Von rasenden «Brummis»
BALLENSTEDT/MZ. - Dies sagte er während seines Besuches in Sachsen-Anhalts ältester Fahrlehrerfachschule in Ballenstedt vor Fahrlehrern und Schulmitarbeitern. Er folgte einer Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Frank Bommersbach (Hohenthurm) und Ulrich Thomas (Quedlinburg) zu einem Informationsbesuch.
Das Hauptinteresse des Ministers galt den Angeboten der Aus- und Weiterbildung sowie der Verkehrssicherheit. Die Fachschule, so berichtete Schulgründer Hellmut Gala, ging aus der einstigen zentralen Kraftfahrzeugstätte der Gesellschaft für Sport und Technik der DDR hervor. 1990 wurde die Schule, die damals noch an den Gegensteinen ansässig war, privatisiert. 1995 erfolgt die Gründung der Fachschule für Fahrlehrer. Seitdem wurden hier 422 Fahrlehrer in den verschiedenen Klassen ausgebildet. 8 842 Fahrlehrer haben sich in Ballenstedt regelmäßig
fortgebildet und 115 Ausbildungsfahrlehrer erhielten hier ihr Rüstzeug. 2001 übernahm Tochter Jacqueline Gala die Einrichtung. Danach erfolgte die Erweiterung der Ausbildungsprofile, wie Speziallehrgänge
zur Ladungssicherung oder für Berufskraftfahrer. Seit 2003 werden auch verkehrspsychologische Beratungen angeboten. Dozenten und Lehrer arbeiten auch aktiv in der Verkehrserziehung in den Schulen und Institutionen mit. Heute ist die Fahrlehrerfachschule mit ihren zwölf Mitarbeitern in 20 Orten deutschlandweit tätig.
Während der Diskussion hatte der Minister viele Fragen der Fahrlehrer, die aus Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen, zu beantworten. Hat sich der Führerschein mit 17 mit begleitetem Fahren bewährt? Warum kann man nicht schon mit 15 Jahren seinen Mopedschein ablegen, wie zu DDR-Zeiten? Wann kommt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen? Warum gibt es kein generelles Überholverbot für die "Brummis"? Sollten ältere Fahrer nicht regelmäßig zur Weiterbildung verpflichtet werden? Wann kommt die Null-Komma-Null-Promillegrenze?
Minister Daehre verteidigte den Führerschein mit 17, der sich laut Statistik als gutes Instrument zum Erlernen der Fahrpraxis durch die Begleitung von Erwachsenen erwiesen habe. Er sprach sich gegen ein Tempolimit auf den Autobahnen aus, da die meisten Unfälle nicht durch das Tempo 170 passieren, sondern durch zu geringen Abstand. Auch sei er gegen ein generelles Überholverbot für Lkw. Die Truckerfahrer wollen "ein wenig Action" haben. "Durch stundenlanges Fahren in Kolonnen könnten schnell Ermüdungserscheinungen auftreten." Da müssten auch Möglichkeiten des Überholens eingeräumt werden. Ein Alkoholverbot lasse sich weder in Deutschland noch in der EU gegenwärtig politisch durchsetzen, sagte er mit Blick in die südlichen Bundesländer und nach Frankreich. Ein Mopedschein mit 15 könnte zu Subventionsproblemen beim öffentlichen Schülernahverkehr führen, da die Schüler dann lieber mit dem Moped zur Schule fahren, so der Minister.
Er sprach sich auch dagegen aus, älteren Kraftfahrern nur Führerscheine auf Zeit zu geben, um diesen regelmäßig erneuern zu lassen. "Solch einen Vorschlag können Sie als Politiker mit Sicherheit unterbreiten, wenn sie ohnehin in vier Wochen den Job an den Nagel hängen wollen", reagierte er auf einen entsprechenden Vorschlag aus den Reihen der Fahrlehrer. Soll heißen, dass es dafür wenig Zustimmung in der Bevölkerung gibt.
Fahrlehrer Fred Weber aus Calbe sprach ein weiteres heißen Eisen an: Haben die Post- und Paketfahrer Sonderrechte? Er habe beobachtet, dass die gelben Postautos oft entgegen der Fahrtrichtung halten oder teilweise auf Fußwegen parken. Vom Minister gab es ein klares Nein. Er werde deshalb die Post und andere Dienstleister anschreiben und auf die Ordnungswidrigkeiten hinweisen, versprach er.