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Quedlinburger SPD feiert Wiedergeburt vor 20 Jahren

Von KERSTIN BEIER 29.06.2010, 16:22

QUEDLINBURG/MZ. - Der Ortsverein der SPD wollte dieses Ereignis vor 20 Jahren nicht unerinnert lassen, doch Quedlinburg hat ihn nicht, den Chronisten, der in den bewegten Zeiten 1989 und 1990 alles genau aufgeschrieben hat. "Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, nach vorn zu schauen", erinnert sich Eberhard Brecht, der es gerne übernommen hat, die Grußworte zu sprechen. Brecht ist der damaligen SDP im Dezember 1989 beigetreten. Obwohl er anfangs Befürchtungen hatte, die oppositionellen Kräfte könnten sich zersplittern und die Staatssicherheit dann wieder leichtes Spiel haben. Die Hinwendung zur Sozialdemokratie blieb bei einem Mann wie Brecht, der das Neue Forum mit begründete, in Umweltgruppen tätig war und aus einem bürgerlichen Umfeld stammt, natürlich nicht unkommentiert. Bereut habe er diesen Schritt nie, lässt er ein persönliches Bekenntnis in seine Worte einfließen und erinnerte an die Männer und Frauen der ersten Stunde, von denen er niemanden hervorheben wollte aus Angst, andere zu vergessen. "Chaotisch und dynamisch ging es zu", erinnert er sich an stundenlange Debatten, in denen um die Besetzung des 34. oder 35. Listenplatzes gerungen wurde. Aber es sei eine spannende und aufregende Zeit gewesen. Den heutigen Ortsverein charakterisiert er als "klein, aber stabil". Zufriedensein könne man trotzdem nicht, "weil zu viele Menschen ihre Politikverdrossenheit wie eine Monstranz vor sich her tragen", woran unter anderem auch die Politiker und ihre Politik schuld sei. Zu viele Menschen hätten den Eindruck, dass es "nur noch ein da oben und hier unten" gebe. Dieses gelte es mutig und ideenreich zu überwinden.

Besonders herzlich begrüßt wurde der Gastredner des Abends, Markus Meckel: der Mitbegründer der SDP in der DDR, der letzte DDR-Außenminister 1990 und langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages. Er stellte die Gründung der damaligen SDP in einen größeren Zusammenhang und wundert sich heute manchmal über die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Menschen auf die Ereignisse von damals blicken. Heute sehe es manchmal so aus, "als hätten wir durch die Einheit die Freiheit erhalten", meint er in der Rückschau auf viele Reden, die im Zusammenhang mit den Jubiläen in diesem Jahr er gehört habe. Die Freiheit sei von den Menschen hier erkämpft worden, und die Mauer sei nicht geöffnet worden, sondern sie sei unter dem Druck der Menschen, die friedlich auf der Straße demonstrierten, gefallen.

Da es bei der Jubiläumsfeier im Quedlinburger Palais Salfeldt nicht nur um Rückschau, sondern auch um Anerkennung ging, sind Genossen, die seit 20 Jahren dabei waren, mit einer Urkunde und der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet worden: Edeltraut Banse, Eberhard Brecht, Reinhard Brinksmeier, Eveline Gablenz, Hermann Geermann, Rainer Kersten, Matthias Klauss, Wolfram Kullik, Horst Pape, Christian Schickardt, Otto Strathausen, Joachim Vogler, Birgit Voigt, Bärbel und Bernhard Wilhelm, Ralf Riediger, Andreas Steppuhn für 30-jährige Mitgliedschaft und Paul Peuschel für 65 Jahre in der SPD. Schöne Geste: Weil sich die Ortsvereine Bad Suderode und Quedlinburg demnächst vereinen werden, waren auch die Bad Suderöder mit von der Partie: Geehrt wurden Bianka und Erhard Kachel sowie Georg Baars.