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Sehenswürdigkeit im Harz Stadtkirche in Falkenstein ist jetzt ein Ort für alle

St. Sixtus im Falkensteiner Ortsteil Ermsleben wird nicht nur für Gottesdienste genutzt. Nach ihrer umfangreichen Sanierung ist die Stadtkirche jetzt ein Bürgerort. Was das genau bedeutet.

Von Rita Kunze 09.06.2024, 14:00
Die Reinstedter Malerin Gabriele Brantin zeigt ihre Bilder in der Sixtuskirche Ermsleben.
Die Reinstedter Malerin Gabriele Brantin zeigt ihre Bilder in der Sixtuskirche Ermsleben. Foto: Kunze

Ermsleben/MZ. - Weil immer weniger Menschen zur Kirche gehören, die Kirchen selbst aber erhalten werden sollen, wird für sie nach neuen Nutzungsmöglichkeiten gesucht. Die älteste Stadtkirche im Land, St. Sixtus in Ermsleben, ist zu einem Bürgerort geworden: Sie ist offen für alle.

„Wir haben uns die Frage gestellt, wie es gelingen kann, diesen Ort weiter lebendig zu halten“, sagt Falkensteins Pfarrer Georg Schmidt, „und sind sehr dankbar für eine ganz konkrete Möglichkeit.“ Die Kirche wird zum Ausstellungsraum. Die Reinstedter Malerin Gabriele Brantin zeigt den ganzen Juni über die Vielfalt ihrer Kunst, mit Landschaftsbildern, Porträts und Tierdarstellungen.

„Einfach in Kontakt kommen mit diesem besonderen Bauwerk“

Außerdem sind Bilder aus der Grundschule Ermsleben zu sehen. Im Vorfeld des Eröffnungsfestes nach der Kirchensanierung im April haben die Kinder Bilder von der Kirche gemalt. „Ich war ganz berührt davon, weil ich gemerkt habe, es ist immer dasselbe Gebäude und doch in einer wahnsinnigen Vielfalt, je nachdem, wie die Kinder diese Kirche gesehen haben. Das ist wirklich eine Entdeckungsreise wert“, sagt der Pfarrer.

Für ihn selbst sei es eine Brücke gewesen zu dem, „was wir miteinander auch sein wollen. Ich habe gemerkt, so bunt wie die Bilder sind und die Blickwinkel auf diese Kirche, so bunt wünsche ich mir auch die Gemeinschaft hier vor Ort. Aus ganz unterschiedlichen Herangehensweisen einfach in Kontakt zu kommen mit diesem besonderen Bauwerk mitten in unserer Stadt und es mit Leben zu füllen. Darüber hinaus laden wir dazu ein, den Raum einfach wirken zu lassen, sich mal eine ruhige Ecke zu suchen, sich hinzusetzen, mal die Stille auszuhalten, vielleicht eine Kerze anzuzünden, ein Gebet zu sprechen.“

Jetzt ist hier alles möglich.

Georg Schmidt, Pfarrer

Die Kirchengemeinde sei inzwischen breiter aufgestellt als vor der Wiedereröffnung. „Ich freue mich sehr, dass es hier wieder ein gemeinsames Kaffeetrinken geben wird“, erzählt Schmidt. Am 17. Juni um 15 Uhr werde dazu bewusst in die Kirche eingeladen: um herauszufinden, wie so eine Veranstaltung in der Kirche wirkt. Am 19. Juni wird die Grundschule hier ihren Vorlesewettbewerb durchführen, und der Pfarrer freut sich zudem auf eine weitere Veranstaltung im August, dann wird es für den Männerkreis zum ersten Mal ein Kirchenkino auf großer Leinwand geben. „Mal gucken, wie es angenommen wird.“

Kirche ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet

Das Angebot könne durch Konzerte und Lesungen erweitert werden. „Da sind einige Bausteine, die jetzt schon fest sind, und gleichzeitig ist Offenheit da, darüber hinauszugehen und zu gucken, was es noch für andere Möglichkeiten und Ideen gibt.“

Die Kirche ist im Juni täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet; eine Testphase: „Wir wollen schauen, wie das angenommen wird und uns vielleicht auch darüber hinaus Gedanken machen, ob diese Kirche eine verlässlich geöffnete Kirche werden soll. Da sind wir auf Mithilfe angewiesen, weil wir merken, dass es eine Menge ausmacht, wenn verschiedene Leute dazu bereit sind, morgens die Kirche auf- oder abends zuzuschließen oder beides an einem festen Wochentag zu machen.“

Die Kirchengemeinde ist begeistert vom neuen Kirchenraum, sagt der Pfarrer. „Ich habe viele getroffen, die sehr berührt waren, weil der Raum an Helligkeit gewonnen und auf einmal so eine Weite hat, die wir vorher vermisst haben. Vorher war das ganz klar getaktet mit den Bänken, es gab wenig Spielraum, sich hier zu bewegen. Jetzt ist hier alles möglich.“