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Traditionsgeschäft in Quedlinburg Traditionsgeschäft in Quedlinburg: Modehaus sucht einen Nachfolger

Von Petra Korn 04.11.2017, 12:55
Dieter Hulsch sucht einen Nachfolger für sein Modehaus.
Dieter Hulsch sucht einen Nachfolger für sein Modehaus. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - „Seiden- und Modenwaren“ oder „Confektion“ verkünden die Schriftzüge zwischen den Schaufenstern in Erd- und Obergeschoss des „Modehauses Hulsch“ in der Breiten Straße 38 in Quedlinburg. In einem der Fenster steht ein neues Schild: „zu verkaufen“.

Traditionsgeschäft in Quedlinburg: Mit 74 Jahren endlich zurückziehen

Ja, sagt Dieter Hulsch, er wolle sich zurückziehen. „Ich bin 74. Da kann man schon mal über den Ruhestand nachdenken“, so der Geschäftsinhaber, der in dem Modehaus gemeinsam mit Mitarbeiterin Ute Meye tätig ist und hin und wieder durch seine Frau unterstützt wird.

Für Dieter Hulsch steht auch fest: „Wir wollen nicht nur das Haus verkaufen, sondern das Geschäft mit Ladeneinrichtung und Ware. Man hängt natürlich daran, wenn man 26 Jahre darin gearbeitet hat.

Uns geht es darum, dass das Haus in gute Hände kommt, es weitergeführt wird.“ Am liebsten wäre ihm, so der Gernröder, wenn Haus und Geschäft wieder in Familienhand gehen würden.

Traditionsgeschäft in Quedlinburg: Urgestein war einst HO-Fachdirektor

Dieter Hulsch ist quasi ein Urgestein im Handel. Zu DDR-Zeiten war er Fachdirektor bei der Handelsorganisation (HO) in Quedlinburg.

Er war verantwortlich für den „Industriewarenhandel“ - Geschäfte mit rund 250 Mitarbeitern von Drogerien über Haushaltsgeräteläden bis hin Verkaufsstellen für Fahr- und Motorräder.

Auch in dem Wohn- und Geschäftshaus an der Breiten Straße war die HO Mieter, betrieb dort zuletzt einen „Exquisit“: „Hier wurde Gestattungsproduktion von Schiesser und Triumph verkauft“, sagt Dieter Hulsch.

Das waren Produkte, die in DDR-Betrieben für westdeutsche Unternehmen hergestellt wurden und zum Teil hierzulande veräußert werden durften. Zudem gab es in dem „Exquisit“ Schuhe und Lederwaren.

Traditionsgeschäft in Quedlinburg: Kaufangebot sofort angenommen

Nach der Wende wurde die HO abgewickelt, Dieter Hulsch wurde Geschäftsführer Handel bei dem Nachfolgeunternehmen „Seka“. „Aber ich wusste, dass das nicht von Dauer ist.“

Als die Besitzerin des Hauses Breite Straße ihm anbot, dieses zu übernehmen, kaufte er das Gebäude und eröffnete am 1. Februar 1991 das „Modehaus Hulsch“.

Damals befanden sich im vorderen Bereich des Erd- und ersten Obergeschosses Ladenflächen, die hinteren Bereiche waren Lager, die 1991/92 zu Verkaufsflächen umgebaut wurden. Gleich mit dem Neustart wurde das Angebot um Bekleidung für Damen und Herren erweitert.

Dazu gab es weiterhin Miederwaren und Wäsche, die aber 1997 aus dem Sortiment genommen wurden.

„Der Platz für Bekleidung hat einfach nicht mehr ausgereicht, es wurde mehr Fläche dafür gebraucht“, sagt Hulsch. Später konzentrierte sich das Modehaus vorwiegend auf Männermode.

„Das hat sich so entwickelt“, sagt der Inhaber mit einem Schmunzeln. „Klar, kaufen die Damen etwas mehr. Aber die Herren sind hier und da etwas anspruchsvoller.“

Traditionsgeschäft in Quedlinburg: Ständig in das Gebäude investiert

Auch beim Gebäude selbst gab es über die Jahre immer wieder Veränderungen: „Hier ist ständig investiert, ständig etwas erneuert worden“, sagt Dieter Hulsch: Decken, Fußböden, Heizung, die Ladeneinrichtung, Arbeiten gab es aber beispielsweise auch an Fenstern und Fassade des denkmalgeschützten Hauses.

In den Anfangsjahren seines Modehauses sei die Nachfrage stärker gewesen - zum einen, weil es damals viel weniger Bekleidungs-Geschäfte, zum anderen auch mehr Einwohner gegeben habe. Dennoch ist der Gernröder zufrieden.

„Das Geschäft läuft. Wir haben hier relativ viele Touristen. Davon profitieren wir natürlich auch“, sagt er. „Ganz wichtig ist die Beratung, dass man Sachen zeigt und zusammenstellt. Das mögen die Kunden und wollen es auch.“

In der Breiten Straße 38 befand sich übrigens schon 1935 ein Geschäft. (mz)