Verkehrssicherheit Verkehrssicherheit im Landkreis Harz: Warum grüne Blechpfeile an Ampeln demontiert wurden

Quedlinburg - Er ist ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten, mit dem viele westdeutsche Autofahrer nach der Wende nicht zurechtgekommen sind: Der grüne Blechpfeil, der es Fahrern auch bei roter Ampel erlaubt, rechts abzubiegen - wenn es die Verkehrssituation hergibt. Doch jetzt – so haben MDR-Recherchen ergeben – stirbt der sogenannte Grünpfeil langsam aus.
Innerhalb von 15 Jahren sei die Zahl der kleinen Blechschilder auf ein Drittel zurückgegangen. In Quedlinburg gibt es keine Blechpfeile mehr. „Leider“, sagt Fahrlehrer Frank Kissmann von Tom’s Fahrschule in Quedlinburg. Der letzte, den es in Quedlinburg gab, war seiner Erinnerung nach an der Kauflandkreuzung angebracht. In Halberstadt, Blankenburg und Wernigerode hingegen sind die Verkehrsschilder noch vorhanden.
Straßenverkehrsamt hat keinen Überblick zu Blechpfeilen
Eine Aufstellung, wie viele Blechpfeile es derzeit im Harzkreis noch gibt, werde im Straßenverkehrsamt des Kreises nicht geführt, sagt Sprecherin Franziska Banse. Sicher ist aber: „An den Kreisstraßen im Landkreis Harz gibt es keine grünen Pfeile.“ Beim Landesverwaltungsamt werde ebenfalls keine Statistik geführt.
Eine Zahl kann auch das Harzer Polizeirevier in Halberstadt nicht nennen, doch das Verkehrszeichen 720 sei im Kreisgebiet im Einsatz, versichert Polizeisprecherin Ulrike Dallmann-Wagner. Und: „Die Anzahl ist annähernd gleichbleibend.“
Wenn Ampeln erneuert werden, strebe man aber eine „technische Lösung“ an – so wie die erweiterte Ampelschaltung, die einen grünen Pfeil für Rechtsabbieger gleich integriert hat. Diese Lösung ist in Quedlinburg häufig anzutreffen, zum Beispiel an der Kreuzung an der Stumpfsburger Brücke, an der Kreuzung von Weststraße, Westerhäuser Straße, Wiperti- und Wallstraße, an der Kreuzung Harzweg/Stresemannstraße. Zeigt der Abbiegepfeil Grün, dann kann oder besser: muss sofort gefahren werden. Andernorts sind Kreuzungen durch Kreisverkehre ersetzt worden, die eine Ampel und auch Grünpfeile überflüssig machen.
An vielen Kreuzungen wurden Ampeln mit integrierten Pfeilen gebaut
Ohnehin müssen bestimmte Voraussetzungen für den Einsatz des Verkehrszeichens erfüllt sein. Laut Straßenverkehrsordnung darf er nur dort verwendet werden, wo Rechtsabbieger Radfahrer und Fußgänger gut sehen können, es keine Gleise oder mehrere Abbiegespuren gebe und keine Schule in der Nähe sei.
Dort, wo dies erfüllt ist, sei der Grünpfeil aber gut geeignet, den Verkehrsfluss in Gang zu halten, sagt Fahrlehrer Kissmann. Das bestätigt im Prinzip auch die Polizei. Das Verkehrszeichen 720 sei „ein durchaus sinnvolles Mittel zur Verbesserung der Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs“, so Ulrike Dallmann-Wagner.
Fahrlehrer Kissmann: Blechpfeil kann Stau an Ampeln vermeiden
An Ampeln könne er Rückstaus vermeiden helfen, und zwar sowohl in Zeiten, in denen wenig los ist, als auch zur Hauptverkehrszeit. Wenn aber durch den Blechpfeil Probleme entstehen, sich zum Beispiel die Unfälle häufen, dann muss er weg. Im Harzkreis scheint das nicht der Fall zu sein. Wie Polizeisprecherin Dallmann-Wagner mitteilt, seien „keine gravierenden negativen Auswirkungen“ festzustellen.
Frank Kissmann hat aber Unsicherheiten beobachtet. „Viele wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen“, sagt er. Tatsächlich würden Fahrer häufig vor dem Abbiegen nicht oder nicht lang genug an der Haltelinie stoppen. „Das ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Bußgeld geahndet werden“, warnt Ulrike Dallmann-Wagner. (mz)