Quedlinburger Kunstfest Quedlinburger Kunstfest: Einfach zauberhaft

Quedlinburg/MZ. - Bereits zum zehnten Male wurde am Samstag in Quedlinburg das Kunstfest „Vom Zauber der Bäume“ gefeiert. Der Brühlpark verwandelte sich mit Hilfe vieler engagierter Quedlinburger in eine große Bühne mit vielen kleinen Schauplätzen. Federführend bei der Organisation der Veranstaltung war wie in den Vorjahren der Arbeitskreis 7Kunst unter Vorsitz von Arnold Hofheinz. Der erhielt vom Schirmherren des Kunstfestes, Quedlinburgs Bürgermeister Eberhard Brecht (SPD), ein dickes Lob und großes Kompliment. Ohne Hofheinz würde es dieses Fest im Brühl und auch andere kulturelle Aktivitäten in der Stadt nicht geben, meinte Brecht und wusste den Grund: „Der Mann brennt für Quedlinburg.“
Noch unter dem Titel Sommerfest fand das erste am 19. Juni 2004 statt. „Wir hätten damals nicht gedacht, dass unsere Idee so tragfähig ist, dass wir es immer wieder neu gestalten“, sagte Arnold Hofheinz. Am Abend erinnerte er an diejenigen, die vieles mit auf den Weg gebracht haben, jetzt aber fehlen. Wie beispielsweise der kürzlich verstorbene Ralf Eikermann, der zu den Vätern des Arbeitskreises 7Kunst gehört. „Er hat viel für die Kultur in Quedlinburg getan und ist dabei oft angeeckt“, skizzierte Hofheinz seinen einstigen Weggefährten.
Schwelgen in Erinnerungen
„Quedlinburg – quo vadis“ lautete das Motto des Jubiläumsfestes. Wer die Frage nach dem Wohin stellt, muss unweigerlich auch in die Vergangenheit blicken, um Wurzeln aufzuzeigen oder Verlorenes in Erinnerung rufen. Das taten beispielsweise die Damen und Herren, die in der Bode Abkühlung suchten. Mit Häubchen und gestreiften Anzügen bekleidet, stiegen sie in das überraschend klare, aber auch recht kühle Wasser. „Wir baden wie früher bei Klietz“, hieß es aus der munteren Runde. In weit zurück liegenden Jahrzehnten hatten die Quedlinburger immer die Bode oder den Mühlgraben genutzt, um im Sommer Baden zu gehen. Die komfortable Leiter aus der Neuzeit gab es damals natürlich nicht. Mit dem Baden in der Bode sollte zum Kunstfest an das verloren gegangene Freibad erinnert werden. Den Quedlinburgern bleibt gegenwärtig nur die Fahrt in Sommerbäder anderer Orte oder eben die Bode. „Herr Hofheinz hatte die Idee zu dieser Aktion und wir Frauen haben sofort zugesagt“, erklärte Gudrun Knauth von der Abteilung Schwimmen der Turn- und Sportgemeinschaft GutsMuths Quedlinburg das Zustandekommen der Szenerie. Das Nordharzer Städtebundtheater half mit der nostalgischen Badebekleidung – einst in der Aufführung des „Weißen Rössls“ getragen – aus, und ab ging es ins Wasser. „Es ist schade, dass es in Quedlinburg kein Freibad mehr gibt und vieles andere auch geschlossen wird, wie zum Beispiel die Sauna im Hallenbad“, bedauerten die Badenixen um Gudrun Knauth.
#image
Gäste sollen aktiv werden
Sorgen wie diese konnten den wandelnden Kummerkästen übergeben werden, die durch den Park flanierten oder in Gesprächen aufbereitet werden. Das Kunstfest wollte am Samstag vor allem zur Diskussion über die Zukunft in vielen Bereichen anregen und natürlich auch die Sinne ansprechen. Das gelang wieder meisterhaft mit den unterschiedlichsten Aktionen und Installationen in, an, neben und unter den wunderschönen alten Bäumen. Da gab es riesige rote Mohnblüten an starken Ästen, davor schien sich ein Weg aus echten und gemalten Klatschmohn in Normalgröße auszubreiten. Anderswo hing ein Baum voll mit Liebesbriefen, geschrieben von Frauen an ihre Männer oder von Kleintierfreundinnen an ihr weißes Kaninchen. Unter einem schattigen grünen Dach lud Meister Lyonel Feininger zum Malen ein. Michael Niems war in die Rolle des Künstlers geschlüpft, mit dessen Werk sich eine Galerie in Quedlinburg beschäftigt. „Ich animiere hier die Leute, damit sie nicht einfach so durch den Park gehen, sondern künstlerisch tätig sind“, erklärte er seine Aufgabe. Wie die Kunstwerke aussahen, spielte keine Rolle. Eine grüne Fläche zwischen den Bäumen hatte sich dank der geschickten Hände von Manuela Schlitt in eine Blumenwiese verwandelt. Wer wollte, konnte eine der Blüten, die aus gefärbten und in Wachs getauchten Kaffeefilterpapier bestanden, kaufen und zugleich für die Hochwasseropfer spenden. „Eigentlich war die Ursprungsidee, an die Blumenstadt Quedlinburg zu erinnern. Dann kam das Hochwasser und ich dachte, warum soll Quedlinburg nicht auch für die Hilfe für andere stehen“, erklärte die junge Frau, die erst seit kurzem in der Welterbestadt wohnt, ihre Aktion. Sie war zum ersten Mal beim „Zauber der Bäume“ dabei. Doch sicher nicht zum letzten Mal. Manuela Schlitt bleibt in Quedlinburg und will im September ein Café auf dem Schlossberg eröffnen. Und auch das Kunstfest geht in eine neue Runde.


