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Quedlinburg Quedlinburg: Frustschieben an der Tanke

Von holger hadinga 28.02.2012, 17:35

quedlinburg/MZ. - "Sicher, die Preise sind sehr hoch. Zum Glück trifft es mich aber nicht so stark, weil ich meist nur am Sonntag mit dem Auto fahre", sagte ein Rentner aus Ditfurt. Slava Schardscharski meinte: "Um zu sparen, nehme ich jetzt öfter bei kürzeren Strecken das Rad. Wenn ich zum Beispiel nach Halle muss, fahre ich aber weiterhin mit dem Auto."

Die Quedlinburgerin Ines Herrmann empörte sich: "Ich bin beruflich auf mein Auto angewiesen. Die Preise sind jetzt so hoch, dass man nur noch arbeitet, um sich das Tanken leisten zu können." In der Freizeit verzichtet sie nun öfter auf ihren Wagen. Eine andere Quedlinburgerin sagte: "Die Preise sind unfassbar. Daran verdient vor allem der Staat, und der verteilt das Geld dann nach Griechenland." "Ich tanke jetzt nicht mehr voll, weil ich hoffe, dass es später etwas billiger wird. Außerdem gehe ich jetzt öfter mal zu Fuß", so Romy Nemitz. Häufiger auf Schusters Rappen begibt sich jetzt auch Gerd Hartwig, zumindest, wenn er in seinen Garten will. "Als Begründung für die hohen Preise werden irgendwelche Dinge herangezogen. Die Großkonzerne finden immer Ausreden", sagte der Quedlinburger.

Ein Mann aus Schönebeck (Salzlandkreis), der hier am Dienstag auf der Durchreise tankte, sagte: "Klar geht mir bei den Preisen der Hut hoch. Ich brauche aber den Pkw, weil ich im Außendienst Kunden besuche." Sprit sparen könne der Mann nur, wenn er seinen Tourenplan optimal legt. Unverständnis zeigte auch Silvia Schicke, Geschäftsführerin von Taxi Ahrens: "Die Preiserhöhung geben wir nicht an die Kunden weiter, die zahle ich aus der eigenen Tasche. Der Staat verdient weiterhin an den Steuern." Die Fahrer des Unternehmens seien zwar angehalten, Sprit sparend zu fahren, das würde jedoch nicht so sehr ins Gewicht fallen. Christian Arndt vom Taxibetrieb Bettermann macht die Politik für die hohen Preise verantwortlich und glaubt, dass eines Tages die Erhöhung an die Kunden weitergegeben werden muss. Um Sprit zu sparen, fährt er innerhalb der Stadt im vierten oder fünften Gang mit 50 Stundenkilometern.

Auch an der Ballenstedter Q-Bus Nahverkehrsgesellschaft geht diese Entwicklung nicht spurlos vorüber. "Wir leiden darunter und haben im Vergleich zum Vorjahr rund 150 000 Euro Mehrkosten", weiß Q-Bus-Geschäftsführer Eckhardt Nitschke. Deshalb müssen am 1. September zum Fahrplanwechsel die Kunden mit einer Preiserhöhung rechnen. Diese soll laut Nitschke aber moderat ausfallen.

"Unsere Kunden sind zurzeit natürlich nicht erbaut", erklärt Herbert Kraus, Betreiber der Ballenstedter Shell-Tankstelle. Auf die Preise haben die Mitarbeiter keinen Einfluss, deshalb ärgert ihn das Verhalten mancher Kunden: "Die belegen ganz einfach die Verkäuferin an der Kasse, obwohl sie nichts dafür kann." Die gleiche Erfahrung machte auch eine Mitarbeiterin der Aral-Tankstelle in Harzgerode: "Wir stehen hier in der ersten Reihe und sind der Prellbock. Da heißt es nur, ruhig zu bleiben." Ärgern könne man sich dann zu Hause.