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Radikalkur für Altes Brüderhaus

Von STEPHAN NEEF 24.05.2009, 15:00

NEINSTEDT/MZ. - Für die Neinstedter ist es das "Alte Brüderhaus", obwohl es inzwischen vom Dach bis zum Keller geliftet und verjüngt wurde. Ursula Kunz ist dagegen nicht jünger geworden. Trotzdem - oder gerade deshalb - zog die 88-Jährige noch einmal um: in das "Alte Brüderhaus".

Am vergangenen Mittwoch wurde der aufwendig sanierte, an eine turmlose Fachwerk-Burg erinnernde Komplex feierlich übergeben. Ursula Kunz konnte die von Posaunenbläsern begleitete Zeremonie aus dem Fenster ihrer 56 Quadratmeter großen Wohnung verfolgen. Die Sanierung dauerte doppelt so lange wie 1926 die Erbauung: Im März 2008 wurde mit den Arbeiten begonnen, die Planungen hatte der Quedlinburger Architekt Dietrich Schimpfermann erstellt. Doch für Diakone, die bis zum zweiten Weltkrieg hier lebten, sind die Häuser nicht wieder vorgesehen, obwohl der historische Name "Brüderhaus Maran Atha" (d.h. Unser Herr kommt) beibehalten wurde.

"Es ist eine reine Wohnanlage, die für alle Generationen geeignet ist", präzisiert Uwe Drewes, dessen Quedlinburger Immobilien-Firma das Objekt im Auftrage der Neinstedter Anstalten verwaltet. 18 der 25 Wohneinheiten seien in kürzester Zeit bereits vermietet worden, an jung und alt. Unter Ursula Kunz wohnt zum Beispiel eine Familie mit Kleinkind.

Pfarrer Jürgen Wieggrebe, Vorsteher der Anstalten, dankte vor allem dem Bauherren, der Brüderhaus GmbH & Co. KG, und dessen Finanzdienstleister, der Volksbank Börde Bernburg e.G., für ihr Engagement. Ihnen sei es gelungen, "das historische Haus vor dem Verfall zu retten und wieder zu einem Schmuckstück zu machen". Aufgrund des Denkmalwertes sei die Außenfassade originalgetreu restauriert worden, fügte Wieggrebe hinzu. Die Gebäudeteile sind über vier Treppenanlagen und einen neuen Personenaufzug zu erreichen. Neu sind auch die großen Dachgauben. "Was der Investor, der Anfang 2007 für das Projekt gewonnen werden konnte, aus dem Haus gemacht hat, kann sich wirklich sehen lassen", ergänzte Wieggrebe abschließend.

Der glanzvolle Schlüssel, den Andreas Schmelzer im Namen der Schieloer Investoren-Familie, zu der noch Bruder Steffen und Vater Helmut gehören, an Wieggrebe überreichte, wechselte nicht zum ersten Mal seinen Besitzer: Am 15. September 1926 krönte er bereits die Übergabe des Neubaus.

"Es ist die Einheit von Architektur, der Ortsrand-Lage unmittelbar an Bodeaue, Bahnhof und Bushaltestelle und der Nähe von Menschen, die sich kennen", die den Reiz der Wohnanlage ausmache, schwärmt Drewes. Ursula Kunz stimmt dem zu: "Es ist hier ruhig, sehr schön". Bleibt zu hoffen, dass die neue Ortsrandstraße diese Idylle nicht allzu nachhaltig stört.