"Sternenkinder" "Sternenkinder" in Quedlinburg: Seelsorger Matthias Zentner vom Harzklinikum trauert mit Angehörigen

Quedlinburg - Ein kleines Holzherz, gerade mal so groß wie eine Kastanie: Als Handschmeichler soll der kleine Gegenstand in Zukunft tröstender Begleiter sein. Es ist eines der Hoffnungsbilder, das Matthias Zentner trauernden Eltern und Familien am Samstag nach der Trauerfeier mit auf den Weg gibt.
Seit 2009 gibt es auf dem Kindergrabfeld des Brühlfriedhofs Gemeinschaftsbeisetzungen für frühstgeborene und verstorbene Kinder - eine Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg und des Harzklinikums „Dorothea Christiane Erxleben“, wo Zentner als Krankenhaus-Seelsorger arbeitet.
Neugeborene unter 500 Gramm sind „nicht bestattungspflichtig“
Die juristische Theorie hinter solchen Verlusten empfinden betroffene Familien häufig als weiteren schmerzlichen Haken der harten Realität: Liegt das Gewicht eines „still geborenen“ Kindes unter 500 Gramm, wird es in Personenstandsbüchern nicht geführt und gilt als „nicht bestattungspflichtig“. „Vielen fehlt deshalb ein Abschluss, oft auch ein Ort zum Trauern“, weiß er.
Als der Pfarrer die Idee, die er in anderen Bundesländern bereits verfolgt hat, vor fast zehn Jahren nach Quedlinburg bringt, rennt er offene Türen ein: „Der damalige Friedhofsgärtner hatte beinahe zeitgleich den selben Gedanken.“
Feiern finden Samstag vor Muttertag und Totensonntag statt
Zwei Mal jährlich gibt es seither eine Trauerfeier für Sternenkinder. Die Termine - jeweils der Samstag vor Muttertag und Totensonntag - hat Zentner bewusst gewählt. Das ist Teil der Trostidee, die die Initiative umtreibt. Den Totensonntag nennt er bei seinem anderen Namen - Ewigkeitssonntag. „Manche Eltern fürchten sich vor diesen Tagen“, erzählt er.
Gleiches gilt für die Trauerfeier und Beisetzung. Trauer kennt selten ein Haltbarkeitsdatum oder einen festen Zeitpunkt. Er erzählt von zwei Schwestern, denen es versagt blieb, Mutter und Tante zu werden. Die Initiative ermöglichte ihnen den Abschied - ihr Kindesverlust lag zu dieser Zeit bereits 30 Jahre zurück. Zudem wolle man die Möglichkeit geben, „werdendes Leben würdig beizusetzen“.
Eltern und Angehörige sollen „etwas für ihr Herz finden“
Matthias Zentner, der selbst Vater ist, hat gelernt, dass es in solchen Dingen kein Richtig oder Falsch gibt. Jemand kann sich schwarz oder bunt kleiden, still oder laut trauern. Die Gesellschaft verändert sich, mit ihr auch oft die Art, um ein verlorenes Kind zu trauern: „Auch das Internet bietet inzwischen viel Unterstützung bei der Trauerbegleitung.“
Zentner begrüßt solche Initiativen. Wichtig sei vor allem, dass Eltern und Angehörige „etwas für ihr Herz finden“. (mz)