Tourismus Tourismus in Gernrode: Äbtissin Elisabeth von Weida führt Besucher

Gernrode - Eigentlich wollte sie Lehrerin werden. Doch dann landete sie als Agraringenieur in der Landwirtschaft. Als das Rentenalter nahte, setzte sich die heute 66-jährige Marlen Hartmann noch einmal auf die Schulbank und ließ sich zur Gästeführerin ausbilden.
Seit 2011 führt sie Touristen durch die Geschichte und die Straßen von Quedlinburg und Gernrode. „Das wollte ich schon immer mal machen. Die Zusammenarbeit mit den Gästen macht mir viel Spaß“, sagt sie. Quedlinburg und Gernrode und die Umgebung seien so geschichtsträchtig, das müsse einfach weiter gegeben werden.
Also ist sie mit viel Freude zur Stelle, wenn sie gebraucht wird, um Touristen Geschichte und Geschichten zu vermitteln. Zu diesen ganz normalen Führungen kam jetzt auch eine der besonderen Art, nämlich im Kostüm. Marlen Hartmann schlüpfte in die Rolle der für Gernrode so wichtigen Äbtissin Elisabeth von Weida.
Immerhin hat jene Dame für die Reformation in Gernrode gesorgt und den Weg für die Alte Elementarschule geebnet, die zu den ältesten lutherischen Schulen in Deutschland gehört und 1533 gegründet wurde.
Jene Schule, für die das Herz der Gästeführerin ganz besonders schlägt. „Als ich Anfang der 1990er Jahre nach Gernrode kam und das Haus gesehen habe, dachte ich, da hilft nur noch der Abriss“, erinnert sie sich. Heute arbeitet sie im Vorstand des Kulturvereins „Andreas Popperodt“ mit, der sich um den Erhalt und die Nutzung des Gebäudes kümmert.
„Fräulein vom Sägebusch” führt durch die Elementarschule
Auch hier ist es Marlen Hartmann wichtig, Geschichte erlebbar zu machen. Manches Mal verwandelt sie sich dann in eine Lehrerin aus früheren Zeiten. Fräulein vom Sägebusch heißt sie dann, trägt zu Bluse und langem Rock natürlich Hut und achtet streng darauf, dass die Schulordnung eingehalten wird.
Dann heißt es, mit geradem Rücken sitzen, die Hände parallel zueinander auf, die Füße parallel unter dem Tisch zu halten und auf gar keinen Fall zu schwatzen. Wichtiger jedoch ist die Vermittlung von fast vergessenen Dingen. Wie zum Beispiel die deutsche Schrift. „Wir zeigen auch, woher das Alphabet kommt“, so Fräulein vom Sägebusch, alias Marlen Hartmann.
Die historischen Unterrichtsstunden kämen bei den Besuchern gut an. Trotz so mancher nicht ganz ernst gemeinter Züchtigung mit dem Rohrstock.
Die Alte Elementarschule ist auch ein Ort, an dem die Entwicklung von Gernrode aufgezeigt wird. Vieles von dem hier zusammen getragenen Wissen gibt Marlen Hartmann bei ihren Führungen an die Gäste weiter. Wie zum Beispiel die Hinweise auf Carl Friedrich Christian Mohs, der in Gernrode geboren wurde und die nach ihm benannte Härteskala entwickelte. (mz )