Quedlinburg Quedlinburg: Wowi ist im Stadtkern auf Öl gestoßen
Quedlinburg/MZ. - Die Arbeiten für das neue Wohn- und Geschäftshaus Ecke Steinbrücke / Carl-Ritter-Straße in Quedlinburg waren ins Stocken geraten. Daran hatte nicht nur der Winter Schuld, wie der Geschäftsführer der Wohnungswirtschaft (Wowi), Manfred Jäger, auf Anfrage der MZ sagte. Eher gab es zwei unvorhergesehene Ereignisse. Diese haben die geplante Fertigstellung des knapp vier Millionen Euro teuren Ersatzneubaus am Innenstadtring verzögert. Geplant war die Einweihung des Komplexes zum Jahresende vergangenen Jahres. Nun ist der Spätsommer dieses Jahres anvisiert.
Bereits im Sommer 2011 gab es einen ersten, dreiwöchigen Baustopp, wie sich der Wowi-Chef erinnert. Während der Tiefbauarbeiten war plötzlich im Grundwasser Öl aufgetaucht. "Woher dies kam, konnte bisher keiner genau sagen", meinte Jäger. Vermutlich stammt dies noch von der alten Tankstelle, die vor Jahrzehnten in der Hospitalstraße stand. Es könnte über das Grundwasser bis unter das alte Gebäude gelangt sein und sich hier als Ölblase verkapselt haben, lautet eine Theorie. Auf jeden Fall musste das Öl-Wassergemisch über längere Zeit von einer Spezialfirma abgepumpt und entsorgt werden.
Als nächstes Handicap erwies sich der Giebel zum Nachbargebäude Nummer 18. "Die ursprüngliche Abrisstechnologie per Kran konnte nicht eingesetzt werden, da sonst ein Einsturz drohte." Entsprechende Gutachten und Planungsänderungen kosteten wieder fast ein halbes Jahr. Die weiteren Abrissarbeiten wurden nun manuell per Presslufthammer vorgenommen. An der Ecke Steinbrücke / Carl-Ritter-Straße standen einst drei mittelalterliche Fachwerkhäuser, die aber in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts bereits einem Ersatzneubau weichen mussten.
Der in die Jahre gekommene Block bedurfte einer dringenden Sanierung. Da kam der Landeswettbewerb "Städte- und Wohnungsbauliches Modellprojekt Sachsen-Anhalt" gerade recht, da dieser großzügige Fördermittel bereitstellte. "Leider traten bereits bei den Entkernungsarbeiten statische Probleme am Gebäude auf." Die für das altersgerechte Wohnen geforderten Grundrissänderungen vergrößerten die Probleme zusehends, begründete Geschäftsführer Jäger, dass statt der Sanierung des alten Wohnblocks nun ein Neubau erfolgt. Neben einer 630 Quadratmeter großen Geschäftsfläche im Erdgeschoss entstehen nun in den drei Obergeschossen zwölf moderne, energieeffiziente und barrierefreie Wohnungen. Dafür erhält die Wohnungswirtschaft auch eine Förderung, die rund 545 000 Euro beträgt.
Geplant sind Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen. "Die Wohnungsnachfrage ist derzeit dreifach überzeichnet", sagte der Wowi-Chef zum riesigen Interesse. Im Keller werden 15 Pkw-Stellplätze, davon drei behindertengerecht, eingerichtet. Die Zufahrt soll über den Hof erfolgen. Während das Gebäude an der Steinbrücke ein Satteldach erhält, wird der Baukörper in der Carl-Ritter-Straße ein flaches Dach bekommen, welches begrünt werden soll.
Für einen Teil der Gewerbefläche im Erdgeschoss gebe es bereits eine Vermietung an eine renommierte Boutique. Für die restliche Ladenfläche laufen noch die Verhandlungen, weiß der Wowi-Chef weiter zu berichten.