etwa seinen 80. Geburtstag in den Dienst der Schaffung des Erinnerungsortes gestellt und dafür gesammelt. Neben dieser und weiteren habe er jetzt eine erneute Spende organisiert und 25.000 Euro überwiesen, berichtete der Oberbürgermeister.

Dass Jürgen Weitkamp bereits die Zusage für eine weitere Spende in Höhe von 50.000 Euro habe, „die in den nächsten Tagen eingehen wird für die Umsetzung des Bürgerwillens an diesem Ort mit dem Modell von Wolfgang Dreysse“. „Um diesen Drive aufzugreifen und weiter zu erhalten, haben wir gesagt, wir wollen den Bürgern und Spendern auch etwas geben, woran sie sich festhalten können“, sagte Frank Ruch mit Blick auf die Tafel.
Ein Erinnerungsort
Hier sei nachzulesen, was hier entstehen solle und warum: ein Erinnerungsort „an die tausenden mutigen, friedlich Demonstrierenden“; ihr Protest habe als Teil der friedlichen Revolution „Quedlinburg, Deutschland und Europa verändert“. Und es gebe auch einen QR-Code, über den einfaches Spenden für das Projekt möglich sei. Jeder Euro sei willkommen, damit die 250.000 Euro schnellstmöglich zusammenkämen. Er gehe davon aus, dass auch Fördergeld eingeworben, so in näherer Zukunft der Gedenkort geschaffen werden könne, an dem sich auch künftige Generationen fragen könnten, wie es damals gewesen sei. „Bei uns ist es noch in den Herzen. In den nachfolgenden Generationen muss es in die Herzen hinein“, so Ruch.
„Man muss auch Ideen und Haltung von Bürgern ehren und beispielhaft in irgendeiner Form griffig machen“
Jürgen Weitkamp erinnerte an die vielen Menschen, die damals ihre Existenz aufs Spiel gesetzt hätten und im Glauben an das Gute auf die Straße gegangen seien. „Keiner wusste, wie es ausgeht“, sagte der Ehrenbürger. „Das ungeehrt zu lassen, hielte ich für verkehrt.“ Man könne angesichts der Geldsumme, die da im Raum stehe, auch daran denken, in Afrika eine Schule zu unterstützen. Aber der Mensch lebe nicht von Brot allein, so Weitkamp. „Man muss auch Ideen und Haltung von Bürgern ehren und beispielhaft in irgendeiner Form griffig machen“, sagte Jürgen Weitkamp.
Damit auch Kinder und Jugendliche, die in den meisten Fällen keine Ahnung über die Wendezeit hätten, etwas vor Augen geführt bekämen. „Es ist die Ehrung von Menschen, nicht von Sachen“, unterstrich Weitkamp. Und dafür werde Wolfgang Dreysse „uns wundervolle Bronzen erstellen“.
Stadt hat Schirmherrschaft übernommen
Frank Ruch erinnerte bei der Enthüllung der Tafel im Beisein vieler Gäste daran, dass die Stadt die Schirmherrschaft und die Trägerschaft für die Umsetzung des Projektes übernommen hat unter der Voraussetzung, dass die dafür benötigten 250.000 Euro dafür zur Verfügung stehen. Das habe der Stadtrat im Juli beschlossen. Der Oberbürgermeister ließ aber auch die Historie Revue passieren: Die Idee, einen sogenannten Wendebrunnen zu schaffen, habe es bereits Anfang der 1990er Jahre gegeben.
2015 bildete sich eine Interessengruppe um Wolfgang Dreysse, um in der Stadt eine solche Stätte zu schaffen. Der Wunsch nach einem solchen Ort wurde auch 2016 in einer ersten Bürgerversammlung in Vorbereitung des Festjahres 2019 formuliert und im Jahr darauf in einem Arbeitskreis bekräftigt. Es sollte ein Geschenk von Bürgern für Bürger sein, finanziert durch Spenden und Sponsoring, sagte Frank Ruch und bedankte sich bei allen, die sich für das Projekt engagieren.