Unterirdisch frisst sich der Bohrer durch das Gelände
QUEDLINBURG/BAD SUDERODE/MZ. - Der Bohrkopf kann sich über 100 Meter vorarbeiten, bis neu angesetzt werden muss. Mit dem unterirdischen Verlegeverfahren wird derzeit die neue Hauptwasserleitung zwischen Quedlinburg und Bad Suderode verlegt (die MZ berichtete).
Von der Holzbreite in Quedlinburg führt die Leitung über Quarmbeck zur Kläranlage Bad Suderode und von dort zum Hochbehälter des Kurortes. Der Anschluss an den Hochbehälter auf der Altenburg erfolgt in einem separaten Bauauftrag. Mit der neuen Leitung soll unter anderem die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser im Bereich Quedlinburg und Unterharz erhöht werden, wie Lutz Günther, Geschäftsführer des Zweckverbandes Wasserver- und Abwasserentsorgung Ostharz, der MZ sagte.
Bis November werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Hauptauftragnehmer ist die Umwelttechnik & Wasserbau GmbH mit Sitz in Blankenburg. Sie bedient sich mit der Firma Beermann Bohrtechnik GmbH, Niederlassung Zeitz, einer Spezialfirma für die unterirdische Verlegung der Rohre. Planer Dietmar Heinemann, Geschäftsführer von Prowa Ingenieure Blankenburg, nennt mehrere Gründe für die Anwendung dieser Verlegemethode, das so genannte Horizontal-Bohrspülverfahren. Dazu gehören sowohl Umweltbelange als auch mögliche archäologische Funde, die dazu bewegten, nicht mit offenen Schächten zu arbeiten. Technologin Beate Lierath vom Zweckverband Ostharz nennt auch Kostengründe: "Es kommt uns insgesamt billiger."
Für die unterirdischen Bohrungen werden zwei Schächte in etwa 100 Meter Abstand geschaffen, erklärt Bauleiter Henry Stuke von der Firma Beermann, den ersten Arbeitsschritt, ehe die Bohranlagen zum Einsatz kommen. Drei verschiedene Größenordnungen solcher Geräte werden bei dieser Baustelle genutzt - 25, 50 und 100 Tonnen Schubkraft zeichnen sie aus. Begonnen wird mit einer Pilotbohrung noch geringen Durchmessers. Ein umweltverträgliches Ton-Wasser-Gemisch dient der Lösung des Gesteins und ist zugleich Schmiermittel der Bohrstange. Hinter dem Bohrkopf werden jeweils etwa zehn Meter lange Stangen aufgesetzt. Elektronische Messgeräte verfolgen die Arbeit des Bohrers zur ständigen Kontrolle.
Wenn der Bohrkopf den Zielschacht erreicht hat, steht ein Wechsel des Bohrkopfs an. Mit einem Aufweitkopf wird das Gestänge zurückgezogen und der Durchmesser für das zu verlegende Rohr erreicht. Das sind bei der Hauptwasserleitung zwischen Quedlinburg und Bad Suderode Rohre mit einem Durchmesser von 40 Zentimeter. Beim Aufweiten des Bohrlochs wird das Rohr gleich mit eingezogen. Die Technologie erlaubt auch mehrere Rohre gleichzeitig in den entstandenen Schacht einzuziehen. Zum Schluss werden die Enden verschweißt und in die Verlegetiefe von drei bis vier Meter versenkt. Da die Hauptarbeitsgänge unterirdisch erfolgen, sind größere Erdbewegungen kaum auf der Baustelle zu sehen.
"Mit dem Horizontalbohrverfahren kann viel, aber nicht alles gemacht werden", erklärt Bauleiter Henry Stuke. Nicht erlaubt ist die Anwendung des Verfahren bei der Unterquerung von Bahnanlagen, wohl aber bei Straßen, Gebäuden oder Bachläufen. Bei der Bahn werden aufgrund der schweren Technik Senkungen befürchtet, so dass eine zusätzliche Stabilität erzeugt werden muss.
Wie gut die Arbeiten vorangehen, hängt vom Untergrund ab, sagt Henry Stuke. Fels sei besser als loses Material, das sich vielleicht in seiner Zusammensetzung und Stärke auch noch ständig ändert. Da kann es Einbrüche in dem gebohrten Rohr, aber vor allem Aufbrüche bis an die Oberfläche geben. Das koste natürlich Zeit und sei nicht immer vorhersehbar. Insgesamt liegen die Arbeiten aber im Zeitplan, betont der Bauleiter. Sorgen bereite etwas ganz anderes, womit Baufirmen in ganz Deutschland zu kämpfen haben - dem Diebstahl von Baufahrzeugen oder Geräten. Baucontainer würden aufgebrochen und das Inventar gestohlen. Zudem gebe es Beschädigungen an den Maschinen.