Lavendel im Rosengarten Quedlinburger Mieter kümmern sich wieder um Grünflächen
Mieter an der Thomas-Müntzer-Straße und An der Bode nehmen damit am bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“ teil.

Quedlinburg - Axel Lemmer kniet im Blumenbeet vor seinem Wohnhaus in der Thomas-Müntzer-Straße und pflanzt Lavendel und Thymian ein. „Wir kannten den Rosengarten schon vor 25 Jahren“, sagt seine Frau Marga. „Das war eine schöne, blühende Insel.“ Und die soll das Wohngebiet mitten in Quedlinburg auch wieder werden, deswegen will sich das Ehepaar um das Stückchen Grün vor dem Haus kümmern. So wie auch andere Mieter von vier Hauseingängen in der Thomas-Müntzer-Straße und An der Bode, die am Samstag in einer Pflanzaktion die Grünflächen neu gestaltet haben.
Die Häuser nehmen damit zugleich am diesjährigen bundesweiten Pflanzwettbewerb „Deutschland summt! Wir tun was für Bienen“ der Stiftung für Mensch und Umwelt teil. Unterstützt werden die Mieter dabei von der Wohnungswirtschaftsgesellschaft Quedlinburg mbH (Wowi) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Quedlinburg (BUND).
„Es gibt nur noch wenige Mieter, die bereit sind, Grünflächen zur Pflege zu übernehmen.“
Wowi-Geschäftsführer Sven Breuel
Die Pflanzen in den Vorgärten sind gezielt ausgewählt. Neben Lavendel kommen Salbei, Thymian, Funkien und Pfingstrosen in die Erde. Mit den Stauden und Kräutern werden die Flächen für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten aufgewertet, sagt Isabel Reuter vom BUND. „Die Aktion läuft im Rahmen des BUND-Projektes ,Pestizidfreie Kommune - für eine insektenfreundliche Stadt’, bei dem die Stadt Quedlinburg seit letztem Jahr dabei ist.“ Neben den neuen Blühflächen im Rosengarten gibt es beispielsweise schon Flächen am Kleers.
Für den Rosengarten hat die Wowi Pflanzen bereitgestellt, die „relativ einfach in der Handhabung sind, aber für Insekten sehr viel bringen - und auch schön aussehen“, sagt Isabel Reuter. „Kräuter sind beliebt bei Insekten.“ Unterstützung kommt auch von der Bau-Gärtner GmbH, die Trittsteine zur Verfügung gestellt hat.
Die Flächen, die am Samstag bepflanzt wurden, sind von den Mietern gemeinsam mit dem BUND ausgewählt worden, sagt Isabel Reuter. „Wir versuchen, in der Stadt andere Lebensräume und ein Nahrungsangebot für Insekten zu schaffen.“
Wowi-Geschäftsführer Sven Breuel ist froh über das Engagement der Mieter. „Es gibt nur noch wenige, die bereit sind, Flächen zur Pflege zu übernehmen. Es ist eine schöne Idee für den Rosengarten. Wir hoffen, dass es vielleicht ausstrahlt auf andere Hauseingänge.“ Wer Interesse habe, eine weitere Fläche im Rosengarten zu pflegen, könne sich an die Wowi wenden.
Mieter reinigten zu DDR-Zeiten die Treppenaufgänge und pflegten die Grünflächen
Zu DDR-Zeiten habe es eine andere Aufgabenverteilung gegeben, sagt Breuel. Die Mieter haben die Treppenaufgänge selbst gereinigt, die Wege vor den Häusern gefegt und sich um die Grünflächen gekümmert. Nach der Wende übernahmen das Hausmeisterdienste.
„Das ist eine Entwicklung, die einfach stattgefunden hat“, sagt er. Nur an wenigen Stellen gebe es noch solche blühenden Vorgärten, wie sie jetzt wieder entstehen. Deswegen freue man sich über die Freiwilligen, die die Pflege übernehmen wollen. „Es ist schön, wenn man durch so ein Wohngebiet geht.“
Marga und Axel Lemmer stimmen da zu. „Ältere Leute bleiben oft stehen und freuen sich über die Pflanzen. Und von früheren Saatzucht-Mitarbeitern bekommen wir Tipps, wie die Pflanzen am besten gepflegt werden.“ (mz)