Tödlicher Unfall am Bergtheater Thale: Tödlicher Unfall am Bergtheater Thale: 21-jähriger Kletterer stürzt in den Tod

Thale/Wernigerode - Als der Notarzt Dienstagnachmittag am Bergfreundeturm, einem Kletterfelsen in der Nähe von Thale (Landkreis Harz), eintrifft, ist es schon zu spät. Bei einem 21-jährigen Kletterer aus Magdeburg, kann nur noch der Tod festgestellt werden. Wie das Polizeirevier Halberstadt gestern mitteilte, war er mit einem gleichaltrigen Begleiter an dem Granitfelsen unterwegs. Gegen 15.45 Uhr stürzte er aus einer Höhe von zehn Metern ab. „Nach ersten Erkenntnissen hat sich ein Knoten seiner Ausrüstung gelöst“, sagte Polizeisprecher Uwe Becker. Wie es dazu kam, werde derzeit noch untersucht.

Es ist bereits der zweite Todesfall innerhalb von nur drei Wochen im Harz. Mitte August verunglückte eine 54-jährige Frau aus Mecklenburg-Vorpommern in der Nähe von Schierke. Bei einer Wanderung mit Freunden und Verwandten kletterte sie auf die Feuersteinklippe. Die Felsformation ist das Wahrzeichen des zu Wernigerode gehörenden Ortes. Die Frau rutschte aus und stürzte 15 Meter in die Tiefe. Auch hier kam jede Hilfe zu spät.

Bei zwei so schweren Unfällen kurz hintereinander stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist der Harz für Freizeitsportler? Das Gebirge ist seit Jahren schon eine rege besuchte Wanderregion. Auch bei Kletterern wird es immer beliebter, wie ein Sprecher der Sektion Wernigerode des Deutschen Alpenvereins mitteilt. Da viele Kletterfelsen in Naturschutzgebieten liegen, konzentriere sich der Ansturm auf wenige Gebiete.

Eines davon ist das Steinbachtal bei Thale, wo am Dienstag der 21-jährige Magdeburger verunglückte. Dort gibt es zahlreiche Felsen, die bis zu 50 Meter in die Höhe ragen. An ihnen entlang führen zig Klettertouren unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Allein am Bergfreundeturm und dem direkt angrenzenden Theaterfelsen gibt es 52 Routen.

Kletterunfälle seien im Steinbachtal allerdings trotzdem eher selten, wie Jens Kowalewski von der Bergwacht in Thale sagt. „Die kommen alle paar Jahre mal vor“, berichtet der erfahrene Retter. An Todesfälle könne er sich gar nicht erinnern. Viel häufiger würden er und seine Kollegen zu Wanderern gerufen. „Die haben dann zum Beispiel Beinverletzungen, die sie am Weiterlaufen hindern“, erzählt Kowalewski. Oft seien auch Herz-Kreislauf-Probleme der Einsatzgrund. „Es sind viele Menschen unterwegs, die ihren körperlichen Zustand überschätzen.“

Den Eindruck von Kowalewski stützt auch die Statistik. 2014 hatte die Bergwacht in Sachsen-Anhalt 67 Einsätze im Harz. „Die absolut meisten davon waren mit Wandertouristen verknüpft“, sagt Michael Walter. Er ist beim Deutschen Roten Kreuz für die Abteilung Bergwacht zuständig. In diesem Jahr erwartet er sogar noch mehr Unfälle, weil wegen des Wetters viele Menschen unterwegs gewesen seien.

Generell ist der Harz für Walter aber kein unsicheres Terrain. „Er ist nur gefährlich, wenn man sich nicht richtig informiert und verhält“, sagt der DRK-Mitarbeiter. „Unfälle passieren vor allem dann, wenn Absperrungen nicht beachtet werden, die Ausrüstung nicht angemessen ist oder sich abseits der regulären Wege bewegt wird.“ Vom Begehen oder Beklettern der Feuersteinklippe bei Schierke wird zum Beispiel abgeraten.

Hinzu kommt, was Bergretter Kowalewski bemerkt: „So gut man auch vorbereitet ist, alle Gefahren können nie ausgeschlossen werden.“ Der junge Mann aus Magdeburg sei nach den derzeitigen Erkenntnissen ein geübter Kletterer gewesen. „Sein Absturz war wahrscheinlich einfach ein Unfall, der leider manchmal passiert“, meint Kowalewski. (mz)