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Stadtwerke in privater Hand

Von Detlef Horenburg 18.07.2007, 16:00

Thale/MZ. - Die für den Verkauf notwendigen Beschlüsse hatte der Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung auf den Weg gebracht (die MZ berichtete). Nun erfolgte die notarielle Vertragsunterzeichnung.

Die Firma BS / Energy, ein Unternehmen des weltweit agierenden Veolia-Konzerns, hat die europaweite Ausschreibung unter mehreren Bewerbern gewonnen.

Zunächst will das Unternehmen die Wärmeerzeugungsanlagen und -netze in Thale, die rund die Hälfte der Einwohner und zahlreiche Einrichtungen der Stadt mit Wärme versorgen, modernisieren und schrittweise ausbauen. Dafür werden zunächst rund 800 000 Euro investiert. Zusätzlich werden die Stadtwerke Thale rund 750 000 Euro in zwei neue, mit regenerativen Energien betriebenen Blockheizkraftwerke stecken, um auf dem Sektor der förderfähigen Wärme-Kraft-Kopplung (Energiewandlungsanlagen) aktiv zu werden.

Als Energieträger sollen dazu Palmen- oder Rapsöle zum Einsatz kommen, um sich vom steigenden Erdölpreis unabhängig zu machen, wie Hagen Linne, Leiter der Abteilung Wärme bei BS / Energy, vor Pressevertretern erklärte. Linne ist auch der neue Geschäftsführer der Thalenser Stadtwerke.

Für die Thalenser Kunden in den Versorgungsgebieten "Auf den Höhen", "Blankenburger Straße" und der mobilen Station "Schänkestraße" zahlt sich schon ab 1. August das Konzept des neuen Eigentümers in klingender Münze aus. Sie brauchen rund zehn Prozent weniger Kosten für die Wärmeerzeugung bezahlen.

"Überall, wo wir in den Stadtwerken beteiligt sind, möchten wir möglich auch unsere anderen traditionellen Sparten, neben Wärme, sind das Strom, Wasser, Abwasser und Gas, betreiben", betonte Francis Kleitz, Vorstand BS / Energy-Braunschweiger Versorgungs- und Verwaltungs-AG. "Wir wollen die lokalen Stadtwerke entwickeln." Für Thale heißt dies konkret, dass für diesen Standort ein ähnliches Modell entwickelt wurde. Neben der Bereiche Wärme sollen den Thalensern Haushalten und Betrieben noch vor Ende des Jahres auch kostengünstiger Strom und Gas angeboten werden.

Immerhin, allein die durch die Blockheizkraftwerke erzeugte Energie reiche aus, um 1200 Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen. Mit dem Ausbau der Sparten Strom und Gas hoffe das Unternehmen, die Monopolstellung von Envia M aufzubrechen. Für Kleitz steht fest: "Wir haben ein innovatives Konzept und wollen uns so den Wettbewerb stellen, um am Ende für unsere Kunden das Beste herauszuholen."

Doch dies soll nicht der einzige Vorteil für die Thalenser sein, der durch die Privatisierung herausspringt. Der einstellige Millionen-Euro-Erlös soll komplett als Investition in die touristische Infrastruktur investiert werden, um neue Beschäftigungseffekte zu erhalten. "Kein Cent wird dafür in die Verwaltungsaufgaben fließen", versicherte Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU). Für das Stadtoberhaupt war durch die drohende Insolvenz bei den Thalenser Stadtwerken die Privatisierung zwar aus der Not heraus geboren worden, dennoch ist dies nach seiner Meinung eine zeitgemäße Wirtschaftsform.