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30 Jahre Einheit Quedlinburg feiert 30 Jahre deutsche Einheit mit Bürgermeistern aus Walsrode Herford Hameln und Hann-Münden: Konzert in Marktkirche

Von Ingo Kugenbuch 05.10.2020, 12:25
Gäste aus Partnerstädten vorm Rathaus (v.l.): Wolfgang Puschmann, stellv. Bürgermeister von Walsrode mit Frau, Tim Kähler, Bürgermeister von Herford mit Frau, Claudio Griese, OB von Hameln, Quedlinburgs OB Frank Ruch mit Frau und Harald Wegener, Bürgermeister von Hann. Münden mit Frau.
Gäste aus Partnerstädten vorm Rathaus (v.l.): Wolfgang Puschmann, stellv. Bürgermeister von Walsrode mit Frau, Tim Kähler, Bürgermeister von Herford mit Frau, Claudio Griese, OB von Hameln, Quedlinburgs OB Frank Ruch mit Frau und Harald Wegener, Bürgermeister von Hann. Münden mit Frau. Meusel

Quedlinburg - Als Martin Gentz in den 1990ern seinen Sohn nach der Schule fragte, wie es war, sagte der: „Alles jut.“ Nein, antwortete Pfarrer Gentz. „Das heißt ,gut‘.“ Doch sein Sohn erwiderte: „Die reden hier alle so.“

Gentz, der 1992 von Dortmund - was man dort übrigens „Doatmuund“ ausspricht - nach Quedlinburg gekommen war, erzählt diese kleine Anekdote auf der Festsitzung des Quedlinburger Stadtrats zum 30. Tag der Deutschen Einheit in der Marktkirche.

Und auch noch diese: Auf einer Fahrt mit Jugendlichen aus Quedlinburg zum Kirchentag in München sei er gefragt worden: „Sind Sie wirklich ein Wessi?“ Als er das bejaht habe, lautete die Antwort: „Dafür sind Sie ja ganz schön in Ordnung.“ Die Botschaft ist so simpel wie klar: Lässt man es geschehen, dann wächst tatsächlich zusammen, was zusammengehört.

Martin Gentz aus Westdeutschland erinnert sich an seine Ankunft 1992 in Quedlinburg

Und so fällt auch die Bilanz von Quedlinburgs Oberbürgermeister Franz Ruch vor den Gästen - unter anderem von der Städteunion, Gernrodes Partnerstadt Walsrode und Mitgliedern des Stadtrats - in der unter Coronabedingungen spärlich besetzten Kirche positiv aus.

„Kanzler Helmut Kohl versprach blühende Landschaften - und sie sind entstanden“, sagte er. Dennoch gebe es Probleme, die auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch zu lösen seien, Ungleichgewichte zwischen Ost und West. Beispielhaft nannte er das im Westen deutlich höhere Durchschnittseinkommen. Dafür seien im Osten viel mehr Frauen berufstätig und politisch aktiv.

OB Frank Ruch sieht blühende Landschaften, aber auch Probleme

Ruch erinnerte auch an die Wendezeit. Als er 1989 mit seiner Frau Daria zu einer Demonstration in die Marktkirche aufgebrochen sei, habe diese zu ihrer damals siebenjährigen Tochter Julia gesagt: „Wenn wir morgen früh nicht da sind, dann gehst du zu Oma.“ Doch sie sind zurückgekommen. Die Revolution blieb friedlich - und stellte dennoch die Welt auf den Kopf.

Die Gäste aus Hameln, Hannoversch Münden und Herford erinnerten an die Zeit nach der Wende, in der die Städteunion - zu der außerdem noch Celle gehört - entstand.

„Bis zum heutigen Tag verbindet uns eine Freundschaft mit Quedlinburg“, sagte Harald Wegener, der Bürgermeister von Hannoversch Münden. Damals habe man Mitarbeiter der westdeutschen Städte in den Harz geschickt, um beim Aufbau der Verwaltung zu helfen. „Aber auch wir haben viel gelernt“, sagte Wegener.

Wolfgang Puschmann hat die Wiedervereinigung „unendlich berührt“

„Ich freue mich, dass Quedlinburg heute so aussieht, wie es aussieht“, sagte Wolfgang Puschmann, der stellvertretende Bürgermeister von Walsrode, der Partnerstadt von Gernrode. Ihn habe die Wiedervereinigung „unendlich berührt - und tut es auch heute noch“, sagte er. Das liege auch an seinem geschichtsträchtigen Geburtsdatum: 8. Mai 1945.

Nachdem sich die befreundeten Bürgermeister in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, wurde auch Quedlinburgs ehemaliger Oberbürgermeister und jetziger SPD-Bundestagsabgeordnete Eberhard Brecht durch einen Eintrag für sein politisches Wirken - er war in Quedlinburg aktiv an der Wende beteiligt - geehrt.

Er bedankte sich anschließend bei den Westdeutschen für deren Solidarität und sagte: „Wir können auf das Erreichte stolz sein.“ An diesem Tag der Einheit gebe es keinen Grund zum Meckern, sondern nur zum Freuen. (mz)

Douglas Coombes schrieb die „Missa Brevis Pro Urbis Quedlinburg“ eigens für die Stadt. Zur Feier des 30. Tages der Deutschen Einheit wurde sie in der Marktkirche vom Jungen Kammerorchester der Kirchengemeinde Quedlinburg unter der Leitung von Domorganist Markus Kaufmann gespielt. Dazu sangen die Damen des Quedlinburger Oratorienchors.
Douglas Coombes schrieb die „Missa Brevis Pro Urbis Quedlinburg“ eigens für die Stadt. Zur Feier des 30. Tages der Deutschen Einheit wurde sie in der Marktkirche vom Jungen Kammerorchester der Kirchengemeinde Quedlinburg unter der Leitung von Domorganist Markus Kaufmann gespielt. Dazu sangen die Damen des Quedlinburger Oratorienchors.
Jürgen Meusel