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Tag des offenen Denkmals  Tag des offenen Denkmals : Neugierige blicken auf das Erbe

Von Sigrid Dillge 10.09.2018, 09:14
Entdecken, was uns verbindet Die historischen Ansichten - ausgestellt in der Word - machen deutlich, was sich in den zurückliegenden Jahren in Quedlinburg getan hat.
Entdecken, was uns verbindet Die historischen Ansichten - ausgestellt in der Word - machen deutlich, was sich in den zurückliegenden Jahren in Quedlinburg getan hat. Jürgen Meusel

Quedlinburg - Der Weg zur Adresse Steinbrücke 3 in Quedlinburg führt durch Klein-Venedig. Oder Kleins-Venedig. Den zusätzlichen Buchstaben haben Hannelore und Hartmut Klein in Anlehnung an ihren Nachnamen auf den Wegweiser geschrieben.

Ihnen gehört das denkmalgeschützte Haus in Quedlinburgs Innenstadt. Das steht zwar auf der Steinbrücke, ist aber - bis auf das Ladengeschäft im Erdgeschoss - nur über die Pölle und eine Brücke über den Mühlgraben erreichbar.

Der schlängelt sich hier zwischen den Häusern hindurch und macht die Gegend der Kanalstadt Venedig ähnlich. Am Sonntag nahmen viele Menschen den Weg über die schmale Brücke.

Kleins beteiligten sich am Tag des offenen Denkmals und ließen Besucher in das von ihnen liebevoll und aufwendig sanierte Haus im Herzen der Welterbestadt. Für das Ehepaar war dies Neuland, gehörten sie doch zu denen die erstmals die neugierigen Blicke auf das Erbe zuließen.

Das schmale Haus wurde etwa um 1670 erbaut. Den Ladeneinbau und etliche Veränderungen gab es Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts.

2013 dann wurde der Startschuss für die umfassende Sanierung gegeben. Kleins hatten für die Besucher eine Dokumentation vorbereitet, mit der Schritt für Schritt das Baugeschehen nachvollzogen werden konnte. „Wir haben uns bemüht, vieles zu erhalten“, so Hannelore Klein und verweist auf die aufgearbeitete alte Zimmertür und auf den Dielenboden in einem der Räume.

„Der lag unter zig Schichten Fußbodenbelag“, erinnerte sie sich und setzte hinzu: „Hier muss man einfach versuchen, das Beste aus dem zu machen, was da ist.“

Dank dieser Einstellung, der Fördermittel und der fachgerechten Baubetreuung ist ein wahres Kleinod entstanden. Auf drei Etagen präsentiert sich jetzt individueller Wohnraum mit viel Licht und Platz, modernem Bad und Küche, Terrasse und einmaligem Blick auf die Stadtlandschaft mit Fachwerkhäusern, Kirchtürmen und kleinen grünen Inseln ringsum.

Kleins wollen die Wohnung vermieten. Für sich selbst nutzen sie ein anderes saniertes altes Haus.

Viel Vorstellungskraft brauchten die Besucher des Hauses Damm 8, das ebenfalls zum ersten Mal seine Türen für Neugierige am Denkmalstag öffnete.

Das Gebäude gegenüber des Hallenbades stammt aus dem Jahr 1750 und ist vielen Quedlinburgern noch als Lagerhalle des Obst- und Gemüsegroßhandels bekannt. Seit 1997 steht es leer.

Nun wollen Carsten und Matthias Dittmann ihm neues Leben einhauchen. Die Brüder aus Dresden planen, hier eventuell Wohnungen zu bauen. Immer mit sehr behutsamen Eingriff in die Architektur und dem Anspruch, die „Seele“ des Hauses zu erhalten.

Was ist dem Gebäude, seiner Lage in der Stadt, der Stadt selber und vor allem den Menschen angemessen, lauten daher die Überlegungen der Dittmanns.

Gegenwärtig befindet sich das Haus in einem desolaten Zustand. Der Zahn der Zeit hat an ihm genagt und so manche Wunde hinterlassen. Die einstige Nutzung als Lager ist ihm deutlich anzusehen wenige Fenster, breite Holztreppen, Pflastersteine auf dem Boden selbst im ersten Stockwerk.

Auffällig sind die vielen Ladeluken, über die einst Obst und Gemüse, später dann auch Baumaterialien ins Innere gelangten.

„Die Ladeluken sind ganz wesentlich für die Charakteristik des Gebäudes“, ist sich Carsten Dittmann sicher. Einen genauen Zeitplan für die Wiederbelebung des Hauses Damm 8 gibt es noch nicht. Die Planungsarbeiten laufen allerdings schon.

Fasziniert von den vielen Denkmalen in der Welterbestadt zeigten sich viele der Besucher, die am Sonntag durch die Straßen und Gassen schlenderten.

„Wir haben zwar gehört, dass es hier schön sein soll. Aber jetzt sind wir einfach begeistert“, schwärmte Ingelore Ahrens aus der Nähe von Brandenburg. Sie hatte sich mit einigen Freundinnen aus der Seniorensportgruppe auf den Weg in den Harz gemacht und genoss nicht nur die alte Architektur, sondern auch das Unterhaltungsprogramm, das zum Tag des offenen Denkmals auf die Beine gestellt worden war.

Begeistert waren die Frauen unter anderem vom Masken- und Straßentheater Witten und vom Shantychor aus Poppenbüttel. (mz)