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  7. Rentner aus Halberstadt tötet Ehefrau - Frage der Schuldfähigkeit

Ehefrau umgebracht Rentner aus Halberstadt tötet Ehefrau: „Ich habe das Beste umgebracht, was ich im Leben hatte“

Ein 76 Jahre alter Mann aus Halberstadt soll seine Ehefrau umgebracht haben. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht gesteht er die Tat. Doch war er dabei schuldfähig?

Von Matthias Fricke Aktualisiert: 15.09.2022, 16:59
Der 76-jährige Beschuldigte neben seinem Anwalt. Der Halberstädter soll seine Ehefrau umgebracht haben. 
Der 76-jährige Beschuldigte neben seinem Anwalt. Der Halberstädter soll seine Ehefrau umgebracht haben.  Foto: Matthias Fricke

Magdeburg - Der 76-jährige Beschuldigte aus Halberstadt in diesem Sicherungsverfahren wegen Totschlags ist ein sichtlich gebrochener Mann. Justizbeamte haben ihn am Donnerstag  im Rollstuhl an die Anklagebank des Magdeburger Landgerichts geschoben.

Die Blicke des Mannes gehen ins Leere. Der Rentner aus Halberstadt soll seine 74-jährige Ehefrau, mit der er länger als ein halbes Jahrhundert verheiratet war, mit seinem Schlafanzugoberteil erdrosselt haben. Dies tat er nach Überzeugung von Oberstaatsanwältin Eva Vogel im Zustand der Schuldunfähigkeit. Er habe unter Angststörungen und Depressionen gelitten. Ein Suizidversuch kurz nach der Tat scheiterte.

Rentner aus Halberstadt tötet Ehefrau - Warer schuldunfähig?

Aus diesem Grund befindet sich der Rentner auch im Maßregelvollzug und nicht in Untersuchungshaft. Sollte ihm die Tat nachgewiesen werden und er für die Allgemeinheit gefährlich sein, kommt auch eine dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik in Betracht.

Schon zum Prozessauftakt lässt er durch seinen Anwalt ein Geständnis verlesen. Darin erklärt er: „Ich habe das Beste umgebracht, was ich hatte im Leben, nämlich meine Ehefrau.“ Seinen 52-jährigen Sohn, der aus der Ehe hervorging, bittet er um Entschuldigung.

Doch was ist geschehen? Das Paar zog aus einem Dorf im Salzlandkreis von einem größeren Grundstück (etwa 1100 Quadratmeter) am 28. Januar dieses Jahres nach Halberstadt. Die neue Wohnung liegt im dritten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses, alles viel kleiner als vorher. In der Folgezeit habe sich das Verhalten des Halberstädters verändert.

Rentner aus Halberstadt tötete Ehefrau: Angststörungen und Depressionen

Der Beschuldigte litt unter Angststörungen und Depressionen, musste deshalb auch ins Krankenhaus. „Er ist immer unruhiger geworden im letzten halben Jahr“, sagt eine 68-jährige ehemalige Nachbarin aus dem früheren Wohnort. Sie ist mit dem Bruder der Verstorbenen verheiratet. Dieser betont vor Gericht: „Er ist ein ganz ruhiger und guter Mensch. Ich begreife das alles nicht.“ Der 69-Jährige meint das Geschehen am 28. März dieses Jahres.

Es soll sich so zugetragen haben: Gegen 5.45 Uhr greift der Beschuldigte im Schlafzimmer seine Frau an, schlägt auf sie ein und fügt ihr eine blutende Wunde zu. Nachbarn hören die Schreie und rufen die Polizei. In der Zwischenzeit flüchtet das Opfer durch den Flur ins Bad, der Mann holt es ein, schlägt die Frau zu Boden und erdrosselt sie mit dem Schlafanzugoberteil. Anschließend nimmt er sich ein Messer und versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Die Polizei kommt aber rechtzeitig und verhindert am Ende den Suizid. Der Prozess wird nächsten Mittwoch fortgesetzt.